SZ-Serie III:Souvenirs, Souvenirs: Bermuda-Shorts

Eine Reise geht so schnell zu Ende. Und die Erinnerungen verblassen auch immer sofort. Also bringen wir jetzt öfter mal was mit.

Margit Kohl

Man gewöhnt sich an Vieles, auch an bunte kurze Hosen, getragen zu Kniestrümpfen, Hemd, Krawatte und Blazer.

SZ-Serie III: Immer gut angezogen...

Immer gut angezogen...

(Foto: Foto: AP)

Was trotz messerscharfer Bügelfalte aus der Ferne so aussieht, als trüge man zum Sakko farbenfrohe Boxershorts und habe im Eifer des Gefechts nur vergessen, sich eine lange Hose anzuziehen, gilt auf den Bermudas als schick.

Selbst der Premierminister tritt bei offiziellen Anlässen in dieser Aufmachung auf. Dagegen kostet es manchen Zugereisten Überwindung, in diesem Aufzug vor die Haustür zu treten.

Was reine Gewohnheitssache ist, ähnlich wie beim Kilt oder der Lederhose. Wie jede Tracht trägt auch der Bermudianer seine Bermuda-Shorts nicht permanent und überall.

Nicht jeder Einheimische besitzt auch wirklich eine Ausführung dieses klassischen Beinkleides. Vor allem vor Mitte Mai sieht man damit so gut wie niemanden herumlaufen, denn den meisten Kurzhosenträgern ist es da noch viel zu kühl.

Schließlich werden die Bermudas vom kalten Atlantik umspült.

Der Sommer beginnt auf den Inseln nämlich offiziell erst am 24. Mai. Das ist der Geburtstag von Queen Victoria und ein wichtiger Feiertag in der englischen Kronkolonie.

Schließlich wurden die Bermuda-Shorts von Soldaten der britischen Armee erfunden, die Anfang des 20. Jahrhunderts zur Schere griffen, weil ihnen die langen Hosen zu warm waren.

Am Victoria-Tag findet die große Parade auf der Front Street in Hamilton statt, wo auch der English Sports Shop liegt, das führende Fachgeschäft für BermudaShorts. Hier am Hafen legen täglich Kreuzfahrtschiffe mit mehreren tausend Gästen an.

Bis zu 300 Hosen am Tag verkauft David Pedro in diesem Laden dann an die Fremden. Die Lieblingfarbe der Touristen: Rosa oder Pink.

Original Bermuda-Shorts sind nicht einfach irgendwelche kurze Hosen. Korrekt haben sie zehn Zentimeter über dem Knie zu enden, sagt David Pedro. Die Hosenbeine sind nicht gerade abgeschnitten, sondern wölben sich konkav über dem Oberschenkel.

Eine Naht sieht man nicht, denn der Saum ist blind genäht. Bügel- und Bundfalten sind obligatorisch, ebenso zwei Seiten- und zwei Gesäßtaschen; die rechte lässt sich durch einen Knopf verschließen, um die Geldbörse zu sichern. Socken und Hemd müssen farblich korrespondieren.

Diese Hose trägt man unbedingt mit Leder- und niemals mit Sportschuhen. In der gängigen Stoffmischung Leinen/Polyester oder Baumwolle muss man mit etwa 50 Dollar rechnen, maßgeschneidert und handgenäht kosten sie mindestens 280 Dollar.

"Bermuda-Shorts sehen proper aus und sind bequem: Das sind zwei Dinge, die einander für gewöhnlich ausschließen", sagt David Pedro. Auf den Bermudas mag das vielleicht von Bedeutung sein.

Denn hierzulande trägt kaum jemand echte Bermuda-Shorts. Und wer eine mitgebracht bekommt und sich darin lächerlich vorkommt, kann sie ja immer noch als Unterhose tragen.

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