Südafrika:Beschwipste Affen im Weinberg

Südafrikanische Winzer klagen über eine Affenplage. Die Paviane beweisen Geschmack, am liebsten naschen sie Spätburgunder oder Chardonnay.

Während Winzer hierzulande Reblaus und Mehltau fürchten, gehören in Südafrika Paviane zu den größten Feinden einer guten Ernte. Die Affen schleichen in den Weinberg und zupfen genüsslich die besten Trauben von den Reben.

Mit den gewöhnlichen Rebsorten geben sie sich nicht zufrieden - am liebsten nehmen sie Spätburgunder oder Chardonnay. Die saftigen, reifen Früchte schmecken köstlich. Und der Konflikt zwischen Mensch und Affe gewinnt Jahr für Jahr an Schärfe.

Weil sich die Weinberge immer weiter in den Lebensraum der Paviane ausdehnen und Waldbrände die Rückzugsgebiete zusätzlich verkleinern, ändern die Primaten eben ihre Fressgewohnheiten. Für die Winzer ist der Verlust allerdings keine amüsante Fußnote, sondern eine ernstzunehmende wirtschaftliche Bedrohung.

"Sie nehmen die besten Trauben, die sauren werfen sie einfach auf den Boden", sagt Francois van Vuuren vom Weingut La Terra de Luc, etwa 80 Kilometer östlich von Kapstadt. Insgesamt gehen dort von der rund elf Tonnen schweren Ernte etwa 500 bis 600 Kilogramm an die Affen.

Die süßen Spätburgunder-Früchte, die später den teuersten Wein ergeben, sind bei den Pavianen besonders beliebt.

Allein in der Region Constantia bei Kapstadt summieren sich die Schäden Jahr für Jahr auf umgerechnet bis zu 26.000 Euro. Dieses Jahr sei es besonders schlimm, klagen die Winzer. Von Januar bis März ist in Südafrika die Zeit der Lese.

Elektrozäune, Schlangenimitate und Trompeten

Die Weinbauern sind alles andere als einfallslos in ihrem Kampf gegen die Paviane. Sie legen Schlangenimitate aus Plastik aus oder benutzen ohrenbetäubende Trompeten. Manche legen den Tieren auch Halsbänder an, um sie elektronisch zu orten.

Doch die Affen sind klüger, als der Mensch gemeinhin denkt.

Von Menschen gemachtes Problem

Besonders die Elektrozäune sind trotz schmerzhafter Stromstöße kein wirkungsvolles Hindernis. Manche Tiere graben sich einen Weg unter der Absperrung hindurch, manche schwingen sich an Ästen darüber hinweg. Und andere testen die Zäune mit den Fingern auf Schwachstellen. Wenn sie einen Stromschlag bekommen, schreien sie und laufen davon - doch am nächsten Tag kommen sie zurück und probieren es wieder, wie Justin O'Riain von der Universität Kapstadt sagt.

"Die Kombination aus Stärke und Zucker ist sehr attraktiv", erklärt der Experte der Forschungsabteilung für Paviane. "Und das ist im Grunde der Inhalt einer Traube." Eine wahre Fundgrube seien die Weinstöcke deshalb für die hungrigen Tiere.

Besonders hungrig sind die Paviane auf dem Gut La Petite Farm in der Weinbauregion Franschhoek. Ganze Landstriche wurden dort von Bränden verwüstet - die Affen verloren ihre Nahrungsgrundlage. Das Ergebnis spüren die Winzer jetzt. Normalerweise produziert das Weingut um die 2000 Liter Chardonnay im Jahr, nach der letzten Ernte waren es nur knapp 500 Liter.

Besoffene Affen torkeln durch den Weinberg

Manchmal sind die Paviane nach ihrem Traubenschmaus sogar besoffen. Denn ausgepresste Trauben gären oft in der Sonne. Wenn die Affen den Trester verschlingen, taumeln sie danach durch den Weinberg und schlafen schließlich ihren Rausch an einem schattigen Plätzchen aus.

Während der Weinlese verjagen ganze Trupps von Arbeitern die hungrigen Affen mit Vuvuzelas, den lauten Trompeten, die auch bei südafrikanischen von Fußballfans beliebt sind. Doch das klappt nicht immer. "Manchmal bewegen sie sich nur ein paar Meter, bleiben dann stehen und starren dich an", sagt van Vuuren.

Andere Winzer sind mit künstlichen Schlangen erfolgreicher, die sie um ihre Weinberge herum verstreuen und die den echten täuschend ähnlich sehen. Wieder andere setzen auf Hightech und überwachen ihre Reben mit Kameras.

Doch Pavianforscher O'Riain glaubt nicht, dass all die Abwehrtricks dauerhaft Erfolg haben können. Die Weinberge nehmen immer mehr von den Hängen Besitz, in denen früher die Paviane ihre Nahrung fanden. "Wo es einen Berg gibt, da gibt es auch einen Pavian", sagt der Experte. "Je mehr wir von ihrem Land wegnehmen, desto größer wird der Konflikt."

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