Süddeutsche Zeitung

Spanien:Weg vom Strand

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Spanien quillt über - das stört die Touristen ebenso wie viele Einheimische. Deshalb bewirbt man dort jetzt neue Ziele im Hinterland - und die Nebensaison.

Von Brigitte Kramer

Generationen von Deutschen haben Kindheitserinnerungen an Mallorca, Teneriffa oder Benidorm. Und das wird auch in der nächsten Generation so sein, denn Spanien ist und bleibt der Klassiker für Urlaub am Meer. 2016 reisten mehr als 75 Millionen Menschen in das Land; die Zahl der deutschen Urlauber stieg um 6,4 Prozent auf rund elf Millionen. Besonders beliebt sind die katalanische Costa Brava, die 369 Strände und Buchten der Balearen, die Sand- und Lavastrände der sieben kanarischen Inseln, die andalusischen Costas und die Region Valencia mit ihren knapp 50 Playas. Zugelegt haben 2016 vor allem die Balearen und die Kanaren, mit Wachstumsraten von knapp zwölf beziehungsweise 14 Prozent im Vergleich zu 2015.

Dass Spanien so beliebt ist, hat mit der politischen und wirtschaftlichen Unsicherheit in anderen Mittelmeerländern zu tun. Und mit einem neuen Profil, das sich Spanien erarbeitet als Reiseziel in der Nebensaison. Im Juli und August sind die klassischen Ferienorte überlaufen. Das stört viele Touristen - und auch die Einheimischen. Die Tourismusbehörde von Mallorca hat inzwischen aufgehört, die Insel als Sommer-Reiseziel zu bewerben. Eine neue Kampagne lockt Urlauber in Mallorcas Hinterland, zur Vogelbeobachtung oder Weinverkostung. Statt Liegen und Sonnenschirmen an der Costa del Sol zieren jetzt Klöster in Aragonien und Weinberge in Kastilien La Mancha die Kataloge. Die Geschichte als einstige Weltmacht, die Vielfalt der Landschaft und die milden Temperaturen zwischen Oktober und Mai erleichtern das Vorhaben. Und die Rechnung scheint aufzugehen: Im Dezember 2016 kamen vier Millionen Reisende nach Spanien, rund eine halbe Million davon aus Deutschland - rund 13 Prozent mehr als im Vorjahresmonat. Trotzdem bringen bislang noch die Strandurlauber das meiste Geld. Doch Strandurlaub soll nicht mehr gleichbedeutend sein mit Billigtourismus. Spanien wird teurer. Wegen der großen Nachfrage. Und weil das Land weg will vom Ballermann-Image. Die Partymeile auf Mallorca heißt jetzt offiziell Palma Beach und bietet immer mehr gehobene Restaurants, Clubs und Fünfsternehotels.

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Quelle:
SZ vom 09.03.2017
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