Simbabwe:Die Leute wollen reden

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Robert Franck engagiert sich in der Städtepartnerschaft, die seit 1996 zwischen München und Simbabwes Hauptstadt Harare besteht. Kontakt: hamupa@nordsuedforum.de. (Foto: privat)

Kann man nach dem Militärputsch überhaupt nach Simbabwe fahren? Ja, sagt Robert Franck. Er kennt das Land und organisiert Reisen, bei denen die Besucher in Familien wohnen und soziale Initiativen kennenlernen. Ein Gespräch mit dem Pädagogen.

Interview von Monika Maier-Albang

Nach dem Rücktritt des Diktators Robert Mugabe empfiehlt das Auswärtige Amt Urlaubern, sich "mit angemessener Umsicht" in Simbabwe zu bewegen. Generell seien Reisen möglich. Der Pädagoge Robert Franck kennt das Land schon lange. Er organisiert Reisen, bei denen die Gäste in Privathäusern schlafen und soziale Initiativen kennenlernen.

SZ: Herr Franck, würden Sie jetzt nach Simbabwe fliegen?

Robert Franck: Ja, es ist ruhig. Da vertraue ich unseren Partnern wie auch dem Auswärtigen Amt.

Was macht den Reiz Simbabwes aus?

Die Natur ist toll und noch nicht so vermarktet wie etwa in Südafrika. Und dann natürlich die Victoriafälle. Die sieht man zwar auch von Sambia aus, aber die wesentlich imposantere Aussicht hat man von Simbabwe. Und noch ein Alleinstellungsmerkmal hat Simbabwe: die Ruinenstadt Great Zimbabwe. Die Steinhäuser dort wurden ja lange nicht den Vorfahren der Simbabwer zugeordnet, weil man den Schwarzen so etwas nicht zugetraut hat.

Aber ist es ethisch vertretbar, in eine Diktatur zu reisen?

Wie in vergleichbaren Ländern kommt es auch in Simbabwe darauf an, wie man reist. Man hilft umso mehr, je landnäher man unterwegs ist. In Simbabwe sind etliche Hotels indirekt mit dem Staat verknüpft oder im Besitz ausländischer Investoren; ebenso die Air Zimbabwe, wenn sie überhaupt fliegt. Allerdings haben in Simbabwe viele Mittelklassehotels in den vergangenen Jahren dichtgemacht und auch viele Autovermieter. Die großen Ketten können sich noch halten, wegen der Geschäftsreisenden. Wir bringen unsere Leute deshalb privat unter, das geht aber nur in den Städten, wo es überhaupt einen Mittelstand gibt.

Wie offen kann man reden, ohne Gastgeber in Schwierigkeiten zu bringen?

Simbabwe ist zwar eine Diktatur und der Geheimdienst recht aktiv. Aber wir machen keine Fotos, nehmen nichts auf. So sind im privaten Bereich auch vertraute Gespräche möglich. Viele sind sogar froh, wenn sie endlich jemandem etwas sagen können. Lange waren wir die Einzigen. In den vergangenen Jahren sind auch die Medien mutiger geworden.

Welche Hilfsprojekte zeigen Sie Ihren Gästen?

Wir besuchen und fördern Mini-Selbständigkeitsprojekte: Leute, die gelernt haben, aus Altflaschen Vasen zu fertigen. Oder Spielzeug aus alten Getränkedosen. Was halt irgendwie das Überleben in diesem schwierigen Staat erleichtert, in dem schon die offizielle Arbeitslosigkeit bei 80 Prozent liegt.

Wird sich etwas ändern?

Zumindest nicht so schnell. Es war ja ein Umsturz von oben und Emmerson Mnangagwa ist Teil des Systems. Das heißt aber auch: Er garantiert Stabilität. Und man hat Mugabe einen gesichtswahrenden Abgang ermöglicht. Die Alten zu ehren ist Afrikanern sehr wichtig. Deshalb tanzen die Menschen, auch wenn es dafür aus unserer Sicht wenig Grund gibt.

© SZ vom 30.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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