Süddeutsche Zeitung

Station 1: Toba-See:In Nordsumatra lebt ein Stamm von einstigen Kannibalen

Juliane Gunardono

Mit einem einzigen Satz kann man den Batak eine große Freunde bereiten: "Buka mulut lebar-lebar - Machen Sie den Mund weit auf!" Denn er erfüllt alle wichtigen Bedingungen: Er ist Indonesisch, zeigt also guten Willen, er ist lustig und er provoziert eine Reaktion. (Die Gesprächspartner öffnen ihren Mund tatsächlich und fragen erst dann, was das Ganze eigentlich soll.)

Die Batak leben inmitten einer reizvollen Landschaft auf der Insel Samosir im Toba-See in Nord-Sumatra. Die Landschaft unterscheidet sich mit ihren Nadelbäumen, Wiesen und Felsen mitunter nur wenig von Europa. Mit dem Moped lässt sich die Insel an einem Tag bequem besichtigen.

Von anderen Indonesiern werden die Batak als "kasar" (derb) betrachtet. Die Begüßung der Batak, "horas!" was zwischen Willkommen, auf Wiedersehen und Gesundheit alles Mögliche bedeutet, ist leise gesprochen nicht vorstellbar: Sie muss gerufen werden. Missionare haben im 19. Jahrhundert versucht, die damals noch teilweise kannibalischen Batak zu missionieren, was bedingt gelungen ist. Die Batak haben die christliche Religion nicht an Stelle ihrer alten Kultur gesetzt. Sie haben sie hinzugefügt und sind nun beides: pantheistisch und katholisch. Kannibalisch sind sie jedenfalls nicht mehr.

Obwohl viele Batak inzwischen lieber in modernen Einfamilienhäusern leben als in den kunstvoll geschnitzten Mehrfamilienhäusern ohne Innenwände, sind viele traditionelle Dörfer noch intakt. Das ehemalige Königshaus in Simanindo ist für Touristen geöffnet, dort werden noch heute die so genannten "Büffeltänze" aufgeführt.

Faszinierend sind auch die Königsgräber in Tomok, wo man nebenbei so ziemlich alle kunstgewerblichen Produkte der Insel erstehen kann.

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