Souvenirs:Busenwärmer aus Opossumfell

Dieses Andenken an Neuseeland ist praktisch, ökologisch sinnvoll und sorgt für gute Laune - was kann man Besseres von einem Mitbringsel sagen?

Julia Schwarzfischer

Wann bietet sich einem schon die Gelegenheit, fröhlichen Unsinn, zwischenmenschliche Beziehungspflege und ökologisch sinnvolles Handeln erfolgreich zu verbinden? Viel zu selten, zumindest in Deutschland. Sonst wären hier nicht alle so griesgrämig, die Zahl der Singles stiege weniger rasant, und der Klimawandel wäre nicht permanentes Thema.

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(Foto: Foto: oh)

Neuseeland ist da innovativer, und zum Glück sind die Deutschen nach wie vor reiselustig, weshalb sie die Daheimgebliebenen mit dem passenden Souvenir beglücken können: dem Nippelwärmer aus Opossumfell.

Auf der Innenseite eines BHs aufgeklebt, spendet das seidenweiche, nerzähnliche Fell den sensiblen Körperteilen nicht nur Wärme, sondern verhindert auch, dass sie an kühlen Tagen frech und für jedermann sichtbar hervorspitzen.

Ob die Beschenkte den praktischen Nutzen der flauschigen Mitbringsel tatsächlich ausprobiert, ist dabei völlig nebensächlich. Schließlich handelt es sich nicht um zweckorientierte Accessoires, was zählt, ist der Gedanke. Und der ruft garantiert ein schelmisches Lächeln, wenn nicht gar lautes Lachen hervor. Womit die beiden ersten Punkte abgehakt wären, doch wie sieht es mit dem ökologischen Nutzen aus?

Trichosurus vulpecula ist zwar ausgesprochen niedlich, jedoch auch eine ausgemachte Landplage in Neuseeland. 1837 aus Australien eingeführt, um damit eine Pelzindustrie aufzubauen, hat sich das Beuteltier mangels natürlicher Feinde explosionsartig vermehrt, inzwischen gibt es rund 70 Millionen.

Diese vertilgen pro Nacht etwa 20 000 Tonnen Vegetation, vorzugsweise junge Triebe endemischer Pflanzen wie Pohutukawa und Rata. Diese wunderbar knorrigen Bäume tragen im neuseeländischen Sommer, also um Weihnachten, leuchtend rote Blüten, weshalb sie Christmas Trees genannt werden. Früher färbten sie ganze Küstenstriche rot, heute gibt es nur noch wenige davon.

Mit der einheimischen Pflanzenwelt vernichten die Opossums auch Nahrung und Lebensraum einheimischer Vögel, wenn sie nicht gleich deren Eier und Küken fressen. Um dessen trockenen Schlafplatz zu ergattern, sollen sie sogar so manchen Kiwi aus seinem Bau gedrängt haben.

Dass man so mit ihrem zerzausten Wappenvogel und Stifter ihres Spitznamens umgeht, lassen sich die Neuseeländer nicht gefallen. Mehr als 80 Millionen Neuseeland-Dollar gibt die "National Possum Control Agency" pro Jahr im Kampf gegen den gefräßigen Schädling aus, doch mit geringem Erfolg.

Dabei stehen auch wirtschaftliche Interessen auf dem Spiel, denn das Opossum überträgt die bovine Tuberkulose, welche die zahlreichen Rinderfarmen des Landes bedroht. Deshalb halten selbst die größten Tierliebhaber mit dem Auto drauf zu, wenn ihnen eines der Tiere vor den Kühlergrill läuft.

Ob die unschöne Regelmäßigkeit plattgefahrener Kadaver am Straßenrand von der Zielgenauigkeit der "Kiwis" oder der schieren Überzahl der Beuteltiere zeugt, bleibt offen. Und für zartbesaitete Touristen, die sich zu solchen Manövern nicht im Stande sehen, bleibt der Griff zum Nippelwärmer.

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