Sprachreisen im Test:Fürs Leben gelernt - und sonst nichts

Langweiliger Frontalunterricht, Donuts statt Gemüse und ein Bett in der Garage - teure Sprachreisen können zum Desaster werden.

Vokabeln büffeln in der Sonne, Fish 'n Chips knabbern, nette Leute kennenlernen. Sprachreisen verbinden das Angenehme mit dem Nützlichen. Wer eine Sprache im Mutterland lernt, kommt schneller voran als mit einem Kurs zu Hause. Wenn da nicht die Privatunterkünfte wären. Im Test: Sprachreisen nach England, Malta und Spanien.

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Kaum Privatsphäre

Winzig kleine Zimmerchen, eintöniges Essen, maulfaule Gastgeber. Wer bei einer Sprachreise Geld sparen möchte und ein Privatquartier bucht, muss sich auf einiges gefasst machen. Ein Tester wohnte in einem 6,5-Quadratmeter kleinen Hochhaus-Zimmer. Im Wohnzimmer lief pausenlos der Fernseher.

Statt frischem Gemüse und Vollkornbrot gab es für den Vegetarier abgepackte Donuts. Und an Schlaf war erst zu denken, wenn sich die Gastgeber zu später Stunde selbst zu Bett begeben hatten. Privatsphäre? Fehlanzeige.

Spartanische Unterkünfte

Auch in anderen Unterkünften mussten sich die Tester deutlich einschränken. So wurden sie in Spanien und auf Malta häufig zu sparsamem Umgang mit Wasser und Strom ermahnt. Eine Testerin wohnte in einer Autogarage. Der Zutritt zum eigentlichen Wohnhaus blieb ihr versagt. Hintergrund: Viele Gastfamilien leben offenbar von den spärlichen Mieteinnahmen.

Trotzdem gilt für zahlende Gäste die europäische Sprachreisenorm DIN EN 14 804. Diese schreibt Zugang zu Küche und Bad, Stauraum für Gepäck, Tisch, Stuhl sowie ausreichende Beleuchtung und Belüftung vor. Wenn nicht einmal diese Grundvoraussetzungen erfüllt sind, sollten sich Reisende unverzüglich beim Veranstalter beschweren.

Meist Frontalunterricht

Auch der Sprachunterricht ist bei fast allen Anbietern verbesserungsfähig. Klassischer Frontalunterricht bestimmt das Bild. Viele Lehrer verwenden stur ihre Lehrbücher und Arbeitsblätter. Lebendige Lehrmethoden wie Gruppenarbeit, Rollenspiele oder Medien kommen nur gelegentlich zum Einsatz. Lediglich die Studiosus-Kurse in Spanien waren etwas besser aufbereitet.

Unterschiedliches Lernniveau

Der Unterricht findet in der Regel in Gruppen mit sechs bis zwölf Erwachsenen aus verschiedenen Ländern statt. Das Lernniveau ist trotz Einstufungstest nicht immer einheitlich. Hinzu kommt, dass meist auch einige Langzeitschüler in den Klassen sitzen. Diese machen zwei oder drei Monate Sprachurlaub. Ihre Motivation und Disziplin lässt jedoch zuweilen zu wünschen übrig. Das stört andere, muss aber nicht immer nachteilig sein: Eine Testerin genoss eine Woche Einzelunterricht, weil die anderen Teilnehmer ständig schwänzten.

Maltesisches Englisch

Wer Englisch auf Malta lernen möchte, sollte eins bedenken: Für Malteser ist Englisch nicht Mutter- sondern nur Amtssprache. Von Hause aus sprechen sie Maltesisch - eine aus dem Arabischen stammende Sprache mit italienischen, spanischen und englischen Einsprengseln.

Das kann nicht nur in den Gastfamilien zu Verständigungsproblemen führen: Selbst die Lehrer waren nicht immer Englisch-Muttersprachler. Auch in Spanien gibt es neben dem offiziellen Kastellanisch verschiedene regionale Sprachen wie Katalonisch, Baskisch und Galizisch. Doch hier beherrschen zumindest die Lehrer meist lupenreines Hochspanisch.

Höheres Risiko

Anbieter von Sprachreisen vermitteln zum großen Teil Leistungen, die sich jeder mit etwas Zeit und Organisationstalent auch selbst zusammenstellen kann. Das spart zumindest bares Geld. Einen Vorteil hat die Buchung beim Veranstalter jedoch: Über das deutsche Reisevertragsgesetz sind die eingezahlten Beträge gesichert. Wenn im Ausland etwas schiefgeht, kann der Kunde bei seinem deutschen Vertragspartner reklamieren. Selbstorganisierer müssen auch selbst für ihre Rechte kämpfen und notfalls im Ausland prozessieren.

Ausführliche Informationen zu Sprachkursen, Hör-CDs, Fernunterricht sowie Jobs im Ausland hält das test-SPEZIAL "Sprachen lernen" parat. 96 Seiten für 7,50 Euro.

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