Spanien: Costa Brava:Chaos im Ferienparadies

"Zustände wie in der Dritten Welt", ärgern sich Urlauber an der Costa Brava, die nach dem Schneesturm tagelang ohne Elektrizität im kalten Hotelzimmer schlotterten. Schuld an dem Stromausfall will niemand sein.

Schlottern im Hotel, Radio und Wasserkocher tot: Zehn Tage nach dem großen Schneesturm im Nordosten Spaniens sind immer noch einige abgelegene Dörfer in der Region ohne Strom. Die Lage hat sich inzwischen allerdings etwas entspannt: "Ich komme aus Santa Christina, dem Zentrum des Sturms. Dort ist inzwischen alles wieder in Ordnung, das wurde aber auch Zeit", sagt Margarita Bilal vom Fremdenverkehrspatronat Costa Brava Girona.

Am Wochenende waren aber noch etwa 20.000 Haushalte und Geschäfte ohne Elektrizität und Heizung. Besonders hart hat es viele kleine Gemeinden in der Provinz Girona sowie die Costa Brava getroffen - und das kurz vor den bevorstehenden Osterferien. "Das Image, das wir gerade abgeben, macht uns Angst", sagte der Vorsitzende des Reisebüroverbandes, Francesc Carnerero.

Kein Wunder: In einer Gegend, die vom Tourismus lebt und damit wirbt, "an 365 Tagen im Jahr geöffnet" zu sein, herrschte Chaos. Denn ohne Strom können viele Geschäfte und Restaurants nicht arbeiten. Und auch die Heizung funktionierte meistens nicht. "Das sind doch Zustände wie in der Dritten Welt", ärgerte sich ein Urlauber in Lloret de Mar.

Wie viele Touristen, die den ruhigen Winter an der Costa Brava genießen wollten, ist er inzwischen abgereist. Doch wer kein eigenes Auto hat, musste eben im kalten Hotelzimmer ausharren. So ging es zahlreichen Rentnern, die in der preiswerten Nebensaison mit einer Reisegruppe an die Costa Brava gefahren sind und im Schneechaos versanken.

"Das ist unwürdig"

Der Schneesturm am 8. März war der schlimmste in Katalonien seit 25 Jahren. Er brachte in der Region 33 Hochspannungsmasten zum Einsturz. Dass dies zu Stromausfällen führte, können die Menschen noch verstehen. Was sie aber nicht nachvollziehen können ist, dass der Schaden immer noch nicht vollständig behoben werden konnte.

Schließlich geht es um die wirtschaftsstärkste Region ganz Spaniens. "Das ist unwürdig", schimpfte der Bürgermeister von Lloret de Mar, Xavier Crespo, der mit Amtskollegen aus 40 weiteren Ortschaften wie Sant Feliu de Guíxols, Tossa de Mar, Palamós oder Llagostera einen Protestbrief an die Regionalregierung schickte.

"Wir haben genug"

Die schiebt den Schwarzen Peter dem Stromkonzern "Endesa" zu. Dieser habe die Hochspannungsleitungen nicht ausreichend gewartet. Das Unternehmen wiederum kontert: Schuld sei die katalanische Regierung, weil sie nicht die dringend notwendige Modernisierung des Netzes genehmigt habe. "Wir haben jedes Jahr gebetet, dass so etwas nicht passiert", räumte Kataloniens Wirtschaftsminister Antoni Castells, ein. "Nun ist es geschehen."

Margarita Bilal vom Fremdenverkehrspatronat hofft, dass auch die kleinsten Ortschaften in den nächsten Tagen wieder Zugang zum Stromnetz erhalten: "Das ist jetzt wirklich wichtig, dann wir haben alle wirklich genug."

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