Spanien:Andalusien im Sattel erobern

Im Süden von Spanien haben auch die Pferde ein feuriges Temperament. Die Gegend um Cádiz gilt als Wiege der spanischen Pferdezucht.

Der Sandstrand wirkt endlos. Die Pferde werden unruhig, sie spüren die Weite. Ihr Freiheitsdrang lässt sie immer schneller traben. Melanie Reichel müht sich, ihren Andalusier zu bändigen. Streng zieht sie an den Zügeln.

Aber dann lässt sich auch die 25-jährige aus München vom Temperament ihres Pferdes anstecken. Leicht drückt sie die Beine ans Pferd, lässt die Zügel locker - und schon galoppiert der Andalusier los.

Das Meer hier in Südspanien ist glasklar und türkisblau, der Sand strahlend weiß. Der raue Atlantikwind schmeckt salzig. Melanie zieht die Zügel wieder an. "Diese Rasse ist so unglaublich temperament- und kraftvoll", sagt Melanie, die begeistert ihr Pferd streichelt. In der Ferne ist die Küste Afrikas zu sehen, das marokkanische Rif-Gebirge wirkt wie zum Greifen nah.

Weiter geht es an der Costa de la Luz in Richtung Caños de Meca. Durch duftende Pinienwälder führt der Weg an der Steilküste entlang. Immer wieder bieten Baumlücken spektakuläre Blicke auf die Strände. Nach einer Stunde gehen die Pinienwälder in Ginsterbüsche und wilde Orchideen über, die den weiteren Weg durch die Sanddünnen säumen.

"Feria del Caballo" - Das Fest der Pferde

Andalusien - und speziell die Provinz Cádiz - gilt als Wiege der spanischen Pferdezucht. Die Tiere der "Pura Raza Española", vereinfacht Andalusier genannt, gehören zu den edelsten Pferden der Welt.

Schon Richard Löwenherz, Friedrich der Große und Napoleon schätzten sie wegen ihrer Grazie, ihres Anmuts und Temperaments.

Wozu ein rassiger Andalusier in der Lage ist, kann in der Hofreitschule in Jerez de la Frontera bestaunt werden. Die Stadt gilt als Spaniens Pferdestadt schlechthin.

Jedes Jahr im Mai traben hier zur "Feria del Caballo", dem Fest des Pferdes, Tausende von Reitern stolz in eleganten Bolero-Jacken, mit hoch geschnittenen Hosen, weißen Rüschenhemden und einem spanischem Hut über das Volksfest.

Ruhiger geht es in der Einsamkeit des Grazalema-Nationalparks zu. In der schroffen Gebirgslandschaft duftet es nach Thymian und Rosmarin, wilde Ziegen beobachten die herannahenden Reiter.

Das satte Grün der Berge wird immer wieder durch weiß gekalkte Gebirgsdörfer wie Zahara de la Sierra oder Grazalema unterbrochen, die zu den schönsten der für Andalusien berühmten Weißen Dörfern gehören.

Reiten im Naturschutzpark

Im Sommer ziehen farbenprächtige Pilgerzüge, so genannte Romerías, von den Dörfern in die einsame Bergwelt aus, um dort dem Dorfheiligen zu huldigen und Feste zu feiern. Stolz sitzen die Männer auf ihren Pferden, trinken Rotwein und klatschen den Flamenco-Tänzerinnen zu. Bei Wein sorgen Musiker mit Hirtenflöten und Gitarren für Stimmung.

Die schroffe Gebirgslandschaft Grazalemas geht in eine weiche Hügellandschaft mit ausgedehnten Korkeichenwäldern über. Auf breiten Sandwegen durchstreifen Reiter dort den Naturpark Alcornocales, Europas größten Korkeichen-Naturschutzpark.

Wildschweine und Hirsche sind hier zu Hause. Zwischen Oleanderbüschen und Mandelbäumen sind sogar die seltenen Schleichkatzen zu beobachten - vorausgesetzt, man nähert sich mit Pferden und nicht im Geländejeep. Ein weiterer Grund, um Andalusien auf dem Rücken eines echten Andalusiers zu entdecken.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: