Ski global: Barcelona:Der bessere Strand

Der Tourist hat die Wahl: Entweder in Barcelona das Spanien-Klischee von Sonne und Meer erleben - oder nur wenig weiter nördlich das pure Skivergnügen genießen.

Ronald Reng

Münchner haben es einfach, Wintersport zu treiben: Sie setzen sich ins Auto oder den Zug und fahren in ein nahe gelegenes Skigebiet, vorzugsweise in den Alpen. Doch was müssen Skifahrer in anderen Großstädten der Welt auf sich nehmen, um auf die Piste zu kommen? Welche Rolle spielt der Wintersport dort überhaupt? SZ-Autoren klären auf.

Für das katalanische Bürgertum ist Skifahren unterschwellig auch eine politische Demonstration. Es unterstreicht wieder einmal, wie anders als das zentrale Spanien Katalonien doch angeblich ist: In Spanien, dem Land der Sonne und der Strände, gehen die Katalanen leidenschaftlich gerne Skifahren. Nur 140 Kilometer von Barcelona entfernt, bestens mit der Regionalbahn zu erreichen, war das Skigebiet La Molina in den Pyrenäen schon zu Zeiten der Franco-Diktatur der Hausberg der Katalanen mit Sehnsucht nach einem besseren Stand. Denn verkörperte Skifahren nicht geradezu eine europäische Aktivität, ein Symbol, dass man sich zu den kultivierten Ländern Mitteleuropas zählen konnte?

Heute jedoch beweist La Molina vor allem, wie sehr die Demokratie und ihr Wohlstand Spanien - trotz gerade tobender Wirtschaftskrise - in den vergangenen 15 Jahren verändert haben: Es wimmelt am Hang vor Schulklassen, jugendlichen Snowboardern und auf Ski schwankenden Tagesausflüglern; Skifahren ist in Barcelona ein Massensport geworden. Und La Molina wurde zu einem Symbol, dass in diesem Land vieles möglich ist, sogar Skifahren nahe am Strand.

Unter dem Namen Alp 2500 wurden die 133 Kilometer langen Pisten der Skigebiete La Molina und Masella verbunden. 33 Lifte bringen die Skifahrer bis auf 2400 Meter hinauf, unter anderem auf 15 schwarzen Abfahrten geht es wieder hinunter. Im März findet hier die Snowboard-Weltmeisterschaft statt.

Besonders im Norden bei Masella führen die Abfahrten oft durch dichte Pinienwälder, und während man dort an einem sonnigen Wintermorgen das beim Skifahren seltener gewordene Gefühl genießt, tatsächlich mitten in der Natur zu sein, kann man im Fahrtwind über die deutschen Touristen rätseln. Warum gehen die an solch einem Tag bloß in Barcelona am Strand spazieren?

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