Statistiken zur Sicherheit:Selten gab es weniger Grund für Flugangst

Piloten streiken bei der Lufthansa

2016 war eines der sichersten Jahre der Luftfahrt überhaupt.

(Foto: dpa)
  • 2016 geht als eines der sichersten Jahre in die Geschichte der zivilen Luftfahrt ein.
  • Laut "Aviation Safety Network" gab es bei insgesamt etwa 35 Millionen Passagier-, Fracht-, Forschungs- und Löschflügen weltweit 19 Unglücke mit Todesopfern.
  • Das Flugunfallbüro JACDEC listet in seinem jährlichen internationalen Ranking die sichersten Airlines. Dennoch diskutieren Experten diverse Risiken.

Zu einem Jahr voller verheerender Nachrichten kommt nun noch eine positive Bilanz: 2016 war - wenigstens was die zivile Luftfahrt betrifft - eines der sichersten in der Geschichte.

Die Fluggesellschaften haben in den vergangenen zwölf Monaten weltweit etwa 3,7 Milliarden Passagiere befördert. Doch "die statistische Wahrscheinlichkeit, bei einem Unglück mit einem Passagierflugzeug ums Leben zu kommen, lag in den 1970er Jahren bei eins zu 264 000, im vergangenen Jahr bei eins zu 12,8 Millionen", so der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft. Das Fliegen sei also etwa 49 Mal sicherer geworden, sagte Hauptgeschäftsführer Matthias von Randow.

Die Statistik der sichersten Airlines bleibt stabil

Passend zu diesen Feststellungen zeigt auch eine internationale Unfallstatistik, dass sich der Trend zu weniger tödlichen Unfällen fortsetzte. Laut der Studie des Hamburger Flugunfallbüros "Jet Airliner Crash Data Evaluation Centre" (JACDEC) für das Luftfahrtmagazin Aero International kommen die weltweit sichersten Airlines wie in den Vorjahren aus Asien, Ozeanien und den arabischen Staaten.

Ihren Spitzenplatz als weltweit sicherste Airline behauptete demnach die Fluggesellschaft Cathay Pacific aus Hongkong, gefolgt von der Air New Zealand, Hainan Airlines (China) und Qatar Airways. Sicherste europäische Fluggesellschaft bleibt die niederländische KLM auf Rang fünf.

Auch Billiglinien schaffen es in die Top 60

In der jährlichen Liste der 60 größten Airlines erreichten die deutschen Gesellschaften Lufthansa und Air Berlin erneut die Plätze zwölf und 20.

Hinter der KLM folgen die taiwanische Eva Air, die aus den Vereinigten Arabischen Emiraten stammenden Emirates und Etihad Airways, die australische Qantas sowie die japanischen Linien Japan Airlines und All Nippon Airways. Im Mittelfeld sind auch zwei Billig-Airlines vertreten: die britische EasyJet (Rang 28) und die irische Ryanair, die auf Rang 34 noch einen Platz vor der Swiss landete. Schlusslichter sind die indonesische Garuda Air (58), vor der kolumbianischen Avianca (59) und der China Airlines aus Taiwan (60).

Trauer um die Todesopfer

Bei ihrer Wertung rechnen die JACDEC-Unfallforscher die Verkehrsleistung der Airline gegen die Anzahl der Zwischenfälle und Totalverluste der vergangenen 30 Jahre. Sowohl das Hamburger Flugunfallbüro wie auch das Aviation Safety Network (ASN) in den Niederlanden zählen 2016 zu den sichersten Jahren der Zivilluftfahrt.

Das schlimmste Unglück war Ende des Jahres der Absturz einer Charter-Maschine der bolivianischen Fluggesellschaft LaMia bei Medellín in Kolumbien wegen Treibstoffmangels, bei dem 71 Menschen ums Leben kamen, unter ihnen 19 Fußballer des brasilianischen Erstligisten AF Chapecoense.

In Details weichen die Statistiken jedoch voneinander ab: Während JACDEC 321 Todesfälle weltweit zählte, kommt ASN aufgrund einer anderen Zählweise nach vorläufigen Angaben auf 325 Tote.

Von der JACDEC werden Unglücke mit mehr als 5,7 Tonnen schweren Maschinen mit mindestens 19 Sitzen erfasst, vom Aviation Safety Network Vorfälle bei Flugzeugen mit einer Kapazität von mindestens 14 Personen. Militärmaschinen sind ausgenommen - der Absturz einer russischen Tupolew Tu-154 mit 92 Menschen über dem Schwarzen Meer im Dezember etwa wurde nicht berücksichtigt.

Debatten über überlastete Piloten, Cybersicherheit und Drohnen

In der Branche werden trotz der insgesamt guten Bilanz diverse Sicherheitsprobleme weiterhin kontrovers diskutiert. So weisen besonders Gewerkschaften auf zunehmende Überlastung von Piloten hin. In Bezug auf Technik warnen Experten besonders vor Cyber-Attacken auf Flugzeugsysteme sowie vor dem zunehmenden Vordringen von Drohnen aller Art in den unteren Luftraum, was zu Kollisionen führen kann.

Eher negativ fiel vor kurzem auch eine Bilanz zur Situation an Bord bezogen auf das Passagierverhalten aus. Hier konstatierten viele Airlines häufige Probleme mit aggressiven Gästen, die schlimmstenfalls auch zu Flugumleitungen und ungeplanten Landungen führten:

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