Städtetipps für Tokio:Nachtleben und Knigge-Tipps

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Auf dieser Seite geleitet Sie Christoph Neidhart durch das Nachtleben von Tokio und gibt Kniggetipps.

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Sonnenuntergang über der Metropole mit dem erleuchteten Tokyo Tower, in der Ferne ist noch Japans höchster Berg Mount Fuji zu erkennen.

(Foto: AFP)

Typisch für das Nachtleben in Tokio ist, ...

... dass es sehr segmentiert ist: Die Teenager gehen nach Shibuya, vor allem die Mädchen. Die jungen Damen gehen in Ginza aus. Japaner(innen), die Ausländer kennenlernen möchten, sitzen in den Bars von Roppongi. Männer, die etwas mehr wollen als sich zu betrinken, verlustieren sich in Kabukicho. Dort gibt es die sogenannten "Soaplands". Hier bekommen Männer alles, was sich die Sexindustrie ausdenken kann, außer normalen Sex - zumindest offiziell, denn Prostitution ist verboten. So zahlen manche Japaner dafür, ihren Kopf auf den Schoß einer jungen Frau zu betten, die sie massiert und ihnen die Ohren reinigt. Touristen scheitern hier aber meist am Eingang: Wer kein Japanisch kann, muss draußen bleiben.

Wo der Abend beginnt:

Die Japaner treffen sich nicht zum Aperitiv und ziehen dann weiter. Wenn sie einen gemeinsamen Abend verbringen, setzen sie sich in eine japanische Kneipe, die Izakaya, trinken erst etwas und bestellen nach und nach kleine Häppchen, den ganzen Abend lang. Es gibt spezielle Fisch-, Hühnchen- und allgemeine Izakayas. Ursprünglich waren das Sake-Läden, in denen man die Wirkung des Alkohols mit kleinen Häppchen abmilderte. Izakayas gibt es in allen Größen, vom kleinen Kellerlokal bis zur großen Halle. Eine gute Fisch-Izakaya ist Uoya-Icho auf der Einkaufsstraße Ginza unter der Autobahn. Man spricht auch dort kein Englisch, aber es gibt eine Speisekarte mit Bildern.

Dann ziehen Sie weiter ins:

Wenn Sie mit Kindern in Tokio sind, gehen Sie an einem Abend früh essen und besuchen dann die Icecream-City im Namja in der "Sunshine City", einem Shopping Center in Ikebukuro. "Namja" ist ein kleiner Vergnügungspark,für den Sie Eintritt zahlen müssen, um die Icecream-City zu besuchen. Aber das lohnt sich. Hier gibt es mehrere hundert verschiedene Eiscremes aus allen Teilen Japans, neben dem üblichen Erdbeer-, Pfirsich-, Vanille- Eis auch Grüntee-Eis, Seealgen- oder Wasabi-Eis, Rosen- und Tintenfisch-Eis. Zu den besten Sorten gehört die Salz-Eiscreme.

Hier wollen alle rein:

Nachtclubs gibt es überall in der Stadt, vor allem in Roppongi, wo man auch am ehesten Englisch spricht. Ins ziemlich verrückte Newlex-Edo wollen alle, weil dort angeblich Stars und Models ein- und ausgehen.

Dabei ist es hier viel besser:

Stimmiger dagegen ist es in einem der kleinen Jazzlokale oder im berühmtesten, dem BlueNote in Omotesando. Außerdem werden immer neue Untergrundbars eröffnet, die meisten tatsächlich in Kellern. Sie verschwinden nach einiger Zeit wieder. Von den illegalen Bars bekommen Reisende meist nichts mit, höchstens per Zufall. Am ehesten können Sie als Tourist in "Nonbei yokocho" in Shibuya erleben, wie es in Untergrundbars zugeht, obwohl die Bars dort nicht wirklich inoffiziell sind.

Dies ist der beste Platz für den Sonnenaufgang:

Die Sonne geht in Tokio wegen der Zeitzone sehr früh auf, im Sommer schon um 4 Uhr - und auch früh unter. Für den ersten Sonnenaufgang des Jahres am 1. Januar fahren viele Japaner weit, zum Beispiel an die Küste nach Chiba. Auch Mt. Fuji erklimmt man so, dass man beim ersten Strahl oben ist. In der Stadt bietet der Fußmarsch über die Rainbow-Brücke einen tollen Blick. Wem das zu früh ist, der sollte den Sonnenuntergang von der Aussichtsplattform des Rathauses nicht verpassen oder vom Tokyo Tower. Im Winter geht die Sonne hinter Mt. Fuji unter.

Mit diesem Satz kommen Sie überall zurecht:

In Japan muss man sich immer entschuldigen, auch wenn es dafür eigentlich keinen Grund gibt: etwa dafür, dass man etwas fragt oder dass man nichts sagt oder dass man sich nicht bereits entschuldigt hat. Die kürzeste Form ist "sumimasen". Außerdem sollte man sich immer bedanken, auch ein zweites, drittes, fünftes Mal: "arigato gozaimasu".

Darüber spricht man in Tokio:

Über das Wetter. Man kann über alles sprechen, solange man "nichts" sagt, das Thema also nicht kontrovers ist. Nicht kontrovers bedeutet: kein kleines bisschen kontrovers. Die meisten Touristen sprechen allerdings gar nicht, weil die Japaner kein Englisch können und die Touristen kein Japanisch.

Vorsicht, Fettnäpfchen!

Sich die Nase zu schnäuzen gilt als enorm unhöflich, ein Rülpser wird einem eher nachgesehen. Halten Sie niemandem die Hand zum Gruß hin, außer Ihr Gegenüber meint, weil Sie Ausländer sind, müsse er Ihnen die Hand geben. Geben Sie kein Trinkgeld. Und bitte, bitte verbeugen Sie sich nicht, wenn der Kellner oder die Hotelangestellte sich verbeugt. Und schon gar nicht so tief wie diese. Sie sind damit nicht freundlich, im Gegenteil. Wenn Sie sich verbeugen, zwingen Sie Ihr Gegenüber, es noch einmal tun. Und zwar tiefer als Sie.

Weitere Informationen über den Autor der Tipps für Tokio:

Christoph Neidhart berichtet als Korrespondent der Süddeutschen Zeitung aus Japan und Korea, er lebt seit zehn Jahren in Tokio. In seinem Buch "Die Nudel: Eine Kulturgeschichte mit Biss" erzählt er zum Beispiel, warum die Japaner an Silvester unbedingt Nudeln essen wollen. Und die Koreaner an Hochzeiten. Zuletzt ist von ihm "Das Museum des Lichts: Petersburger Lieben" erschienen.

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