Städtetipps von Insidern: Irland:Verborgene Genüsse in Dublin

Die Kirche, an der man sonst vorübergeht, der versteckt gelegene Park, die beste Adresse für einheimische Biere und ein Flohmarkt, den man sonst nirgends findet: Einheimische verraten ihre Lieblingsorte in der irischen Hauptstadt Dublin.

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Quelle: Mingle Market

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Im Internet-Blog Spotted by Locals schreiben Einheimische in englischer Sprache über ihre Lieblingsplätze in der Stadt. Mit den (von sueddeutsche.de ins Deutsche übersetzten) Tipps aus der irischen Metropole Dublin geht es weiter in unserer wöchentlichen Serie.

Folge 1: Antwerpen

Folge 2: Istanbul

Folge 3: Dublin

Folge 4: Ljubljana

Folge 5: Mailand

The Ferocious Mingle Market - Flohmarkt mit dem gewissen Etwas

"Der Mingle Market sieht auf den ersten Blick aus wie ein ganz normaler Flohmarkt, allerdings mit retro-futuristischen Elementen: Hier stehen Männer mit Bowler-Hüten und Großvater-Westen neben Frauen in Miedern mit Ferngläsern auf dem Kopf hinter den Warentischen und verkaufen Dinge wie Punk-Schmuck, Klamotten und alte Bücher - nicht umsonst nennt sich das Sammelsurium 'Dublins extravaganter Kleidermarkt'. Hin und wieder spielen Live-Bands und Kabarettisten führen kurze Stücke auf. Das angebotene Essen ist köstlich und meistens hausgemacht.

Der Mingle Market findet jeden zweiten Sonntag im Monat an wechselnden Orten statt - zuletzt meist in der Co-op-Markthalle in Dublin 8 (wo auch der monatliche Dubliner Flohmarkt ist) oder in der Front Lounge im Viertel Temple Bar. Die aktuellen Veranstaltungsorte finden Sie auf der Facebook-Seite des Markts.

Wenn Sie sich für Kleidung im Jules-Verne-Stil begeistern können, gerne mit Gleichgesinnten beim Klang von Kurt-Weill-Liedern über Comics wie Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen debattieren und dazu einen warmen, selbstgebackenen Cookie knabbern - dann kann ich Ihnen den Mingle Market nur wärmstens empfehlen. Aber keine Angst: Auch Besucher in Jeans und Pulli sind herzlich willkommen."

Mingle Market, jeden zweiten Sonntag, südliches Stadtzentrum

Text: Marcel Krueger, Foto: Mingle Market, Spotted by Locals

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Quelle: Elly Friel

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St. Werburgh's Church - verborgener Charme

"Fragen Sie mal ein paar Dubliner nach dieser Kirche: Die meisten werden noch nie von ihr gehört haben. Möglicherweise sind einige schon oft vorbeigelaufen, ohne sie bewusst wahrgenommen zu haben. Aber sobald man St. Werburgh's einmal bemerkt hat, wird man den Blick nicht mehr so schnell abwenden.

Die Kirche ist eine der ältesten Dublins, etwa seit dem 12. Jahrhundert gibt es ein Gotteshaus an dieser Stelle. Seit dem frühen 18. Jahrhundert ziert es eine italienisch anmutende Fassade. Turm und die Turmspitze hat St. Werburgh's im Laufe der Jahrhunderte eingebüßt.

Das Innere wird auf drei Seiten von einer Empore mit Kirchenbänken eingerahmt. Bänke teilen auch das Erdgeschoss in Mittel- und Seitengänge. Gottesdienste werden nur zweimal im Monat gefeiert (jeweils sonntags um 10:00 Uhr). Es ist ein bisschen Glückssache, ob man einen Blick hineinwerfen kann: Die Öffnungszeiten werden leider nicht immer eingehalten.

Obwohl St. Werburgh's fast ein wenig baufällig aussieht, hat sich die Kirche doch ihren ganz eigenen Charme bewahrt. Sie liegt nur einen Steinwurf von der Christ-Church-Kathedrale entfernt und bietet eine lohnende Alternative zu ihrer eindrucksvolleren, dafür aber auch mit Touristen überlaufenen Nachbarin."

St. Werburgh Street, südliches Stadtzentrum. Montag bis Freitag 10:00 bis 16:00 Uhr

Text und Foto: Elly Friel, Spotted by Locals

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Quelle: Marcel Kreuger

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The Academy - großartig für Bands

"The Academy ist ein Klub für Bands, die noch nicht bereit oder aber auch einfach noch nicht berühmt genug sind für Dublins größten Auftrittsort, die O2-Arena. Dennoch findet man auch bekanntere Bands im Programm der zweigeschossigen Halle. Sie spielen entweder im 500 und mehr Personen fassenden Klub im ersten Stock oder in einem kleineren Raum im Erdgeschoss. Außerdem gibt es noch eine Bar, wo man zwischen den Konzerten hingehen kann und in der zu besonderen Gelegenheiten DJs auflegen.

Mir persönlich gefällt weder die Aufteilung der Räumlichkeiten, noch dass die Bierpreise je nach Gastauftritt und Vorverkauf variieren. Aber seit der Schließung des Ambassador Theatre sind alle Rockbands, die ich mag, bei ihren Konzerten in Dublin hier aufgetreten.

In The Academy findet außerdem monatlich die "First Friday"-Veranstaltung von Phantom statt, Dublins einzigem Independent-Radiosender. Man kriegt hier also ein durchaus vielfältiges Programm geboten."

57 Middle Abbey Street, nördliches Stadtzentrum. Täglich 19.00 bis 03.00 Uhr

Text und Foto: Marcel Krueger, Spotted by Locals

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Quelle: Neil McDermott

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Ryan's, Beggar's Bush - ein Pub für alle Jahreszeiten

"Sie suchen einen Pub, in dem man im Sommer gut draußen sitzen kann und in dem es im Winter innen gemütlich ist? Dann kann ich Ihnen nur Ryan's (oder wie er auch oft genannt wird, Beggar's Bush) in der Haddington Road empfehlen.

Dieser Pub gehört zu meinen Lieblingslokalen für einen Drink nach der Arbeit. Im Inneren herrscht während der kalten Monate eine behagliche Atmosphäre, alte Fotos zeigen das Viertel und die ehemalige Kaserne in der Nähe. Im Sommer füllen sich die Tische vor dem Ryan's schnell - eben ein Pub für das ganze Jahr."

115, Haddington Road, South-East. Montag bis Donnerstag 10.30 bis 23.30 Uhr, Freitag und Samstag 10.30 bis 00.30 Uhr, Sonntag 12.30 bis 23.00 Uhr.

Text und Foto: Neil McDermott, Spotted by Locals

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Quelle: Marcel Kreuger

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Royal Canal Way - Spazierweg aus der Stadt heraus

"Um meinen Schreibtischjob ein bisschen auszugleichen, habe ich mich in Dublin zum begeisterten Fußgänger entwickelt. Irland im Allgemeinen und Dublin im Besonderen bieten dafür vielfältige Möglichkeiten. Ein schöner Weg führt zum Beispiel am Royal Canal Way entlang. Der Kanal erstreckt sich über 145 Kilometer von Longford im Landesinneren bis zum Spencer Dock im Dubliner Hafen. Auf dem größten Teil der Strecke ist ein Fußweg angelegt.

Das Beste am Royal Canal Way aber ist, dass die Nahverkehrszüge der DART (Dublin Area Rapid Transit) ebenfalls entlang des Kanals fahren, zumindest bis Mullingar, man kommt also auch mit einem öffentlichen Verkehrsmittel gut hin. Normalerweise spaziere ich von Maynooth zur Haltestelle Castleknock, oder sogar ein bisschen weiter bis Ashtown. Natürlich kann man auch noch weiter wandern.

Wer also Lust auf einen Spaziergang auf flachem Terrain ohne Hindernisse hat, der nimmt einfach den nächsten DART-Zug, fährt ein Stück hinaus und läuft los. Ich kann allerdings nicht empfehlen, von Ashtown in Richtung Dublin zu spazieren - die Gegend ist etwas zwielichtig und nachts auch nicht sicher."

The Royal Canal, nördlicher Stadtrand. Ganzjährig

Text und Foto: Marcel Krueger, Spotted by Locals

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Quelle: Neil McDermott

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Pearse Square - Glanz auf kleinem Raum

"Ich bin schon oft am Pearse Square vorbeigelaufen, ohne ihm viel Beachtung zu schenken. Aber wenn Sie sowieso in der Nähe sind, beispielsweise um die sanierte Gegend rund um den Grand Canal zu erforschen, dann ist dieser Platz eine angenehme Abwechslung.

Der Pearse Square wurde in den 1830er Jahren gebaut und hieß ursprünglich Queen's Square, zu Ehren von Königin Victoria. Die politischen Umbrüche des 20. Jahrhunderts führten zu seiner Umbenennung, aber an einer Ecke steht immer noch ein Schild, auf dem der Originalname zu lesen ist.

Glücklicherweise hat sich am Pearse Square eine alteingesessene Nachbarschaft gehalten, die der Gentrifizierung erfolgreich trotzt. Gegenüber dem Platz steht das eindrucksvolle Backsteingebäude St. Andrew's, früher eine Schule für das Dockland-Viertel, heute ein geschäftiges Gemeindezentrum. Kommen Sie am Samstag vorbei, dann ist Markttag in St. Andrew's."

Text und Foto: Neil McDermott, Spotted by Locals

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Quelle: Elly Friel

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Lucy's Lounge - Irre Fundstücke

"Im Viertel Temple Bar findet man viele unoriginelle und überteuerte Vintage-Kleiderläden, gar nicht zu reden von der Vielzahl an 'alternativen' Klamotten-Outlets entlang der Touristenrouten. Lucy's Lounge sticht meilenweit aus dieser Masse heraus.

Die Wände sind dekoriert mit Retro-Kinderspielzeug, in einer Ecke steht eine alte Jukebox und die Regale sind gefüllt mit einer Ansammlung aus alten, zum Teil umgearbeiteten und neuen Kleidungsstücken, die das Beste aus vergangenen Zeiten und modernes Stilempfinden vereinen. Prunkvolle Accessoires runden die großartige Auswahl an Kleidern, Strickwaren und Mänteln ab.

Außerdem bietet Lucy's Lounge talentierten jungen Designern eine Möglichkeit, ihre Mode zu verkaufen. Jedes Stück ist mit einer Kurzbiographie des Modemachers versehen - eine ganz neue Variante des personal shopping.

Was dieser Laden sicherlich nicht ist: ordentlich und unpersönlich. Lucy's Lounge ist nur nachmittags geöffnet und Sie sollten etwas Zeit einplanen, um in aller Ruhe herumstöbern zu können."

11 Fownes Street, Temple Bar, südliches Stadtzentrum. Montag bis Samstag 12.00 bis 18.00 Uhr, Sonntag 12.00 bis 17.00 Uhr

Text und Foto: Elly Friel, Spotted by Locals

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Quelle: Damian Byrne

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Iveagh Gardens - eine Oase in der Stadt

"Machen Sie eine Umfrage unter Dublinern nach ihrem geheimen Lieblingsplatz: Viele werden die Iveagh Gardens nennen. Es scheint einer dieser Plätze zu sein, von denen keiner erfahren soll - die aber trotzdem alle kennen.

Dank seiner etwas versteckten Lage hinter der National Concert Hall, zieht dieser wundervolle Park bei weitem nicht so viele Besucher an wie der nahegelegene St. Stephen's Green.

Die Iveagh Gardens kombinieren eine tradtionelle englische Gartenanlage mit Statuen, Fontänen, Steingärten und einem Rosengarten. Die wahre Schönheit dieses Orts liegt aber im beruhigenden Gefühl der Abgeschiedenheit.

Wer an einem sonnigen Tag in Dublin eine Weile Pause machen oder gar ein Schläfchen halten will, der sollte hierher gehen - anstatt in St. Stephen's Green um einen Platz zu kämpfen."

Clonmel Street, südliches Stadtzentrum. Öffnung: Montag bis Samstag 08.00 Uhr, Sonntag 10.00 Uhr. Schließung: März bis Oktober 18.00 Uhr, November 16.00 Uhr, Dezember/Januar 15.30 Uhr

Text und Foto: Damian Byrne, Spotted by Locals

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Quelle: Damian Byrne

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Caviston's - der beste Fisch in Dublin

"Komischerweise gibt es in einer Hafenstadt wie Dublin einen Mangel an guten Fischrestaurants. Wer richtig schmackhaft zubereitete Meeresfrüchte und Fische essen will, muss sich schon in einen der südlichen Vororte bemühen: zu Caviston's nach Sandycove.

Caviston's besteht eigentlich aus zwei Unternehmen unter einem Dach: dem Restaurant und einem Fisch- und Meeresfrüchtegeschäft, in dem es außerdem noch eine Menge anderer wundervolle Dinge zu kaufen gibt.

Das kleine, einfach eingerichtete Lokal hält schon seit geraumer Zeit seinen hohen Standard bei Küche und Service. Die Besitzer verkünsteln sich nicht, sie lassen Frische und Geschmack ihrer Fischgerichte für sich wirken.

Derzeit gibt es ein großartiges Mittagsangebot mit Vor- und Hauptspeise für 12,95 Euro (inklusive einem Glas Wein für 15,95 Euro) - vorausgesetzt man erreicht das Lokal rechtzeitig und bestellt vor 12.30 Uhr. Um diese Tageszeit ist Caviston's gut besucht von betuchteren Damen aus den Vororten (ihre Gespräche zu belauschen ist Teil meines persönlichen Vergnügens hier). Eine Tischreservierung ist daher unerlässlich."

59 Glasthule Road, South-East. Dienstag bis Donnerstag 12.00 bis 17.00 Uhr (letzte Bestellung 15.00 Uhr), Freitag und Samstag 12.00 bis open end (letzte Bestellung 20.15 Uhr)

Text und Foto: Damian Byrne, Spotted by Locals

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Quelle: SZ

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Against the Grain - die beste Bierauswahl

"Schon lange beklage ich die deprimierend kleine Auswahl an einheimischen Bieren in irischen Pubs. Guinness ist großartig, schon klar. Aber darüber hinaus ist man in den meisten Bars konfrontiert mit Bieren wie Budweiser, Carlsberg, Smithwick's, Coors Light und anderen.

Die kleine Brauerei The Porterhouse im Viertel Temple Bar hat sich als Alternative für Dubliner Bierkenner zwar etabliert, ist aber inzwischen eine Touristenfalle geworden.

Gott sei Dank gibt es so etwas wie eine Braurenaissance in Irland: Viele kleine Brauhäuser haben landesweit eröffnet und manche von ihnen verkaufen ihr Bier in den Pubs der größeren Städte.

Against the Grain bietet köstliche Ergebnisse dieser wiederbelebten irischen Fassbiertradition, das Bier der eigenen Kleinbrauerei in Galway eingeschlossen. Vor allem schenken sie eines meiner sonst selten gefundenen Lieblingsbiere vom Fass aus, das kalifornische Sierra Nevada Pale Ale. Auch die Bandbreite an Flaschenbieren ist umfangreich und sorgfältig ausgewählt.

Das Essen im Against the Grain habe ich zwar noch nicht probiert, es scheint aber gehobeneres Bar-Essen zu sein. Bis etwa gegen neun Uhr am Abend fühlt man sich ein bisschen wie in einem Gastro-Pub. Später, wenn die Musik aufgedreht wird, verwandelt sich der Pub in eine ganz normale Kneipe. Fernsehschirme an den Wänden gibt es hier nicht.

Der Standort in der Wexford Street hat sich über die Jahre für mehrere Lokale als nicht glückbringend erwiesen. Hoffentlich kann Against the Grain diesen Trend umkehren."

11 Wexford Street, südliches Stadtzentrum. Montag bis Donnerstag 12.00 bis 23.30 Uhr, Freitag und Samstag 12.00 bis 00.30 Uhr, Sonntag 12.00 bis 23.00 Uhr

Text und Foto: Damian Byrne, Spotted by Locals

Spotted by Locals Reiseblog Europa Städte Insider Tipps, Spotted by Locals

Quelle: Spotted by Locals

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In Reiseführern finden Touristen "Städte-Klassiker", doch selten steht darin, wo der beste Platz für ein Picknick ist, wann ganz besondere Klubs einmal im Monat öffnen oder wo man die passende Kleidung dafür findet. So erging es auch Sanne und Bart van Poll, einem reisebegeisterten Ehepaar aus Amsterdam. Sie gründeten den City-Blog Spotted by Locals und treffen sich mit jedem Einheimischen persönlich, bevor er für das Blog-Netzwerk schreiben darf. In 33 Städten Europas von London über Berlin bis Madrid verraten Einheimische ihre Lieblingsplätze.

Für sueddeutsche.de haben die Spotter die besten Insidertipps für fünf Städte zusammengestellt, die in einer wöchentlichen Serie erscheinen. Neben Antwerpen verraten die Städteblogger auch ihre Lieblingsplätze in Dublin, Istanbul, Ljubljana und Mailand.

Foto: Sanne und Bart van Poll, Spotted by Locals

© sueddeutsche.de/dd/kaeb/jobr/boen
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