Reisen im Winter:Wie Skiurlaub in dieser Saison aussehen soll

Corona: Skiurlaub in der Schweiz während der Corona-Pandemie

Vollbesetzte Lifte wird es in diesem Winter nicht geben. Mit längeren Anstehzeiten ist deshalb zu rechnen - sofern die Menschen sich das Skifahren nicht verleiden lassen.

(Foto: Leandre Duggan/Keystone/dpa)

Mehr Frischluft, größerer Abstand und Skilehrer, die sich von den Kindern abwenden: Die Corona-Regeln beim Skifahren in den einzelnen Alpenländern sind nicht überall gleich. Fragen und Antworten.

Von Eva Dignös und Stefan Fischer

Muss ich meine Tickets vorab reservieren?

In keinem der Alpenländer gibt es aktuell Pläne, die Zahl der Liftkarten zu kontingentieren. Dementsprechend soll es auch keine Verpflichtung geben zum Vorabkauf der Tickets - vielfach wird das jedoch empfohlen, auch um Menschenansammlungen an den Kassenhäuschen zu vermeiden. Bereits in der Vergangenheit haben Skigebiete vor allem in der Schweiz und in Österreich ein dynamisches Preissystem eingeführt, um den Ansturm der Wintersportler besser zu steuern. Auf dieses Regulativ setzen die Liftbetreiber in besonderem Maß in diesem speziellen Winter. Auf den Pisten selbst ist es ohnehin unproblematisch, Sicherheitsabstände einzuhalten. An Gondeln und Liften kann es jedoch zu längeren Wartezeiten kommen. Die Preise für Tickets steigen in diesem Winter erneut an, allerdings moderater als in den Jahren zuvor, in der Regel um einen oder zwei Euro pro Tagespass.

Wie fahre ich Bus und Gondel?

Da Bergbahnen zu den öffentlichen Verkehrsmitteln zählen, gilt in ihnen ebenfalls die Maskenpflicht. Diese Regelung ist einheitlich für Deutschland, die Schweiz, Italien, Österreich und Frankreich. Auch in Zubringer- und Skibussen müssen die Fahrgäste Mund-Nase-Schutz tragen, da sowohl in Gondeln als auch in Bussen die Abstandsregeln oftmals nicht eingehalten werden können. In Südtirol werden deshalb maximal zwei Drittel der zulässigen Personenkapazität pro Gondel genutzt, auch in Deutschland ist mit Beschränkungen zu rechnen. In der Schweiz ist eine solche derzeit nicht vorgesehen, in Österreich wiederum solle die Kapazität "im Bedarfsfall" beschränkt werden, wie das österreichische Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus in einem "Leitfaden für sichere Gastfreundschaft" empfiehlt. Im Gegenzug solle, wenn möglich, die Taktung des Fahrbetriebs erhöht werden. In Vierersesselliften wird es in vielen Skigebieten im Alpenraum, speziell auch in den bayerischen, voraussichtlich so sein, dass nur die äußeren Sitzplätze genutzt werden dürfen, um den vorgeschriebenen Abstand zu halten. Das Herunterklappen der Windhauben wird nicht gestattet.

Wie laufen Skikurse ab?

Feste Gruppen, weniger Teilnehmer, kontaktlose Online-Anmeldungen und Masken überall dort, wo man sich zu nahe kommt: Für Deutschland, Österreich und Südtirol haben die Skischulverbände schon Sicherheitskonzepte erarbeitet, sie orientieren sich an den auch sonst gängigen Abstands- und Hygieneregeln. "Die Skilänge bedingt automatisch den richtigen Abstand", heißt es im Sicherheitsprotokoll der Südtiroler Skischulen. Maximal acht Schüler pro Gruppe werden in Deutschland empfohlen, zehn dürfen es in Österreich sein. Ein gestaffelter Unterrichtsbeginn soll das Gedränge am Sammelplatz entzerren. Bei der Betreuung der ganz jungen Anfänger kann es mit dem Abstand trotzdem manchmal schwierig werden, das ist den Verantwortlichen durchaus bewusst: Manchmal ist Hilfe notwendig, um den ungewohnten Skischuh zu schließen, oder Trost nach einem Sturz. Zu "Fingerspitzengefühl" rät der Deutsche Skilehrerverband in seinem Schutzkonzept: Am besten erläutere man vor Kursbeginn, warum der Lehrer in solchen Situationen Maske trage und sein Gesicht abwende. In Österreich wird den Lehrern empfohlen, vor allem dort, wo die Kleinsten ihre ersten Skiversuche machen, grundsätzlich ein Halstuch über Mund und Nase zu ziehen oder ein Visier zu verwenden. In der Schweiz ist die Tendenz ähnlich. In St. Moritz beispielsweise sollen die Skilehrer vor den Kinderklassen grundsätzlich eine Maske tragen, alle Unterrichtsutensilien werden nach Gebrauch gereinigt.

Darf ich in Hütten einkehren?

In den Skigebieten und den Wintersportorten gelten die allgemeinen Regelungen für Gastronomiebetriebe der jeweiligen Länder. Gegessen und getrunken werden darf in geschlossenen Räumen nur im Sitzen, ausgenommen an ihren jeweiligen Tischen müssen Gäste einen Mund-Nase-Schutz tragen. Auch für das Personal ist das Tragen einer Maske verpflichtend. Für österreichische Skigebiete gelten diese Vorschriften auch für Freischankflächen, Ausnahmen gibt es für Imbissstände. Die Tische müssen voneinander entfernt stehen. In Deutschland müssen Gäste ihre Kontaktdaten hinterlegen; in der Schweiz teilweise auch, sofern mehr als vier Personen an einem Tisch sitzen. In Österreich ist eine solche Registrierung außerhalb von Wien derzeit nicht vorgesehen. Alle Länder behalten sich vor, abhängig von der Entwicklung der Infektionszahlen Maßnahmen auf lokaler Ebene zu verschärfen. In der Regel ist Selbstbedienung erlaubt.

Sind Après-Ski und Discobesuche möglich?

Partys werden in diesem Winter in den Skigebieten weitgehend ausfallen. Überfüllte Schirmbars, Hütten oder Après-Ski-Bars sind "klassische Infektionsherde, die in dieser Saison unbedingt verhindert werden müssen", heißt es im Corona-Leitfaden des österreichischen Tourismus-Ministeriums. Das Verbot solcher Feiern trifft vor allem etliche österreichische Skigebiete hart, weil ihr Tourismuskonzept genau darauf fußt. Auch in den übrigen Alpenländern sind solche Zusammenrottungen nicht erlaubt. In Österreich gilt eine Sperrstunde für Gastronomiebetriebe ab ein Uhr nachts, den Bundesländern ist vorbehalten, die Öffnungszeiten weiter einzuschränken. Aktuell ist die Sperrstunde in Tirol, Vorarlberg und Salzburg auf 22 Uhr vorverlegt.

Gibt es verpflichtende Corona-Tests?

In Österreich werden in der Wintersaison auch Skilehrer in das Testprogramm "Sichere Gastfreundschaft" aufgenommen. Sie können sich - wie bislang schon die Beschäftigten in Hotels und Gaststätten - freiwillig kostenlos auf das Coronavirus testen lassen. Das Programm läuft seit Juli, bis Ende September wurden landesweit 260 000 Tests vorgenommen. In Südtirol hat gerade die zweite Phase des Projekts "Südtirol testet" für Beschäftigte von Hotels und Restaurants begonnen. Auch hier ist der Abstrich kostenlos. Inwiefern das Programm im Winter fortgesetzt wird, ist noch nicht bekannt. Im Südtiroler Skischul-Sicherheitsprotokoll sind keine Tests, aber Fieberkontrollen für alle Mitarbeiter bei Arbeitsbeginn vorgesehen. Einen regelmäßigen Check auf eine Infektion hält man auch beim Deutschen Skilehrerverband für sinnvoll, überlässt die Umsetzung aber den Skischulen: "Es liegt in der Entscheidung der einzelnen Schneesportschule, ob und wenn ja in welchem Umfang beziehungsweise welcher Regelmäßigkeit Corona-Tests von Lehrkräften nachzuweisen sind", heißt es im Sicherheitskonzept.

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