Morgens eine Tour durch den Hamburger Hafen, mittags einen Snack auf den Stufen zum Kölner Dom, noch schnell eine Schiffahrt auf dem Rhein, und zum abendlichen Bier ab nach München ins Hofbräuhaus. Ganz schön stressig, wenn Amerikaner Urlaub auf dem europäischen Kontinent machen.
Laut einer Studie zu Urlaubsgepflogenheiten in Europa und den USA, die das Wall Street Journal Europa und das "Growth-for-Knowlegde"-Institut (GfK) Anfang dieses Jahres unter insgesamt 20.818 Personen in 20 Ländern durchführte, sind die 1000 befragten Amerikaner, wenn sie denn reisen, besonders unternehmungslustig und lieben Besichtigungstouren.
Wer liegt, liegt
Ganz im Gegensatz zu den Deutschen, die allerdings wesentlich reisefreudiger sind als die Amerikaner: Wegen des eher kühlen Wetters im eigenen Land rangieren Strandferien in Spanien und Italien bei den 996 Interviewten weit vor Kulturreisen. Liegt der Deutsche erst einmal am Strand, dann - so das Ergebnis der Umfrage - bleibt er auch dort.
Eine Untersuchung des Online-Reisebüros expedia.de zum Freizeitverhalten der Deutschen zeigte bei knapp 900 Befragten ein ähnliches Ergebnis: Rund zwölf Prozent der deutschen Männer und Frauen gestalten ihren Urlaub nach der "Schnitzel-Methode - einweichen im Meer, panieren am Strand und in der Sonne knusprig braten".
Aktive Griechen
Faul in der Sonne liegen scheint dagegen nichts für Südeuropäer zu sein: Auch 80 Prozent der 1250 befragten Griechen, so die GfK-Studie, gehen an den Strand. Doch nutzen Dreiviertel die freie Zeit zum Sport. "Die Griechen sind ein aktives Völkchen", kommentiert Marie-Luise Arnakis vom Griechischen Fremdenverkehrsamt in Frankfurt ihre Landsleute. Neben Fußball sei auch jede Art von Wassersport sehr beliebt. "15.000 Kilometer Wasserküste sind eine ständige Verlockung und Einladung", sagt Arnakis.
Die Finnen reisen nur im Winter der Sonne entgegen, wenn es daheim überwiegend dunkel ist. Bevorzugte Ziele: die Kanaren oder die Dominikanische Republik. "Die Sommerferien verbringen Finnen meistens im eigenen Sommerhäuschen an einem der 188.000 Seen des Landes", sagt Päivi Budarham von der finnischen Fremdenverkehrszentrale. Etwa die Hälfte der 500 befragten Finnen, so ermittelte die GfK-Studie, treibe auch im Urlaub Sport. "Wandern, rudern und mountainbiken", zählt Budarham als die häufigsten Aktivitäten auf.
Urlaubssport nicht gefragt bei Deutschen
"Entspannung" wünschen sich hingegen 63 Prozent der Bundesbürger in ihrem Jahresurlaub. Zu diesen Ergebnissen kam die Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen (F.U.R.) in ihrer Reiseanalyse 2004, bei der 8000 Deutsche befragt wurden. Die Aussicht auf ¸¸ausruhen und faulenzen" lockt 34 Prozent der Reisenden, ¸¸Kultur und Bildung" rangieren mit 14 Prozent im unteren Mittelfeld, und mit sechs Prozent liegt weit abgeschlagen auf dem letzten Platz Sport treiben.
Aber gerne auf Schusters Rappen
Doch immerhin: Auch die deutschen Urlauber verlassen gelegentlich den Strand - um essen zu gehen. Laut GfK gehöre bei 36 Prozent der Befragten ein Restaurantbesuch zu den liebsten Beschäftigungen im Urlaub. Nur spazieren gehen, eine Vorliebe, die die Deutschen laut Umfrage vor allem mit Türken, Rumänen und Franzosen teilen, liege mit 41 Prozent noch vor dem Restaurantbesuch. Bleibt offen, ob der Spaziergang den Weg vom Badestrand bis zur Pizzeria oder Eisdiele oder größere Ausflüge meint.
Pauschalisieren lassen sich solche Ergebnisse sicher nicht. Dass Südländer am heimatlichen Strand in den Ferien Fußball spielen, entspricht vermutlich lediglich dem Fußballspiel der Deutschen im Park. In Deutschland werden jedes Jahr etwa 64 Millionen Reisen gebucht. Damit ist die Masse der Urlauber ohnehin größer als die heimische Bevölkerung in manch anderen Ländern.