Süddeutsche Zeitung

Ski-Winter in den Alpen:Endlich wieder Schnee

Wir sehen weiß, daher: Antworten auf die wichtigsten Fragen der Wintersportler zum Saisonauftakt.

Von Dominik Prantl

Man mag es bei zuletzt 15 Grad und Sonne im Tiefland kaum glauben, aber einige Skigebiete haben bereits geöffnet, viele weitere starten am Wochenende in die Saison. Höchste Zeit, die entscheidenden Fragen der Wintersportler zu stellen.

Wie wird der Winter in den Alpen?

Was gibt es inzwischen nicht alles für mehr oder weniger windige Prognosemöglichkeiten: von der schweizerischen Ameisenaktivität im Herbst über Maxima der Sonnenflecken bis zur Migräneintensität der Nachbarin. Wissenschaftlich zuverlässiger ist ein Anruf bei der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik, kurz ZAMG, einer vertrauenswürdigen Forschungseinrichtung in Österreich. "Die Modelle deuten auf einen milden Winter hin", sagt Christian Csekits, Leiter der ZAMG-Wettervorhersage - und verweist gleich auf den Schwachpunkt der Modelle. "Sie basieren auf den Ozeanen." Für die Alpen sei jedoch wichtiger, was rund um den Nordatlantik passiere, in Skandinavien und der Arktis etwa. Was dort kaltluftmassentechnisch abgeht, lässt einen eher durchschnittlichen und damit wesentlich kälteren Winter als in den vergangenen Jahren vermuten, der noch dazu relativ feucht und damit schneereich werden soll. Auch die frühe Schneedecke bis hinab in manche Alpentäler habe "positive Auswirkungen" auf einen - aus Sportlersicht - guten Winter. "Aber das ist meine persönliche Meinung", sagt Csekits, ein passionierter Skifahrer.

Wie viel Schnee liegt in den Bergen?

Jedenfalls deutlich mehr als im vergangenen Jahr, als Schneekanonen den Saisonauftakt sicherstellten und Wintersportler bis Anfang Januar auf die erste große Ladung Naturschnee warten mussten. Zwischen 50 und 80 Zentimeter liegen laut Csekits in weiten Teilen Österreichs auf 2000 Metern bereits, in den höheren Lagen der Arlbergregion oder des Alpenhauptkamms ist es sogar schon mehr als ein Meter. Gleiches gilt für die Zentralschweiz, zumindest den Karten des mindestens auf ZAMG-Niveau glaubwürdigen Instituts für Schnee- und Lawinenforschung (SLF) zufolge. Weniger zu trauen ist da den Eigenangaben der Skigebiete. Csekits sagt: "Da wird oft falsch gemessen." Er selbst schaue deshalb eher auf die Webcams der Regionen - und wundert sich häufig, wenn bei einer offiziellen Schneehöhe von 1,50 Meter apere Hänge zu sehen sind.

Welche Skigebiete sind schon geöffnet?

Angesichts der guten Schneelage gibt es derzeit zwei Modelle für die Skigebiete: Das Skigebiet gleich täglich betreiben oder vorerst nur am Wochenende öffnen, wobei die Zahl der laufenden Lifte in beiden Fällen schrittweise erhöht wird. Wochenendbetriebler sind beispielsweise die im Münchner Tagesausflugradius liegenden Skigebiete Hochzillertal, Wilder Kaiser und Leogang. Täglich geöffnet haben neben den Gletscherskigebieten wie Zugspitze und Hintertux unter anderem der Briten-Hotspot Obergurgl-Hochgurgl, das ähnlich hoch gelegene Obertauern und der Weltcuport Zauchensee. Auch an den Drei Zinnen in den Dolomiten wurde früher als geplant in die Saison gestartet. Das Skigebiet Kitzbühel-Kirchberg, wo die Lifte am Pass Thurn sogar schon seit Oktober laufen, schmeißt ab Samstag auch die Aufstiegshilfen für Skifahrer am Hahnenkamm an. Eine Mischform existiert wiederum in Davos-Klosters. Dort kann auf der Davoser Seite das Parsenngebiet seit 17. November täglich befahren werden, während die Parsennseite von Klosters sowie das Jakobshorn am Samstag den Wochenendbetrieb aufnehmen.

Was haben Alpinskimuffel von der frühen Schneedecke?

Noch nicht so viel. Rodelstrecken und Loipen haben nur sehr vereinzelt geöffnet. Größere Loipennetze finden sich allerdings bereits bei Ramsau am Dachstein, wo dank eingelagerten Altschnees aus dem Vorwinter Loipen in die Landschaft gebügelt werden können, oder auch im Oberengadin rund um St. Moritz. Apropos Schweiz. Dort besinnt man sich vielsprachig der Wintersportursprünge, die bekanntlich auf dem Eis liegen. So eröffnen am Wochenende unter anderem "Locarno on Ice", "Mendrisio sul ghiaccio" und "Patinoire Mobile" in Martigny.

Wo steigt die Party?

Besonders früh und aufwendig inszeniert sich wie üblich Ischgl, wo am Samstag Andrea Berg die kribbelbeinigen Frühsaisontouristen zum Eröffnungskonzert auf die Idalp locken soll. Auf der anderen, der Schweizer Bergseite hält Samnaun mit den Berner Mundart-Rappern Lo & Leduc (so was gibt es wirklich) dagegen. Zuvor lässt sich dort noch die Nikolaus-Weltmeisterschaft "ClauWau" (auch die, kein Witz, gibt es wirklich) bewundern. Mit vielen Rhythmen geht es dann im Wochenrhythmus weiter: Revolverheld kommen am 2. Dezember nach St. Anton, Christina Stürmer rockt am 9. im Pitztal, und von 14. bis 17. läuft der "Rave on Snow " in Saalbach.

Wie ist die Stimmung?

Im Moment changiert die Stimmung bei Seilbahn- und Hotelbetreibern dank Winterprognose, Schneelage und Partyaussichten zwischen freudiger Erwartung und verhaltenem Überschwang. Immerhin haben alleine die österreichischen Seilbahnen 582 Millionen Euro für den anstehenden Winter investiert, in Beschneiungsanlagen, James-Bond-Erlebniswelten und Après-Ski-Almen. Was die langfristige Planung angeht, bereiten den Wintermachern jedoch Klimawandel und der demografische Wandel Kopfschmerzen; der Alpinskimarkt gilt als gesättigt. Da helfen stimmungsmäßig dann auch digitalisierte Gondeln und 007 nicht weiter.

Auf der Piste, in der Loipe

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SZ vom 23.11.2017
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