Strandschutz auf Sardinien:3000 Euro für ein bisschen Sand

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Ein Schild mit der Aufschrift "Sand stehlen verboten" am Strand von Sardinien. (Foto: Annette Reuther/dpa)

Touristen, die den Rohstoff der Traumstrände mitgehen lassen, müssen nun auf Sardinien Bußgeld zahlen. Doch auch an anderen Orten wird Sand gestohlen - mit Lastwagen.

Von Monika Maier-Albang

Möglichst weiß sollte er sein und feinkörnig - dann ist Sand ein guter Strandsand. Je weißer Sand ist, umso türkiser schimmert das Wasser, je feiner die Körner, umso sanfter rinnen sie beim Laufen zwischen den Zehen hindurch, umso intensiver wird das Urlaubsgefühl wahrgenommen.

Auf Instagram, dem Bildernetzwerk, das bei einer Ausstellung über die Sehnsuchtsorte der Menschheit als digitale Vitrine dienen könnte, sind mehr als 193 Millionen Fotos mit dem Schlagwort #beach versehen. Mit der Suche nach dem perfekten Strand lassen sich im Tourismus weltweit Milliarden verdienen.

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Sardinien schützt deswegen die wertvollen Körner nun mit empfindlichen Strafen. Das Auswärtige Amt hat gerade per Tweet darauf hingewiesen: Wer die Schilder mit der Aufschrift "Vietato rubare la sabbia" - Sand stehlen verboten - für einen Scherz hält und Sand von einem sardischen Strand mitnimmt, muss mit einem Bußgeld von bis zu 3000 Euro rechnen.

Am besonders beliebten Strand La Pelosa ist seit diesem Sommer sogar das Mitbringen von Handtüchern, Taschen und Kühltaschen verboten. Urlauber tragen den Sand damit ungewollt fort, wie auch im Hosensaum, im Ohr und in den Haaren. Und das summiert sich bei Zehntausenden Besuchern täglich.

Die Erkenntnis, dass Sand ein schützenswertes Gut ist, sickert immer tiefer ins Bewusstsein der Menschen. Der Geografie-Professor Pascal Peduzzi, Leiter des UN-Umweltprogramms, schätzt den jährlichen Verbrauch von Sand und Kies auf 50 Milliarden Tonnen. Die grobkörnige Variante wird vor allem verbaut in Autobahnen, Einfamilienhäusern oder Megatürmen wie dem Burj Khalifa in Dubai. Das höchste Gebäude der Welt wurde mit Sand aus Australien errichtet. Bausand stammt meist aus Meeren oder Flüssen, er ist kantig und rau; Wüstensand ist zu glatt für die Herstellung von Beton.

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Auch vor Luxushotels werden immer häufiger künstliche Strände aufgeschüttet. Vermutlich liegt vor einem dieser exklusiven Bauten irgendwo auf der Welt der weiße Sand aus Coral Springs. Im Jahr 2008 wurden im jamaikanischen Küstenort ungefähr 500 Lastwagen-Ladungen Sand gestohlen. Von den Tätern fehlt bis heute jede Spur.

Viele Länder, vor allem in Südostasien, untersagen inzwischen den Export von Sand. Allerdings werde das Verbot vor allem in Indien von kriminellen Organisationen untergraben, sagt Aurora Torres - aber auch in Italien.

Die Wissenschaftlerin arbeitet am Deutschen Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung. In ihrem 2017 veröffentlichten Report kommt sie zu dem Schluss: Es droht eine globale Sand-Krise. Reiche Wirtschaftsnationen holen sich den Rohstoff aus armen Ländern wie Kambodscha, Laos, Vietnam. Dort hat der Abbau Folgen für das Ökosystem von Flüssen und Stränden. Sedimente werden aufgewühlt, Korallen zerstört, die Erosion des Bodens wird beschleunigt. Auch die Tierwelt leidet unter dem Raubbau.

Der Gavial beispielsweise, eine asiatische Krokodilart mit schmaler Schnauze, sei durch den Abbau "zunehmend bedroht", so Torres. Es fehlen Sandbänke und sandige Uferstellen, die die Tiere zum Aufwärmen brauchen. Auf diesen liegen nun an anderen Orten der Welt die Touristen.

© SZ vom 13.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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