Süddeutsche Zeitung

Skurrile Hotelschilder:Acht Sterne für Gitti's Kaffee'dl

Tiroler Hotels haben manchmal eine ganz eigene Art, für ihr Haus zu werben - Schilderinspektor Thomas Parth fotografiert die seltsamen Wegweiser.

Stefan Fischer

Der Schilderinspektor von Österreich: Thomas Parth fotografiert die absurdesten Hotelschilder und - namen. Ob er von einer Behörde sei, ist Thomas Parth des öfteren gefragt worden von Wirten und Vermietern. Ihnen war suspekt, dass Parth sich vor ihren Restaurants, Hotels und Pensionen postiert, diese ausgiebig gemustert und schließlich fotografiert hatte - obschon die Motive nach landläufigem Geschmack selten fotogen sind. Foto: Zimmer frei, editiones.com

Sie sollen aber doch eine Verlockung darstellen; das ist das charmant Paradoxe an Thomas Parths Foto- und Buchprojekt "Zimmer frei". Foto: Zimmer frei, editiones.com

Mehr als 1600 Aufnahmen zeigt sein Band, zu sehen sind auf ihnen Hinweisschilder, Wegweiser, Fassadenbeschriftungen, die für das Gastgewerbe in Tirol werben. Foto: Zimmer frei, editiones.com

Parth hat die Bilder nach Motiven geordnet: Häuser oder Pensionen namens "Edelweiß" oder "Enzian" hat er gruppiert, sie scheinen stärker verbreitet als die Blumen selbst. Foto: Zimmer frei, editiones.com

Wer Biker explizit willkommen heißt, hat nicht selten ein Motorrad augenfällig vor dem Wirtshaus drapiert. Und auf die Frage, wohin im Hotelnamen mit den Sternen, die die Kategorie des Hauses anzeigen, gibt es ... Foto: Zimmer frei, editiones.com

... weitaus mehr Antworten, als einem ... Foto: Zimmer frei, editiones.com

... auf Anhieb einfallen wollen. Foto: Zimmer frei, editiones.com

Der Gebrauch von Apostrophen und Anführungszeichen ist natürlich auch in Tirol mitunter besinnungslos. Foto: Zimmer frei, editiones.com

Oder bricht etwa die Nähe zu Italien durch in der Bar "Da'Heim"? Foto: Zimmer frei, editiones.com

Ein besonderes Kapitel sind die allfälligen Wandmalereien: balzende Auerhähne - immerzu blicken die Tiere nach links, warum eigentlich? -, röhrende Hirsche und natürlich allenthalben der Wappenadler. Thomas Parth hat einen Blick für Schrifttypen (und ihre kuriose Mischung), für die Schattenwürfe von Buchstaben und außergewöhnliche Leserichtungen. Foto: Zimmer frei, editiones.com

Geradezu mitleiderregend ist die Rubrik "Lädierungen". Foto: Zimmer frei, editiones.com

Das sind alles Schriftzüge, denen Buchstaben abhanden gekommen sind, weil sie von der Wand gefallen oder verbaut worden sind. Foto: Zimmer frei, editiones.com

"Zimmer frei" kommt nicht umhin - und Parth will diesen Eindruck vielleicht auch gar nicht immer vermeiden -, mitunter denunziatorisch zu sein. Foto: Zimmer frei, editiones.com

Andererseits belegt dieses Buch empirisch, dass das Gastgewerbe in Tirol nicht von Konzernen geprägt wird, sondern sich aus vielen Einzelunternehmungen zusammensetzt, von denen so manche ihre Fehler haben oder unzulänglich sein mögen, aber eines wahrscheinlich auf keinen Fall sind: seelenlos. Thomas Parth: Zimmer frei. Tirol - Tourismus - Typographie. Verlag editiones.com, Innsbruck 2009. 272 Seiten, 28,60Euro. Foto: Zimmer frei, editiones.com (SZ vom 16.07.2009/Stefan Fischer/kaeb)

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