Spanien:Maurische Prachtbauten abseits der Strände

800 Jahre dauerte die arabische Herrschaft in Andalusien. Erhalten bleiben märchenhafte Pläste, imposante Festungen - und der Flamenco.

Die gewaltigen Mauern der Alhambra dominieren das Stadtbild von Granada. In dieser eindrucksvollen Festung haben die Mauren den spanischen Rückeroberern am längsten standgehalten, bis sie im Jahre 1492 endgültig von der iberischen Halbinsel vertrieben wurden.

Zurück blieben vielerorts prachtvolle Paläste, Moscheen und Badeanlagen, die den Reisenden noch heute ins Staunen versetzen. Neben imposanten christlichen Kathedralen geben sie Zeugnis von der bewegten Geschichte Andalusiens im Mittelalter.

Mit der südlichsten Provinz Spaniens verbindet sich meist nur die Vorstellung von einem Strandurlaub. Doch auch die Kulturstätten im Landesinneren ziehen alljährlich Millionen Besucher an - und zu Recht.

800 Jahre in arabischer Hand

Die Vermischungen von orientalischen und westlichen Baustilen, von muslimischen, christlichen und auch jüdischen Elementen, von Vergangenheit und Gegenwart sind hier so ausgeprägt wie kaum anderswo in Europa. Auch der Flamenco, eine vermeintlich urspanische Erfindung, ist das Ergebnis dieser kulturellen Verschmelzung.

Die ersten Mauren kamen im Jahre 711 unter dem Berberkommandanten Tarik von Nordafrika über die Straße von Gibraltar nach Spanien. Damit begann die fast 800 Jahre währende arabische Herrschaft über al-Andalus, wie die Eroberer die iberische Halbinsel nannten. Einige Historiker werten diese Zeit als Epoche einer weit gehenden multikulturellen Harmonie und Toleranz, andere stellen nur die blutrünstigen Seiten in den Mittelpunkt. Unbestritten ist, dass die arabische Kultur insbesondere den Süden Spaniens für alle Zeit bereichert hat.

Wer die Alhambra besuchen will, muss sich schon früh am Morgen anstellen - es sei denn, er konnte per Telefon oder im Internet vorbuchen. Zwar ist es kein Problem, auf das Gelände der Stadtburg zu gelangen, doch der Zugang zu den großartigen Nasriden-Palästen ist begrenzt. An der Tageskasse werden meist nur etwa 800 Karten verkauft, auf denen auch die Uhrzeit des Besuchs vorgeschrieben ist.

Wer jedoch den Einlass geschafft hat, fühlt sich für das Warten schnell entschädigt: Im Sultanspalast beeindrucken an den Wänden die meist in Blau gehaltenen Keramik-Kacheln mit Blumenmustern und Inschriften aus dem Koran, während die Decken kunstvolle Holzverzierungen aufweisen. Innenhöfe mit Wasserspielen wie der Löwenhof untermalen die Leichtigkeit des Baustils.

Der Renaissancepalast, den König Karl V. Nach der Reconquista, der Rückeroberung Spaniens, auf dem Gelände errichten ließ, wirkt da eher behäbig. Die Gartenanlagen von Generalife sowie der Blick von der Zitadelle über Granada bis hin zur Bergkette der Sierra Nevada werden dem Besucher ebenfalls unvergesslich bleiben.

Maurische Prachtbauten abseits der Strände

Ein eindrucksvolles Monument orientalischer Baukunst ist auch der Alcazar von Sevilla - eine befestigte Palastanlage, die sich mit der Alhambra durchaus messen kann. Die Kathedrale von Sevilla weist ebenfalls Spuren der maurischen Vergangenheit auf: Sie entstand an der Stelle einer großen Moschee.

Das Grab des Kolumbus

Davon blieben der Orangenhof sowie das Minarett erhalten, das zum 97 Meter hohen Glockenturm "Giralda" umgebaut wurde. Zur Spitze führen nach arabischer Bauart keine Treppen, sondern Rampen. Im Kirchenschiff soll Christoph Kolumbus begraben sein, wie sich spanische Wissenschaftler nach jüngsten DNA-Analysen sicher sind. Allerdings besteht die Dominikanische Republik weiterhin darauf, dass sich das Grab des Entdeckers Amerikas in Santo Domingo befinde.

Von den maurischen Moscheen ist die Mesquita von Cordoba am besten erhalten. In sie wurde im 16. Jahrhundert das Schiff einer christlichen Kathedrale hineingebaut, aber dominierend sind nach wie vor die riesigen Säulenhallen des muslimischen Gotteshauses. Der Alcazar von Cordoba stammt aus der Zeit nach der Reconquista, doch unterscheidet sich sein Baustil kaum von dem der maurischen Festungen.

Arabische Bäder sind noch erhalten

Westlich der Stadt sind die Ruinen von Medina Asahara sehenswert. Diese Palastanlage war von 945 bis 1010 Sitz der Kalifen von Cordoba. Die archäologischen Ausgrabungen sind noch im Gange, doch geben eindrucksvolle Gebäudereste einen weiteren Einblick in die Lebensweise der arabischen Herrscher über Spanien.

Vielerorts sind auch arabische Bäder zu bewundern. Eine der schönsten Anlagen mit aussagekräftiger Dokumentation befindet sich in Ronda nordwestlich von Marbella. Diese Ortschaft ist wegen ihrer wunderschönen Lage an der Schlucht des Flusses Guadalevin eine beliebte Sommerfrische. Die bis zu 130 Meter tiefe Schlucht wird an der höchsten Stelle von einer imposanten Brücke aus dem 18. Jahrhundert überspannt, weiter unten sind zwei Brücken aus der frühen Zeit der Mauren sowie aus dem Mittelalter erhalten.

Von Ronda ist es nicht weit nach Gibraltar und damit zur Meerenge zwischen dem Mittelmeer und dem Atlantik beziehungsweise zwischen Europa und Afrika. Die nordafrikanische Küste ist bei klarem Wetter gut zu erkennen, und von Algeciras aus fahren fast stündlich Fähren nach Tanger in Marokko. Die Route, auf der die Mauren einst nach Spanien kamen, wird heute von vielen Touristen aus Europa in umgekehrter Richtung zurückgelegt.

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