Strandgeschichten IV: Birma:Ohnmacht und Glück

Stundenlang holpert das Taxi über birmanische Schlaglochpisten, einige Passagiere verlieren dabei das Bewusstsein. Doch dann ist der Strand erreicht.

Michael Bitala

Flugzeuge in Birma sind berüchtigt, insofern klang die morgendliche Idee, mit dem Auto an den Strand von Ngapali zu fahren, vernünftig. Von Pye aus sind es 120 Kilometer, und nur diese kleine Distanz galt es noch zu überwinden, um endlich den Ort zu sehen, den die britischen Kolonialisten aufgrund seiner Schönheit nach dem italienischen Neapel benannt hatten.

Myanmar Strand, Huber/picture-alliance
(Foto: Foto: Huber/picture-alliance)

Die Taxifahrer aber winkten ab, nicht für 50, nicht für 100, nicht für 150 US-Dollar wollten sie über die Berge ans Meer fahren. Erst bei 200 Dollar stimmte ein alter Mann mit einem gleichaltrigen Pick-up zu. Seine Fahrgäste platzierte er unter ein Plastikplanendach auf die Ladefläche.

Nach zehn Minuten fiel der Reservekanister um, die Rucksäcke saugten das auslaufende Benzin auf.

Nach 20 Minuten reizten Autoabgase Rachen und Augen, nach 45 Minuten begann die Auffahrt ins Gebirge - auf einer Piste, die aufgrund der vielen Steinbrocken nicht zu erkennen war.

Nach zwölf Stunden kam der erste Schwindelanfall, nach 14 Stunden ein ohnmächtiger Schlaf ob des Geschüttels und der Dämpfe.

Nach weiteren vier bewusstlosen Stunden war dann beim Aufwachen von einem der schönsten Strände Südostasiens nichts zu erkennen, so dunkel war die Nacht.

Am nächsten Morgen aber begann der Traum: weißer Sand, Kokospalmen, blaues Meer und aufgeblasene Lkw-Schläuche, auf denen man übers Wasser treiben konnte. Lediglich vier andere Touristen waren in den darauffolgenden zwei Wochen zu sehen, dafür wohnte ein nachtwandelnder Leguan im Strandhüttendach. Der Rückflug nach Rangun war dann durchaus komfortabel und dauerte keine 45 Minuten.

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