Sie spielen dort, wo die Brasilianer Ferien machen: Die Nationalmannschaft hat es mit der DFB-Auswahl der Spielorte für die WM 2014 nicht schlecht getroffen. Salvador, Fortaleza und Recife sind Urlaubsparadiese. Ein Ausblick. Salvador da Bahia Eigentlich wünschte Jogi Löw sich und seine Spieler in den kühleren Süden Brasiliens um Curitiba und Porto Alegre, dorthin, wo man viel Deutsch spricht und nach München das größte Oktoberfest der Welt feiert. Schon allein wegen der besseren Spielbedingungen und niedrigeren Sprachbarriere. Im Nordosten, wo die Nationalmannschaft in der Vorrunde antritt, ist es schwül-heiß. Doch die Region bietet auch Vorteile - vor allem, wenn man gerade nicht über das Spielfeld hetzen muss. Salvador da Bahia etwa liegt in einer der größten Buchten des Landes. Hier spielt die DFB-Auswahl am 16. Juni gegen Portugal in der Arena Fonte Nova. In der drittgrößten Stadt Brasiliens mischt sich afrikanische Kultur mit westlicher, Katholizismus mit Candomblé, einer Glaubensgemeinschaft, der in Brasilien etwa zwei Millionen Menschen angehören.
Kultureller Mittelpunkt der Stadt ist Pelourinho, das seit 1985 zum Weltkulturerbe der Unesco gehört. Bis 1835 der Sklavenmarkt Salvador da Bahias, hat sich dieser Teil der Cidade Alta, der Oberstadt, zum Künstlerviertel entwickelt. Seit 1990 werden die Renaissance- und Barock-Gebäude renoviert. Überall findet man feine Stuckarbeiten an den Außenfassaden, die an die Gründerzeit der Stadt erinnern.
Berühmt ist Salvador da Bahia für seinen Karneval, den viele Brasilianer sogar dem in Rio de Janeiro vorziehen. Bis zu 2,7 Millionen Menschen feiern hier ausgelassen in den Straßen. Doch es gibt auch Schattenseiten: Die Stadt ist zwar ein Schmelztiegel der Kulturen, wird aber von einer kleinen weißen Minderheit regiert. In den Randgebieten von Salvador da Bahia herrscht Armut, die Mordrate ist hoch, die Stadt heruntergekommen.
Wer Salvador da Bahia gen Norden verlässt, erreicht nach etwa 75 Kilometern die traumhaften Strände der Coconut Coast, die an die Südsee erinnern. Sie scheinen endlos, in kleinen Bars trinkt der Urlauber aus eisgekühlten Kokosnüssen, mit Buggys kann er durch die Dünen fahren. Weniger touristisch ist es auf der Insel Boipeba, südlich von Salvador. Über Valencia mit dem Boot zu erreichen, finden sich hier weniger Europäer. Hauptsächlich südbrasilianische Touristen erkunden die ursprüngliche Natur und die Korallenbecken vor der Küste.
Fortaleza Für die deutsche Nationalmannschaft geht es am 21. Juni weiter nach Fortaleza, wo sie in der Arena Castelão auf Ghana treffen. Die Stadt im armen Norden hat sich in den letzten Jahren zu einem Touristenzentrum entwickelt. Was die Urlauber lieben, könnte für die DFB-Auswahl ein Problem werden: Die Region trägt den Beinamen "Terra do Sol", Land der Sonne, und ist für ihren ewigen Sommer bekannt. Das ganze Jahr über liegen die Temperaturen tagsüber bei etwa 30 Grad.
Während die deutschen Fußballer auf dem Platz schwitzen müssen, finden Urlauber in Fortaleza eine große Auswahl an Stränden. An der Promenade des Beira Mar tobt das Leben bis spät in die Nacht. In den Barracas feiern vor allem brasilianische Touristen. Wer sich Sorgen macht, im Urlaub dort ein WM-Spiel zu verpassen, kann aufatmen: Fast alle dieser Strandbuden haben einen Fernseher. Wer Fortaleza besucht, sollte sich unbedingt Zeit für umliegende Strände nehmen. In Jericoacoara etwa, einem kleinen Ort mitten in einer Dünenlandschaft, entspannen Urlauber auf Hängematten direkt über den Meereswellen.
Obwohl Fortaleza vor allem für seine Strände bekannt ist, bietet die Stadt selbst auch einige Sehenswürdigkeiten. Die Kathedrale im gotisch-romanischen Stil wurde zwischen 1939 und 1978 erbaut, fasst 5000 Besucher und ist die drittgrößte Kirche Brasiliens. In unmittelbarer Nähe verkaufen Brasilianer handgefertigte Produkte auf dem Markt.
Auch wenn Fortaleza wie ein Strandparadies wirkt: Ein Drittel seiner Einwohner lebt in Armenvierteln. Die Kriminalität ist hoch, wenn auch nicht so hoch wie in São Paulo. 2011 war Brasilien das Land mit der höchsten Mordrate weltweit. Touristen sollten Viertel wie Bom Jardim, Mondubim oder Pirambu meiden, täglich kommt es hier zu Überfällen. Dem versuchen die brasilianischen Behörden durch ein verstärktes Sicherheitsaufgebot entgegenzuwirken.
Recife In Recife trifft die deutsche Nationalmannschaft am 26. Juni auf die USA und auf Jürgen Klinsmann, der die Amerikaner seit 2011 trainiert. Die Stadt an der Atlantikmündung des Capibaribe ist geprägt von einem Kanal, mehreren Flüssen und zwei Inseln, auf denen sich das historische Zentrum befindet, wenige Meter vom Festland entfernt.
Das soziale Leben von Recife spielt sich vor allem in Boa Viagem ab, einem privilegierten Viertel entlang des längsten urbanisierten Strandes Brasiliens. Über acht Kilometer erstreckt sich die Promenade mit Cafés, Restaurants und Nachtclubs.
Tagsüber sonnen sich Tausende am Strand oder spielen Fußball im Sand. Für Taucher ist das Gebiet besonders interessant: Entlang der Küste gibt es unzählige Korallenriffe. Etwa 60 Kilometer südlich von Recife bilden diese bei Porto de Galinhas Meerwasserbecken, die besonders kinderfreundlich sind. Die Felsen vor der Küste brechen die Wellen und der Besucher hat den Eindruck, er schwimme in einem ruhigen See.
Für diese Erfahrung werden aber eher die Fans der deutschen Nationalmannschaft Zeit haben. Denn die Spieler um Jogi Löw stehen unter hohem Erwartungsdruck, schließlich soll das DFB-Team beim WM-Turnier bis zum Ende dabei sein und möglichst den Titel holen. Wird der Druck vorher doch zu groß, sind Orte zur Entspannung aber nicht fern. Oder später dann für Freudensprünge.