Souvenir:Sing, Gorilla, sing!

Lesezeit: 2 min

(Foto: Hans Gasser)

In Ugandas Regenwald wird Musik ohne Strom verstärkt: Die Töne kommen aus einem leicht angestaubten Gorillakopf aus Holz. Davon soll es bald mehr geben.

Von Hans Gasser

Es ist mehr ein befahrbares Bachbett als eine Straße. Wer hinauf zu den Berggorillas im Bwindi-Regenwald will, muss sich erst mal ein paar Stunden im Auto durchschütteln lassen. "African Massage" nennen das die Ugander. Sie kennen das. Falls sie mal ein Auto zur Verfügung haben. Die meisten sind zu Fuß unterwegs. Frauen in bunten Gewändern tragen schwere Körbe mit Gemüse auf dem Kopf, Männer schieben dick mit Holzkohle beladene Fahrräder die Hügel hinauf. Überhaupt wird hier alles von Hand gemacht: Die steilen Äcker werden mit der Hacke bestellt, das Kieswerk am Straßenrand besteht aus vielen Männern, die mit Vorschlaghämmern aus Felsbrocken Sand machen.

So gesehen ist die Frage, wo denn die vielen geschnitzten Gorillafiguren herkommen, die oben im Dorf Rushaga den Touristen angeboten werden, natürlich Blödsinn. Nicht aus China jedenfalls: Hinter den Souvenir-Bretterbuden, die geschickt am Eingang des Gorilla-Nationalparks platziert sind, hocken junge Männer am Boden und schnitzen mit Machete (fürs Grobe) und Stemmeisen (für die Feinarbeit) Gorillas fast jeder Größe. Schwarz gefärbt werden sie meist mit Schuhcreme, weil das Geld für Farbe fehlt. Die Verkäuferinnen haben alle dasselbe im Angebot: aus Berggras geflochtene Körbchen und Untersetzer, hergestellt von den Frauen des Dorfs; und eben sehr viele Holzgorillas.

"My friend, come to my shop!", rufen die Verkäuferinnen, sie buhlen um wenige Kunden. Man stöbert ein bisschen herum, kann sich zunächst für kein Souvenir entscheiden und hält plötzlich einen leicht angestaubten Gorillakopf in der Hand, der aggressiv zu brüllen scheint. Oben hat der Kopf einen Schlitz, der mit Gummi vom Fahrradschlauch eingefasst ist. Was macht man damit?

Die Souvenirverkäuferin, die lustigerweise Gift mit Vornamen heißt, Gift Tumbwebaze, nimmt mein Smartphone, steckt es oben in den Schlitz. Man könne jetzt Musik anmachen, erklärt sie, die komme dann durch das Maul des Gorillas heraus, verstärkt vom Hohlraum im Inneren des Kopfes. Ihr gefalle Country. Tatsächlich verstärkt der Kopf die verfügbare Folkmusik nur leicht, aber immerhin hörbar. Bald kommen andere Verkäufer und Neugierige herbei, stehen um den Gorillakopf herum und hören Folk, mitten im Regenwald Ugandas.

Natürlich muss man das mitnehmen nach Hause. Im Doppelpack mit einem kunstvoll geschnitzten und für den Koffer in drei Teile zerlegbaren Zeremonienstab kostet es nach einigem Feilschen auch nur 20 US-Dollar, hier als Zahlungsmittel beliebt. Gift nimmt aber auch gerne einen 20-Euro-Schein.

Die Belustigung der Touristen hat die Verkäuferin auf eine Idee gebracht. "Ich gebe nun bei den Schnitzern mehrere von diesen Köpfen in Auftrag", sagt sie. Und dann wolle sie sie prominent vor der Bude platzieren, mit einer Smartphone-Attrappe drin, und der Aufschrift: "Gorilla-Loudspeaker". Wir bestärken sie darin und sagen sinngemäß, dass die Dinger weggehen werden wie warme Kochbananen.

© SZ vom 16.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: