Tarragona in Spanien:Sauftouristen überschwemmen Salou

Es soll ein "studentisches Sportfestival" sein, doch die britischen Urlauber wollen lieber feiern, singen, brüllen - auch nachts, zum Ärger der Anwohner.

Sport, schneller Sex und jede Menge Alkohol: Dies wird den Teilnehmern eines britischen Studentenfests im spanischen Badeort Salou in Aussicht gestellt. Die Formel erwies sich als ein durchschlagender Erfolg. Von Jahr zu Jahr reisten mehr Studierende aus Großbritannien zum "Saloufest" in die Touristenhochburg bei Tarragona.

In diesem Jahr vergnügen sich - in zwei Abteilungen - 8400 junge Leute auf dem "größten studentischen Sportfestival", wie der Reiseveranstalter das Fest anpreist.

Bei den Einheimischen löste der Zustrom junger Briten jedoch erheblichen Ärger aus. Zahlreiche Bewohner der Stadt beklagten sich darüber, dass sie wegen der Gesänge und des Gebrülls betrunkener Studenten nachts nicht schlafen könnten. Vom Sport scheinen die jungen Briten nämlich wenig wissen zu wollen. Für sie ist das "Saloufest" eine Gelegenheit, sich zu betrinken und rund um die Uhr zu feiern. "Nachts laufen 500 Jungs in Unterhosen durch die Straßen und grölen", beklagte sich ein Anwohner. "Wo bleibt die Polizei?"

Die Bürgersteige im Kneipenviertel sind morgens übersät mit leeren Flaschen und Erbrochenem. "Und diese Urlauber gehören zur Schicht der Gebildeten", wundert sich der Schreiber eines Leserbriefs an die Zeitung Diari de Tarragona. "Was soll aus uns werden, wenn die Ungebildeten kommen?" Die Zeitung El País spricht unter Anspielung auf die Weltsportspiele der Studenten von einer "alkoholischen Universiade". Die Stadtverwaltung von Salou lehnt es jedoch ab, das Studentenfest mit Sauftourismus gleichzusetzen. "Dass die jungen Leute sich nachts vergnügen wollen, ist verständlich", meinte ein Sprecher. "Bei dem Fest steht jedoch der Sport im Mittelpunkt." Die Wirklichkeit sieht nach den Berichten der Lokalpresse jedoch anders aus.

Nach einer durchzechten Nacht konnten ein paar Studenten sich am Morgen zu einem Fußballspiel aufraffen, andere legten sich dagegen auf die Zuschauerränge, um ihren Rausch auszuschlafen.

Ein Student der Ingenieurwissenschaften antwortete nach einer 18-stündigen Sauftour auf die Frage, wo der Sport bleibe: "Der Sport? Ach ja, wir schauen uns im Fernsehen die Fußballspiele der Champions League an." Die Hoteliers und Kneipenbesitzer im Badeort an der Costa Dorada reiben sich zufrieden die Hände. Die trinkfreudigen Studenten verhelfen ihnen zu unverhofften Einnahmen in einer Zeit, in der im Tourismusgeschäft normalerweise Flaute herrscht.

"Natürlich ist das Sauftourismus", räumte ein Hoteldirektor ein. "Aber die jungen Leute sind gute Kunden." Etwa ein Dutzend Studenten musste wegen Alkoholvergiftungen im Krankenhaus behandelt werden, aber Gewalt und Ausschreitungen wurden bisher nicht gemeldet. "Wir haben es hier nicht mit Hooligans zu tun", betonte ein Rathaussprecher.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: