Sport:Meister im Sparen

Lesezeit: 4 min

Die „Fraport Skyliners“ haben einen Sponsor, wie der Name verrät. Trotzdem ist der Etat knapp. (Foto: imago/Eibner)

Egal ob beim Eishockey oder im Basketball: Der Stadt des großen Geldes fehlt ein finanzkräftiger Klub. Nun hoffen die Profisportler, dass sie mit einer geplanten Multifunktionsarena wenigstens eine moderne Spielstätte bekommen.

Von Johannes Aumüller

Es waren aus der Perspektive des Sports denkwürdige Wochen, die Frankfurt im Frühjahr 2004 erlebte. Da waren zwar einerseits die Fußballer der Eintracht, die zum dritten Mal binnen weniger Jahre aus der ersten Liga absteigen mussten und vor einer ungewissen Zukunft standen. Aber da waren andererseits auch andere örtliche Vereine, die eine unerwartete Partylaune in der Stadt erzeugten: Erst gewannen Mitte April die Lions den deutschen Meistertitel im Eishockey. Knapp zwei Monate später machten es ihnen die Skyliners im Basketball nach.

Fast 14 Jahre sind diese Triumphe jetzt her, es waren bis heute die letzten für Frankfurt in den vier wichtigsten deutschen Profiligen (Fußball, Basketball, Eishockey, Handball). Meisterschaften in diesen Sportarten scheinen auf absehbare Zeit utopisch zu sein; selbst unter die Top drei oder vier zu kommen, ist ein extrem ambitioniertes Unterfangen. Dafür gibt es viele verschiedene und sportartspezifische Gründe. Aber angesichts eines Profisport-Gewerbes, in dem Geld nicht alles, aber doch sehr viel ist, gilt ein Befund als zentral: dass es just in dieser reichen Stadt keinen finanzkräftigen Klub gibt. Sondern die Frankfurter Vereine in der Budget-Tabelle gewaltig hinter der jeweiligen nationalen Spitze zurückliegen.

Dabei können die Verantwortlichen mit der sportlichen Entwicklung in der Summe durchaus zufrieden sein. Die Basketballer, die inzwischen Fraport Skyliners heißen, gehören hinter dem Top-Trio München, Bamberg und Berlin zum Kreis der ersten Verfolgergruppe. Eintracht Frankfurt hat sich nach wechselhaften Jahren im Mittelfeld der Bundesliga etabliert, mit Blickrichtung nach oben. Die Löwen Frankfurt spielen im Eishockey in der Spitzengruppe der zweiten Liga und dürfen perspektivisch mit der Rückkehr in die oberste Spielklasse rechnen. Düster sieht es in den Top-vier-Sportarten nur beim Handball aus, seitdem sich der Traditionsklub SG Wallau/Massenheim vor einem guten Jahrzehnt aufgelöst hat und Nachfolge-Ideen bisher scheiterten.

Aber die Frage, wie es um den sportlichen Erfolg dieser Klubs künftig bestellt sein kann, führt automatisch auch zur Frage, was die Stadt und die ansässige Finanzindustrie so tun zur Unterstützung. Beziehungsweise was sie nicht tun.

Den meisten Bezug zum großen Geld gibt es bei der Eintracht. So zählen zum Zusammenschluss "Freunde der Eintracht", die 28,5 Prozent der Anteile an der Profi-AG des Vereins halten, Institute wie die Hessische Landesbank, die BHF-Bank, das Bankhaus Metzler, die DZ-Bank. Für den Verkauf dieser Anteile waren 2003 für die notleidende Eintracht 4,5 Millionen Euro geflossen. Vor ein paar Jahren erwarb die BHF-Bank ein weiteres fünfprozentiges Aktienpaket, der Preis: 1,25 Millionen Euro. Im Aufsichtsrat ist die Banker-Quote hoch, zudem gibt es inzwischen sowohl mit der Deutschen Börse als auch mit der Deutschen Bank und deren Tochter DWS Sponsoring-Partnerschaften, die geschätzt insgesamt knapp vier Millionen Euro einbringen. Das ist mehr als vor anderthalb Jahren, als Eintrachts Aufsichtsratschef Wolfgang Steubing monierte, dass die Industrie "mehr tun könne". Aber für die Branche mit ihren wahnwitzigen Summen ist das noch recht überschaubar.

Wenigstens eine neue Halle! Darauf hoffen jetzt die Vereine

Die anderen Sportarten müssen im Sponsoring ohnehin andere Wege gehen. "Nur weil in Frankfurt besonders viele Banken ansässig sind, liegt das Geld deshalb ja nicht auf der Straße", sagt Stefan Krämer, geschäftsführender Gesellschafter der Löwen. Er weiß, wie schwer es mit der Sponsoren-Akquise ist, denn das Frankfurter Eishockey hat recht bittere Jahre hinter sich. 2010 mussten die "Lions" wegen wirtschatlicher Schwierigkeiten Insolvenz anmelden und als "Löwen" in der Regionalliga neu beginnen, der vierten Klasse. Peu à peu folgte die Konsolidierung, die im Vorjahr zum Zweitliga-Titel führte, wenngleich das aufgrund der Statuten keinen Aufstieg nach sich zog. "Es mag viel Kapital in der Stadt Frankfurt geben, aber dieses wird bewusst und bedacht eingesetzt", sagt Krämer: "Es gibt kein Unternehmen, das einfach so mal eine große Summe raushaut. Wenn es diese Zeit überhaupt mal gab, ist es heute utopisch."

Nun, es gab immerhin mal eine Zeit, in der ein Unternehmen wie die Deutsche Bank die Basketballer stark unterstützte. Von 2005 bis 2011 firmierte sie als Namensgeberin, mitsamt Firmenlogo im Vereinswappen. Junge Leute als Zielgruppe anzusprechen, das steckte als Idee hinter diesem Sponsoring, doch dann kam die Finanzkrise. Aber es ist auch generell recht schwer, die Finanzwirtschaft zu einem großen Engagement zu bewegen.

Die Sponsoring-Töpfe dort werden aufgrund der aktuellen Lage nicht unbedingt größer. Für viele international ausgerichtete Geldhäuser ist ein Sponsoring im deutschen Basketball oder Eishockey nicht der passende Marketing-Ansatz. Und bei Banken mit anderer Fokussierung kommt zumindest im Basketball - aber gegebenenfalls auch im Handball - eine Hürde hinzu: Zum offiziellen Bestandteil des jeweiligen Liga-Namens zählt ein Finanzinstitut. Da wäre mancher Konflikt abzusehen.

Gunnar Wöbke, Geschäftsführer der Skyliners, hat in den vergangenen Jahren durchaus große Partner gewinnen können, erst Opel (2000 - 2005), dann die Deutsche Bank, seit 2011 Fraport, viel mehr geht nicht in der Region. Der Etat beträgt trotzdem nur gut vier Millionen und damit ein Viertel von dem, was etwa den Bambergern zur Verfügung steht, die der Automobilzulieferer Brose unterstützt. Und nur die Hälfte von dem, was Wöbke in Anbetracht der aktuellen Marktsituation als realistisches Ziel für einen Großstadt-Verein ohne Mäzenatentum ansieht - "bei einer perfekten Halleninfrastruktur".

Halle, das ist das Thema, von dem sich Skyliners-Chef Wöbke wie auch Eishockey-Mann Krämer derzeit die meisten Verbesserungen ihrer Situation erhoffen. Anders als bei Konkurrenten in anderen Städten gibt es in Frankfurt keine moderne Spielstätte mit hoher Kapazität: Bei 5000 beziehungsweise 6700 Zuschauern ist Schluss. Jetzt setzen sie darauf, dass bald eine Multifunktionsarena entsteht, die 13 000 Fans Platz bietet. Das Kaiserleigebiet hat die Stadt als Standort ausgeguckt. Im Herbst soll die Entscheidung für einen Bauherrn fallen, 2019 könnte Baubeginn sein.

Das klingt zumindest mittelfristig gut für die Vereine. Allein: Die ergebnislosen Diskussionen um die Notwendigkeit einer neuen Arena gibt es schon ewig - fast so lange, wie Frankfurt auf einen Meistertitel wartet.

© SZ vom 26.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: