Der ADAC erwartet zum Ferienbeginn in Süddeutschland das staureichste Wochenende des Jahres. Neben den üblichen Verspätungen verzögert sich der Verkehr aber auch wegen politischer Proteste: Klimaaktivisten der "Letzten Generation" haben am Samstagvormittag die Brennerautobahn in Österreich blockiert.
Nach Angaben der Tiroler Polizei klebten sich sieben von insgesamt neun Aktivistinnen und Aktivisten bei Matrei am Brenner auf der Fahrbahn der A13 in Richtung Italien fest. Schnell habe sich ein etwa vier Kilometer langer Stau gebildet. Die Blockade sei aber innerhalb von weniger als einer Stunde wieder aufgehoben worden, sagte ein Polizeisprecher. Vor dem Eintreffen der Beamten sei es "anscheinend zu tumultartigen Szenen" zwischen aufgebrachten Autofahrern und Demonstranten gekommen.
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Die Aktivisten begründeten ihren Protest auf Twitter damit, dass die österreichische Regierung zu wenig auf die Lösungsvorschläge des sogenannten Klimarats eingehe, einem Bürgerrat aus 100 Österreichern, der im vergangenen Jahr Vorschläge für ein klimaneutrales Österreich entwickelt hatte. "Der Nationalrat hat den Klimarat der Bürger:innen einberufen, um in der Klimakrise Lösungen zu finden - seit über einem Jahr liegt der Endbericht vor, aber von den 93 empfohlenen Maßnahmen wollen unsere Politiker:innen plötzlich nichts mehr wissen", heißt es in einer Pressemitteilung der "Letzten Generation".
Weitere große Staus und die wichtigsten Fragen und Antworten für das Reise-Wochenende in der Übersicht:
Wo staut es sich aktuell in Deutschland besonders stark?
Außergewöhnlich lange Staus blieben am Samstag zunächst aus. Am Samstagvormittag hat es lediglich vor dem Grenzübergang Bad Reichenhall Richtung Salzburg einen längeren Stau gegeben. Von kleineren Störungen waren - wenig überraschend - vor allem die Routen in den Süden betroffen. Auf der A8 staute es sich am Samstagnachmittag sowohl zwischen Stuttgart und München als auch zwischen München und Salzburg an mehreren Stellen auf bis zu acht Kilometer. Auch auf der A3 zwischen Nürnberg und Passau gab es in beide Richtungen kleinere Staus.
Im Westen ging es auf der A5 zwischen Basel und Heidelberg sowie zwischen Karlsruhe und Darmstadt nur langsam voran. Auch die B31, wichtige Ost-West-Achse im Süden Baden-Württembergs war am Nachmittag in beide Richtungen von stockendem Verkehr über mehrere Kilometer betroffen.
Warum ist die Staugefahr aktuell so groß?
Der Ferienverkehr ist diesen Sommer wieder auf Vor-Corona-Niveau, sagt ADAC-Sprecher Andreas Hölzel. Zusätzlich gebe es in diesem Jahr besonders viele Baustellen auf den deutschen Autobahnen, nämlich genau 1429. Hinzu kommt: Gerade haben wirklich alle Ferien. In Baden-Württemberg und Bayern haben sie erst begonnen, beide Bundesländer sind traditionell als Letztes dran. Aus Nordrhein-Westfalen sind viele Menschen in Autos bereits auf dem Heimweg, weil bald die Schule wieder beginnt. In Hessen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland fängt die traditionell reisestarke zweite Woche an.
Wo ist es besonders voll?
Der ADAC listet auf seiner Homepage eine ganze Reihe deutscher Autobahnen auf, die voll zu werden drohen. Im Süden sind beispielsweise die A 3 von Frankfurt nach Passau, die A 7 von Hamburg nach Füssen und die A 9 von Leipzig nach München aufgezählt. Den bislang längsten Stau dieses Sommers gab es vor zwei Wochen auf der A 24 von Schwerin zum Berliner Ring: zeitweise 46 Kilometer lang stauten sich die Autos dort. Der zweitlängste Stau war am Samstag des gleichen Wochenendes: zwischen Denkendorf und dem Kreuz Neufahrn auf der A 9. Etwa 34 Kilometer lang reihte sich dort zwischenzeitlich Stoßstange an Stoßstange.
Weitere Problemzonen des deutschen Autobahnnetzes sind: A 1 (Bremen - Hamburg - Lübeck), A 6 (Mannheim - Heilbronn - Nürnberg, A 81 (Stuttgart - Singen), die A8 (München -Salzburg sowie die A 93 (Inntaldreieck - Kufstein).

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Da sich die Mehrheit der Deutschen zum Urlaub Richtung Süden bewegt, wird auf Tauern-, Fernpass-, Inntal-, Brenner- und Gotthard-Route "der Verkehr zeitweise zum Erliegen kommen", wie der ADAC schreibt. Am Gotthardtunnel rechnen Experten mit einem Staurekord mit mehr als zehn Kilometern. Stark befahren sind aber auch alle anderen Fernstraßen zu und von den italienischen, französischen und kroatischen Küsten.
Die französischen Behörden warnen explizit vor den Staus auf den Autobahnen 10 zwischen Orléans und Bordeaux, A 7 zwischen Lyon und Orange und vor dem Mont-Blanc-Tunnel (N 205).
Wann fahren Familien am Wochenende zielsicher in den Stau?
Die Spitzenzeiten auf den Autobahnen sind laut ADAC am Samstagvormittag und Sonntagnachmittag zu erwarten. ADAC-Sprecher Andreas Hölzel empfiehlt: Antizyklisch am Samstag losfahren. Am Samstagmorgen zum Sonnenaufgang sei zum Beispiel viel besser als erst gemütlich um neun Uhr. "Wer nicht so weit muss, könnte auch erst am Samstag am frühen Abend losfahren. Dann ist es oft auch schon entspannter." Im Juli und August gibt es an den Samstagen außerdem ein zusätzliches Lkw-Fahrverbot.
Wie verhält man sich im Stau?
Die Tipps sind seit Jahrzehnten die gleichen und doch so schwer zu befolgen, wenn man nervös im Auto sitzt, einer auf die Toilette muss, einem ist schlecht und einer kräht: "Wann sind wir da?" Die kurze Zusammenfassung der Verhaltensregeln: Reißverschlussverfahren in Baustellen beachten (sonst bleibt die eine Fahrbahn zu lange unbenutzt, sagt der ADAC-Fachmann), im Stau nicht ständig die Spur wechseln (bringt nichts) und nicht von der Autobahn abfahren (es sei denn, es gibt eine Vollsperrung). Autofahrer sollten nicht vergessen, die Rettungsgasse zu bilden - und zwar nicht erst, wenn von hinten das Martinshorn zu hören ist, sondern bereits bei stockendem Verkehr.
Wichtig zu wissen: Tirol sperrt an allen Wochenenden bis Mitte September entlang der Inntalautobahn A 12 bei Kufstein und Innsbruck die Ausweichrouten, um die Dörfer zu entlasten. Italienreisende müssen also auf der Autobahn bleiben.
Hölzel empfiehlt außerdem: "Nehmen Sie genug Beschäftigung für die Kinder mit, denen fällt als Erstes die Decke auf den Kopf!" Außerdem rät er dazu, trotz Stau und Zeitstress ausreichend Pausen einzuplanen, um sich die Beine zu vertreten. Verbinden lassen die sich mit einem Tankstopp abseits der Autobahn. Eine Erhebung des ADAC habe gezeigt, dass beispielsweise Benzin an der Autobahntankstelle im Schnitt 42 Cent teurer ist.
Wie sieht es bei der Bahn aus?
Auch der Fernverkehr der Bahn ist an diesem Wochenende stark nachgefragt, sagt eine Unternehmenssprecherin. Mit der Bahn in den Sommerurlaub fahren ist zwar weiterhin eher unüblich, zeigen Zahlen der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen, laut denen nur fünf Prozent der Reisenden dieses Verkehrsmittel dafür benutzen. Es gibt aber gerade einen Aufwärtstrend bei der Bahnnutzung, der sich auch in den Buchungen der Sommerferien niederschlägt. "Besonders auf den Strecken in die europäischen Nachbarländer sehen wir deutliche Zuwächse", sagt eine Sprecherin der DB. Sie empfiehlt für dieses Wochenende auf jeden Fall Sitzplatzreservierungen.