Städtereisen:Eintritt frei - vielleicht

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Mit dem Citypass wird das teure Paris billiger? Nicht unbedingt.

(Foto: Alexander Kagan/Unsplash)

Städtepässe bieten Reisenden angeblich viel für wenig Geld. Aber lohnen sie sich wirklich?

Von Stephanie Bommes Alvarez

Barcelona Card, Vienna City Card, Paris Passlib - das Angebot von Städtepässen klingt verlockend: Reisende geben ein bisschen Geld für eine Vergünstigungskarte aus, besuchen ein paar Attraktionen, ohne Eintritt zu bezahlen, fahren damit in öffentlichen Verkehrsmitteln durch die Stadt und sparen auch noch Geld dabei. So wird zumindest geworben. Ob sich das Ganze für Städteurlauber wirklich lohnt, ist gar nicht so leicht herauszufinden.

Im Prinzip gehen Reisende beim Kauf von Städtepässen in Vorkasse. "Sie kaufen sich erst einmal die Möglichkeit, etwas zu erleben", sagt Fabian Spielberger, Geschäftsführer von Mydealz, einer Shopping- und Bewertungsplattform im Internet. Diese hat 168 Ermäßigungskarten aus 33 verschiedenen europäischen Städten untersucht. "Pauschal kann man sagen: Je kürzer der Pass gültig ist, desto eher lohnt er sich", sagt Spielberger. Denn das bedeute auch einen kleineren Preis. Dies sei häufig eher in kleineren Städten wie etwa Lissabon der Fall. Die Lisboa Card für einen Tag kostet 20 Euro. Mit einem Besuch des Turms von Belém und der Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs habe sich der Städtepass bereits rentiert. Die Lisboa Card für drei Tage (42 Euro) lohne sich hingegen erst bei dem Besuch von vier größeren Sehenswürdigkeiten und der Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel.

In London sind viele Sehenswürdigkeiten gratis, da lohnt sich der teure Pass nicht

Teurere Städtepässe lohnen sich kaum, weil Besucher damit verhältnismäßig wenig sparen können. Mit dem drei Tage gültigen Paris Passlib für 129 Euro sparen Reisende laut der Untersuchung selbst nach dem Besuch von acht Sehenswürdigkeiten nur schlappe 1,50 Euro, aber nur, falls sie auch noch die öffentlichen Verkehrsmittel benutzen. Der Pariser Städtepass hat sich nach Angaben der Tourismusinformation im vergangenen Jahr rund 16 000 Mal verkauft. Die Zahl ist im Vergleich zu den 50 Millionen jährlichen Besuchern gering, aber für die Anbieter von Städtepässen geht die Rechnung trotzdem auf. Sie bekommen nicht nur Geld, wenn die Pässe gekauft werden, sondern verdienen auch prozentual am Eintritt zu den Sehenswürdigkeiten.

Paris Passlib

Rote Karte für Paris-Besucher.

(Foto: Parisinfo)

Mit den teureren Städtepässen laufen Reisende Gefahr, aus Zeitmangel zu wenige Attraktionen zu besuchen und damit manchmal sogar mehr zu zahlen als nötig. So lohnt sich die drei Tage gültige Vienna City Card (73 Euro) erst nach dem Besuch von elf Sehenswürdigkeiten sowie der Nutzung des Flughafentransfers und des Nahverkehrs. Der Easy City Pass für einen Tag und 14,90 Euro hingegen rechnet sich nach dem Besuch von drei Attraktionen und der Nutzung des Nahverkehrs.

Vorsichtig sollten Reisende auch bei der Art des Angebots sein. Manchmal ist nicht sofort ersichtlich, ob die Pässe freien Zutritt oder nur Rabatte gewähren. Ein Kauf kann sich trotzdem lohnen, vor allem, wenn der Städtepass die Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs beinhaltet. In Barcelona kosten Tickets für Verkehrsmittel an zwei Tagen 15,20 Euro. Die zwei Tage gültige Barcelona Card Express gibt es für 20 Euro. Mit dem vergünstigten Besuch von drei Museen rentiert sich das bereits. Ähnlich ist das bei der Barcelona Card für fünf Tage (55 Euro). Mit dem Eintritt in zwei Museen und einer rabattierten Stadtrundfahrt macht sich der Kauf bezahlt.

Günstiger als umsonst geht es nicht

Es kommt zwar selten vor, doch manche Städtepässe werben mit Attraktionen, bei denen der Eintritt ohnehin frei ist. Oliver Buttler, Abteilungsleiter bei der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg, rät deshalb, sich vor der Reise gut zu informieren: "Durch die Recherche muss man durch. Eine Generalformel gibt es nicht." Außer für London. "Ein Städtepass für London lohnt sich nicht, weil sowieso drei Viertel der Sehenswürdigkeiten umsonst sind", sagt Buttler, so etwa alle staatlichen Museen.

Auf der Internetseite des London Pass wird erst beim Anklicken der Attraktion erläutert, dass es bei zwei Kirchen und drei Museen keinen freien Eintritt, sondern Guidebooks, Rabatte im Souvenirshop oder eine kostenlose Audiotour gibt. Der London Pass, der einen Tag gültig ist, kostet umgerechnet stolze 83 Euro - exklusive öffentlicher Verkehrsmittel. Das lohnt sich erst nach dem Besuch von vier großen Sehenswürdigkeiten. Die Frage ist, ob man sich das an einem Tag antun möchte.

Wichtig sei es, so Buttler, Öffnungszeiten zu überprüfen und eventuelle Ermäßigungen zu beachten. Für Pensionierte und Studierende lohne sich ein Städtepass meistens nicht. So ist der Eintritt in Pariser Museen für EU-Bürger unter 26 Jahren frei. Menschen mit Behinderung und ihre Begleitperson können viele Pariser Museen und Denkmäler kostenlos besuchen.

Insgesamt kommt es darauf an, welchen Anspruch man an seine Reise hat. Fabian Spielberger rät zu einer Kombination: "Am besten ist es, wenn man einen günstigen Pass für einen Teil des Aufenthalts nutzt und die Stadt dann auf eigene Faust an den restlichen Tagen erkundet." Wollen Touristinnen und Touristen möglichst viel Sightseeing betreiben, lohnt sich der Kauf eines Städtepasses meistens. Dann bleibt aber keine Zeit, gemütlich einen Pernod in Paris oder ein Ale in London zu trinken.

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