Sommer 2011: Beliebtesten Ziele der Deutschen:Reisen in Zeiten der Sparsamkeit

Der große Gewinner ist die Türkei, denn nach Ägypten trauen sich viele deutsche Urlauber noch nicht. Nun wird wieder ein anderes Land zum Ziel, das noch billiger als Tunesien ist.

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(Foto: AFP)

Kaum sind in Bayern und Baden-Württemberg die Pfingstferien zu Ende, schon beginnen in Berlin, Brandenburg, dem Saarland und Rheinland-Pfalz die Sommerferien. Ende Juli schließlich sind in den drei bevölkerungsreichsten Bundesländern Bayern, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen gleichzeitig die Schulen geschlossen. 41 Millionen Menschen wollen dann Urlaub machen. Etwa 40 Prozent von ihnen bleiben im Inland, eine etwa gleich große Gruppe reist ans Mittelmeer - und 6,5 Prozent unternehmen eine Fernreise. Wegen der politischen Krise in Nordafrika haben viele umgebucht. Jeder zweite reist ohne Veranstalter, nur drei von vier Deutschen verreisen überhaupt. Wer zu Hause urlaubt, befindet sich also in guter Gesellschaft. Die beliebtesten Ziele der Deutschen und die aktuellen Entwicklungen in diesen Reiseländern im Überblick ...

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(Foto: www.usedom.de/dapd)

Die Deutschen verbringen ihren Urlaub am liebsten in Deutschland. Im vergangenen Jahr hatten mehr als 40 Prozent aller Erholungsreisen mit fünf oder mehr Tagen Dauer Orte im Inland zum Ziel, etwa das Seebad Ahlbeck auf der Insel Usedom (Foto). Am beliebtesten waren die Küstenregionen an Nord- und Ostsee, mit einigem Abstand gefolgt von den bergigen Landschaften in Bayern und Baden-Württemberg. Von vielen wird es als Vorteil empfunden: Die Speisenkarte ist vertraut. Es gibt keine Sprachbarrieren. Man spart die Kosten für den Flug.

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(Foto: dpa)

Das beliebteste ausländische Reiseziel ist seit vielen Jahren Spanien. Genau das ist ein Problem. Denn zugebaute Küsten mit nicht mehr ganz neuen, nicht mehr ganz günstigen Unterkünften und Restaurants brachten etliche Urlauber auf die Idee, woanders hinzufahren. Die Touristenströme begannen, sich von den westlichen auf die östlichen Gebiete am Mittelmeer zu verlagern. Doch vor allem auf Mallorca - hier die Badebucht von Paguera (Foto) - haben die Gastgeber dazugelernt. In diesem Jahr erlebt die Insel einen Ansturm wie zu ihren besten Zeiten.

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(Foto: AFP)

Als Urlaubsland war Bulgarien schon ziemlich abgemeldet. Viele denken beim einstigen sozialistischen Sonnenstaat am Schwarzen Meer an Plattenbauten und Kartoffelbrei, an Massentourismus in übelster Form. Doch in diesem Sommer gilt Bulgarien als Geheimtipp unter den Touristikern. Wie ist das möglich? Es gibt eine Reihe neuer oder modernisierter Hotels, die nun auch den Ansprüchen nicht völlig anspruchsloser westlicher Urlauber genügen. Vor allem aber: Bulgarien ist unschlagbar günstig, noch billiger als Tunesien.

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(Foto: AP)

Die Deutschen lieben Italien, auf dem Bild ist die Rialto-Brücke in Venedig zu sehen. Sieben Millionen Urlaubsreisen führten im vergangenen Jahr nach Spanien, sechs Millionen nach Italien. Da mögen die Hotelzimmer noch so klein und teuer sein sowie die frischen Fische in den Restaurants viel kosten - das alles wird durch den eloquenten Charme des italienischen Padrone aufgewogen. Über die Alpen sind Familien mit dem Auto rasch am Ziel. Und dann genießen sie nicht nur Sonne und Strand - gerade die Deutschen stehen auf Kultur und Kulinarik.

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(Foto: Kay Nietfeld/dpa/dpaweb)

Die Finanzkrise in Griechenland zog auch den Tourismus schwer in Mitleidenschaft. Die Demonstrationen gegen die Sparpolitik der Regierung finden zwar in Athen statt und sind in Touristen-Gebieten an den Küsten und auf den Inseln meist nur im Fernsehen mitzubekommen, doch es hilft alles nichts. Weniger Menschen buchen eine Urlaubsreise nach Griechenland, trotz besonderer Attraktionen wie der Akropolis (Foto). Schuld daran ist die Euro-Krise nur zum Teil. Denn auch Griechenland leidet wie Spanien unter einer großteils veralteten touristischen Infrastruktur. Vor allem preisbewusste Urlauber wissen, dass sie in der Türkei oder Ägypten mehr für ihr Geld bekommen.

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(Foto: dapd)

Großer Gewinner unter den Urlaubszielen der Deutschen ist die Türkei. Schon vor einigen Jahren hat sie Griechenland den Rang abgelaufen. Heute fahren mit fast vier Millionen Menschen doppelt so viele Urlauber in das Land am Bosporus als nach Hellas, dem Land des Peloponnes. Die Kombination aus sonniger Küste, kulturhistorisch interessantem Bergland und der Stadt Istanbul (im Bild die Cisterna Basilica) gefällt vielen. Vor allem aber haben die türkischen Hoteliers früher als andere erkannt, dass Urlaub kalkulierbar sein sollte. Die oft nagelneuen Fünf-Sterne-Hotels mit All-inklusive-Verpflegung entsprechen offensichtlich genau dem, was Reisende in Zeiten der Sparsamkeit suchen.

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(Foto: dpa)

Zu den klassischen Reiseländern zählt Ägypten. Deshalb sind sich die Tourismusexperten auch einig, dass es nur eine Frage der Zeit ist, wann die Reisenden aus aller Welt wieder die Nilschiffe, die Pyramiden und das Rote Meer massenhaft ansteuern werden - oder sie auf Kamelen rund um die Pyramiden von Gizeh (Foto) traben. Doch das dauert offenbar noch. Zu gering ist das Vertrauen in Sicherheit und Stabilität während des politischen Wandels in dem nordafrikanischen Staat. In den Touristenresorts fernab von Kairo werden viele Zimmer leerstehen.

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(Foto: AFP)

Der Tourismus in Tunesien hatte sich gerade wieder erholt von dem fatalen Al-Qaida-Anschlag auf Djerba im Jahr 2002. Dann kam die Revolution im Januar 2011 und viele Gäste blieben aus. So ist es im Prinzip bis heute. Während für Ägypten bereits eine allmählich steigende Zahl von Buchungen gemeldet wird, sieht die Lage für Tunesien ziemlich schlecht aus. Hier, in dem Land westlich von Libyen, begannen die Unruhen in der arabischen Welt. Doch für die Revolution ist ein hoher Preis zu zahlen.

© SZ vom 6.7.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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