Süddeutsche Zeitung

Snowboard-Lexikon:"Ich mach einen Switch 720 Stalefish Grab" - "Hä?"

Stehen zwei Boarder an der Halfpipe - und man versteht nichts. Hier kommt die Lösung: das ABC der seltsamen Snowboarder-Sprache.

Marc Baumann

Wenn Snowboarder sich unterhalten, versteht man als Außenstehender bestenfalls ein paar englische Wortfetzen - die Bedeutung aber noch lange nicht. sueddeutsche.de erklärt die Grundbegriffe des Snowboardens.

180, 360, 540, 720, 900, 1080 Grad der Drehungen in der Luft bei Sprüngen, die ein Weiterfahren ermöglichen, anders als etwa ein 90 oder 270.

Air Hierbei handelt es sich schlicht um das englische Wort für einen Sprung. Anfänger, die niedriger als 20 Zentimeter hoch springen, sollten vielleicht lieber das deutsche Wort "Hüpfer" benutzen.

Gesprungen wird...

a) über mühsam aus dem Schnee selbstgebaute Schanzen, "Kicker" genannt

b) in einer Halfpipe, eine u-förmige Schanze, in der man statt nur einmal zu springen mehrfach hin- und herfahren kann (s.u.)

c) über natürliche Hindernisse, wie etwa Felsvorspünge. Tipp: Landezone vor dem Sprung auf versteckte Felsen prüfen

d) in einem eigens präparierten "Funpark", also einem abgegrenzten Gelände voller Schanzen und anderen Hindernissen wie etwa Geländerstangen, über die man mit dem Brett rutschen kann (s.u.)

Awesome! Bedeutet so viel wie "großartig", ist also als Kompliment gemeint.

Antislip Pad Eine Art Gummimatte auf dem Snowboard, die man etwa beim Fahren eines Schlepplifts benötigt.

Ist "Bonken" schmerzhaft? Oder eher "Bonen"? Die Auflösung steht auf der nächsten Seite...

Backside Ist ganz allgemein die Seite, der der Snowboarder den Rücken kehrt. Im Gegenteil zu Frontside, der Seite, der der Snowboarder zugewandt ist.

Es gibt Backside-Airs, Backside-Grabs oder Backside-Turns. Ein "Backside 180°"(-Air) ist etwa ein Sprung mit einer 180-Grad-Backside-Drehung.

Gemeint ist mit "Backside" eine Drehung mit dem Snowboard um die eigene Achse im Uhrzeigersinn. (Für goofy-Fahrer entgegen dem Uhrzeigersinn).

Backside Turn Schwung, der über die Backside-Kante ausgefahren wird.

Backcountry fahren Abseits der regulären, also gesicherten Piste. Man sagt auch Freerider (s.u.).

Backflip Ein Rückwärtssalto. Sollte nur der probieren, der im Besitz einer Berufsunfähigkeitsversicherung mit ausreichend hoher Abdeckung im Schadensfall ist.

Bail Ein (harmloser) Sturz.

Bank Eine Steilkurve.

Basic Bedeutet: einfach. Die "Basics" des Snowboardens sind sicheres, schnelles Fahren, kleinere Sprünge und eine Burton-Skibrille für nicht unter 100 Euro.

Board Brett, Snowboard.

Boarden Kurzform für Snowboardfahren. Beispielsatz: "Ey, gehn ma boarden, Alter."

Boarder Ein Snowboarder. Wer sich lustig findet und gerne "zum Bleistift" statt "zum Beispiel" sagt, der kann statt Snowboarder auch "Schneebrettfahrer" sagen.

Boardercross Massenstart, bei dem eine Handvoll Boarder eine Hindernis-Strecke gleichzeitig und gegeneinander befährt.

Boardslide Man "slidet", zu deutsch "rutscht", mit seinem board (von: Snowboard) über einen Gegenstand hinweg. Etwa über Treppengeländer am Skilift. Aber dabei geht doch das Brett kaputt, wird Mutti jetzt einwenden. Das stimmt. Aber "cool" sein und vernünftig sein sind eben zwei meist grundverschiedene Dinge.

Bonen Bei einem Sprung den vorderen Fuß nach vorne strecken.

Bonken Mit dem Snowboard gewollt ein Hinderniss antippen.

Canting Unterlegstück unter der Bindung, um den Standwinkel des Schuhs zu beeinflussen.

Carven Geschnittene Schwünge auf der Kante.

Checker Ein auffallend guter Snowboarder. Das Wort ist bereits etwas veraltet. Die neuere Variante lautet: "Styler", "Pro" oder bisweilen auch "ends der krasse Typ, Alter, ich schwör" (Orthografie spielt hier keine Rolle).

Contest Ein sportlicher Wettkampf, also eine Veranstaltung mit Zuschauern, Preisgeldern und Juroren.

Cool Kennt man. "Cool" ist etwa der, der mit einem Switch 720 Backsidegrab einen 20 Meter tiefen Felsen bezwingt, bei der Landung so macht als wäre das gar nichts und dabei wahlweise eine Zigarette raucht oder I-pod hört.

Coping Obere Kante der Halfpipe.

Crowd Die Zuschauer bei Wettbewerben.

Cruisen Schöne Fahrt auf dem Brett im Neuschnee oder auf der Piste.

Doublegrab In der Luft beide Hände kurz ans Board.

Downhill Den Berg hinab...

Drehungen/Degrees Bei einem "Air" (s.o.) kann man sein Board um 180, 360, 540, 720, 900 oder sogar 1080 Grad drehen. Theoretisch kann man sein Brett auch nur um 90 Grad drehen. Das erschwert die Landung allerdings ungemein.

Drop Einfahrt in eine Halfpipe.

Duckstance Die Winkel, in denen Snowboarder auf ihrem Brett zur Fahrtrichtung stehen, sind variierbar. Bei "Duckstance" sind beide Füße leicht nach außen gestellt sind, was eben in etwa so aussieht wie eine watschelnde Ente.

Edge Snowboardkante.

Easy Etwas ist leicht, beispielsweise ein Sprung. Wer "cool" (s.o.) sein möchte, bezeichnet auch schwerste Sprünge im Nachhinein als "easy".

"Gaps" sind nur etwas für Verrückte, "Graps" probiert jeder Boarder...

Fakie Rückwärtsfahren. Anders als beim Skateboardfahren ist die Grenze von Fakie und Switch (s.u.) verschwimmend.

Flat Jener (flache) Bereich, der zwischen den zwei Halfpipe-Wänden liegt.

Flex Flexibilität von Boards, Boots oder Bindungen.

Freerider Ein Snowboarder (oder Skifahrer) der abseits der Pisten im freien Gelände fährt, auf der Suche nach unberührten Tiefschneehängen. Ein Lawinen-Piepser ist empfehlenswert (vgl. Backcountry fahren).

Freestyle Tricks und Sprünge mit dem Board in der Pipe oder auf der Piste.

Freestyler Das sind die Jungs mit den weiten Baggyhosen und den Softboots (s.u.), die in Halfpipes und über Pipes springen.

Frontside Gegenteil von Backside (s.o.).

Funpark Ein Park zum Spaß haben. Also ein optisch abgesperrter Teil des Hangs, in dem die Liftbetreiber liebevoll große Schanzen und andere Hindernisse für die Freestyler (s.o.) bauen. Funparks sind mittlerweile ein Muss für jedes größere Skigebiet.

Gap Das deutsche Wort dafür wäre "Lücke". Über "Gaps" springt man. Etwa: eine Bergstraße. Man springt oberhalb ab und landet unterhalb im Tiefschnee und fährt weiter. Klingt verrückt, ist es.

Grab Variation von Sprüngen. Dabei wird die Hand in der Luft an eine bestimmte Seite des Bretts gehalten. Etwa: Stalefish-Grab, Backside-Grab, Nose-Grab, etc. Grabs sehen, wenn sie gut gemacht sind und lange genug gehalten werden, sehr elegant aus.

Goofy: Rechter Fuß vorne, also in Fahrtrichtung, auf dem Snowboard? Dann fahren Sie goofy...

Wozu braucht man "Insert", "Heel-Lift" und "Highback"?

Halfpipe Meist von Hand, also künstlich angelegte, "halbe Röhre". Halfpipes sind eigentlich zwei eng gegenüber gestellte Quarterpipes, also Schanzen, in denen, nicht über die man springt. Halfpipes erlauben es, in kurzer Zeit hin und her zu fahren und viele Sprünge zu machen. Anders als beim Skateboardfahren sind Snowboard-Halfpipes hangabwärts gebaut, damit die Fahrer Schwung bekommen.

Handplant Handstand, der am Coping gemacht wird.

Hardboot Snowboard-Schuh mit harter Außenschale fürs Alpin-Boarden. (siehe "Softboot")

Heel-Lift Erhöhung der Fersen bei Plattenbindungen.

Highback Hinterer Teil einer Softbindung, der den Unterschenkel stützt und die Kraft auf die Backside-Kante überträgt.

Indie-Air: Trick/Sprung, bei dem man mit der hinteren Hand auf die Backside-Kante greift.

Insert Gewinde im Boardkern, auf die man die Bindung montiert.

Inverted Airs Alle Sprünge, bei denen sich der Kopf weiter unten befindet als das Board. Also "kopfüber". Schafft auch ein Anfänger - ungewollt.

ISF International Snowboard Federation: Der internationale Verband der professionellen Snowboarder. War lange verfeindet mit der FIS, dem Internationalen Dachverband des Skisports.

Judge Punktrichter bei Freestyle-Wettkämpfen. Bewertet die Schwierigkeit des Sprunges, aber auch den "Style" (s.u.).

Jump Ein Sprung. Mit dem Snowboard. Durch die Luft.

Judo-Air: Können nur Skateboarder.

Kicker Steile Schanze, die einen möglichst hoch und weit in die Luft katapultiert. Wenn Sie eine Hand voll Snowboarder abseits der Piste eifrig buddeln sehen, bauen die in der Regel einen Kicker.

Krass: Neudeutsch für "schön", "toll", "atemberaubend". Beispielsatz: "Hey, krasser Backflip."

Late Zu deutsch: Spät, verspätet. Tricks und Sprünge werden absichtlich spät oder erst kurz vor der Landung gemacht. Das ist nicht nur schwieriger, das kann auch sehr elegant aussehen.

Leash Fangriemen. Verhindert, dass das Brett den gesamten Berg ohne dazugehörigen Fahrer hinunterrutscht.

Lip Die obere Kante etwa einer Halfpipe.

Lip-Trick Tricks, die auf oder nahe der Lip durchgeführt werden. Etwa ein Handstand.

Locker: Wer etwas "locker" macht, lässt den Trick einfach aussehen. Beispielsatz: "Ey, kannst du Switch 540 über den Kicker?" - "Locker, Alter".

Sich an die eigene "Nose" fassen? Wo tippen Sie denn hin?

McTwist 540-Grad-Salto.

Method Air Trick, bei dem man mit der vorderen Hand auf die Backside-Kante greift.

Mute Air Trick, bei dem man mit der vorderen Hand auf die Frontside-Kante greift (entweder zwischen den Zehen oder vor dem vorderen Fuß).

Megapipe Überdimensionale Halfpipe.

Nose Die Brettspitze.

Nosegrab Ein Griff während des Sprungs an die Brettspitze. Klingt ins Deutsche übersetzt lächerlich: "Nasengriff".

Obstacle Hindernisse, die sich zum Springen eignen.

Ollie Sprung ohne Schanze, nur durch Abdrücken vom Boden.

One-Foot: Man fährt auf eine Schanze zu, wobei nur der hintere Fuß in der Bindung steckt. In der Luft streckt man den nicht festgeschnallten Fuß weg und landet dann wieder mit beiden Füßen auf dem Deck. Nur für sehr fortgeschrittene Snowboarder.

Oververt Überhängende Wand.

Pipe Halfpipe.

Plattenbindung Bindung für Hardboots.

Pro Professioneller Fahrer. Also ein Snowboarder, der für sein Können bezahlt wird. Geld gibt es in der Regel für gute Platzierungen auf Wettbewerben, für spektakuläre Fotos in Fach-Magazinen und für Filmaufnahmen für Firmen-Snowboard-Videos. Wer von seinem Snowboard-Laden um die Ecke 50 Euro im Monat und kostenloses Wachs bekommt, sollte sich nicht gleich "Pro" nennen. Wer von einer Firma monatlich 5000 Euro bekommt, dazu fünf Boards pro Saison und bergeweise Kleidung, ist hingegen ein "Pro".

Promodel Ein "Promodel", also ein eigenes Snowboard mit Schriftzug und eigenem Design, bekommen nur die besten Fahrer.

Quarterpipe Auch hier helfen ein bisschen Mathematik und ein bisschen Englischvokabeln: Eine Quarterpipe ist die Hälfte einer Halfpipe. Also eine Art Schanze, auf der man aber nicht nur abspringt wie beim "Kicker", sondern in der man auch wieder landet.

Rad veraltetes Wort, ersetzt durch "krass"

Raceboards Snowboards, die schmaler sind als Freestyle-Boards, zudem wird mit einer Art Skibindung und Skistiefeln gefahren. Sind dazu gebaut, möglichst schnell auf präparierten Pisten zu fahren.

Rail Geländer/Eisen-, oder Plastikstange oder -rohr zum darüber Sliden (rutschen).

Ramp Jede Art von Sprungmöglichkeit, ob Kicker, Quarter(-pipe), Halfpipe oder Schanze.

Regular Bindungsposition/Stellung des Snowboarders, bei der der linke Fuß vorne steht. Gegenteil von "goofy".

Warum "Slams" nicht zum "Style" gehören sollten...

Schoner Oft belächelte, bei Stürzen vom Stürzenden schwer vermisste Schutzausrüstung. Es gibt: Handgelenkschoner, Ellbogen- und Knieschoner, Wirbelsäulenschoner, Helme, etc.

Shape Grob gesagt die Form des Snowboards (Länge, Dicke, Breite), auch die Stärke der Taillierung.

Slam: Unkontrollierter, heftiger, schmerzhafter, gefährlicher Sturz. Tut weniger weh, wenn man Helm, Wirbelsäulenschutz und andere Schoner trägt.

Slide/Sliden Seitliches Rutschen über ein Rail (kann auch ein liegender Baumstamm sein).

Slush Sulziger Schnee.

Softbindung Bindung für Softboots für Freestylesnowboards.

Spin Drehung bei Sprüngen, etwa 180, 540, 900...

Stalefish-Air Fachmagazine definieren ihn wie folgt: "a frontside aerial trick by which the rider's rear hand grabs the heel edge behind the rear leg, which is held rigidly straight". Alles klar, oder?

Stance Abstand zwischen vorderer und hinterer Bindung, also vorderem und hinterem Fuß auf dem Brett.

Step-In-Bindung Selbstschließende Bindung.

Style: Individueller Stil eines Fahrers. Sehr wichtig in der Szene.

Softboots Sehen aus wie normale Schneestiefel. Werden nur für Freestyle-Snowboards benutzt. Da die Füße nicht so extrem fixiert sind wie bei Skistiefeln, ist die Verletzungsgefahr bei missglückten Sprüngen geringer.

Tail Das hintere Ende des Snowboards.

Tail-Grab Griff ans...s.o.

Taillierung Verhältnis zwischen der größten und kleinsten Breite eines Boards.

Transition Übergangsbereich zwischen Flat und Vert in der Halfpipe.

Trick Kunststück.

Video Wichtiger noch als die Ergebnisse bei Wettbewerben sind vielen Fahrern ihre Firmen-Videos, also Filmaufnahmen von besonders spektakulären und neuen Tricks. Das Können wird also für die Ewigkeit und die Szene festgehalten. Meist unterlegt von Hip Hop oder Rockmusik.

Vert Senkrechter Teil der Halfpipe.

Wall eine von zwei Wänden einer Halfpipe.

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