Steine-Klau auf Skiathos:"Touristen sind keine bösen Menschen"

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Wahre Handschmeichler: Manche können die Finger nicht von den Steinen am Lalaria-Strand lassen. (Foto: Fotolia/Cara Foto)

Die schön runden Steine vom griechischen Lalaria-Strand werden entwendet. Nun gibt es eine Steine-Rückgabe-Box. Funktioniert, sagt Kieselstein-Retter Thodoris Tzoumas.

Von Friederike Zoe Grasshoff

Paradies in Gefahr: Die glatten, großen Kiesel vom Lalaria-Strand auf der griechischen Insel Skiathos sind so begehrt, dass es Jahr für Jahr weniger werden. Auf Sardinien kennt man diesen Touristen-Sport und hat drastische Strafen für Sand-Diebe verhängt. Auch auf Skiathos hat man Geldbußen eingeführt, Schilder aufgehängt - und nun eine Steine-Rückgabe-Box am Flughafen aufgestellt. Funktioniert nicht, denkt man aus der Ferne. Funktioniert, sagt Thodoris Tzoumas vom dortigen Kulturverein.

SZ: Herr Tzoumas, vom Bildschirm aus betrachtet sieht es aus, als sei Aphrodite am Lalaria-Strand und nicht auf Zypern aus dem Wasser gestiegen.

Thodoris Tzoumas: Ja, es ist einer der schönsten Strände Griechenlands, ich bin hier schon als Kind geschwommen. Und damals war der Strand auch noch voller großer, schöner Steine. Steine, die man so nur hier findet. Doch in den letzten fünf Jahren gab es einen dramatischen Schwund. Schätzungsweise die Hälfte ist verschwunden. Die Touristen nehmen sie einfach als Souvenir mit nach Hause.

Die Steine-Rückgabe-Box am Flughafen, gut gefüllt. (Foto: privat)

Und deswegen haben Sie am Flughafen eine Rückgabe-Box aufgestellt?

Ja. Erst wurde der Kiesel-Diebstahl unter Strafe gestellt, das war vor vier Jahren. Es kostet zwischen 400 und 1000 Euro, je nachdem, wie viele Steine die Polizei findet. Da man den Lalaria-Strand nur mit dem Boot erreicht, gibt es auf den Fähren vermehrt Taschenkontrollen, da werden zwei-, dreimal die Woche Touristen erwischt. Und dieses Jahr haben wir Warnschilder am Strand aufgestellt: "Take a picture, not a pebble".

Klingt ja wirklich dramatisch. Aber wer stellt sich öffentlich vor dem Sicherheitspersonal bloß und schmeißt die Steine in die Box?

Sehr viele Menschen. Wir haben sie Ende August aufgestellt. Nach fünf Tagen war sie voll. Das ist viel, viel mehr, als wir jemals erwartet haben. Also gehe ich nun mit der Küstenpolizei alle paar Tage zum Flughafen, lade die Steine ins Auto und bringe sie zurück zum Strand. In eine Box passen etwa 80. Ich freue mich jedes Mal.

Thodoris Tzoumas, 39, wurde auf Skiathos geboren, hat in Thessaloniki Chemie und Agrarwirtschaft studiert, kehrte dann zurück in seine Heimat und betreibt ein Hotel. Seit 2008 leitet er den Kulturverein von Skiathos. (Foto: SIMEON PHOTOGRAPHER)

Wessen Idee war das?

Die kam vom Sicherheitspersonal am Flughafen. Da die ständig im Gepäck Lalaria-Steine gefunden haben, meinten sie irgendwann: Lasst uns eine Box aufstellen. Das hat sich mittlerweile derart rumgesprochen, dass sich Hotels bei uns melden und von Gästen berichten, die mit schuldbewusster Miene Steine an die Rezeption bringen.

Dann sind Touristen vielleicht doch besser als ihr Ruf.

Auf jeden Fall. Das sind ja keine bösen Menschen. Manchmal machen Menschen unbedacht Dinge und halten das nicht für weiter schlimm. Jetzt wissen sie es besser. Es ist eher unser Fehler. Wir hätten dieses Bewusstsein für den Umgang mit der Natur viel früher schaffen müssen - und dafür, dass Steine kein Umsonst-Souvenir sind.

Klauen Einheimische eigentlich auch die berühmten Lalaria-Steine oder ist das ein Touristen-Ding?

Die klauen auch. Um Nüsse zu knacken oder um ihre Blumenbeete im Garten zu umranden. Die Kiesel sind ein ziemlich beliebtes Dekorationsobjekt. Aber das war immer ein anderes Ausmaß.

Wie lange soll die Box am Flughafen stehen bleiben?

Ich würde mal sagen: Für immer.

© SZ vom 17.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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