Sierra de Guara in Huesca:Durch die spanischen Canyons

Die tiefen Schluchten der Sierra de Guara im Nordosten Spaniens sind ein Paradies für Kletterer. Doch nur Wanderer lernen den Naturpark mit Blick auf die Pyrenäen wirklich kennen. Und nur die Mutigsten steigen bis in die Grotten hinab.

Eine Bilderreise von Thomas Meins

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Sierra de Guara Pyrenäen Huesca Spanien

Quelle: Turespaña

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Die tiefen Schluchten der Sierra de Guara im Nordosten Spaniens sind ein Paradies für Kletterer. Doch nur Wanderer lernen den Naturpark mit Blick auf die Pyrenäen wirklich kennen. Und nur die Mutigsten steigen bis in die Grotten hinab. Eine Bilderreise von Thomas Meins.

Als der erste Schrei durch die Mascún-Schlucht gellt, zucken die Wanderer zusammen. Aber es ist niemand von den steilen Felsen gestürzt, im Gegenteil. Wer hier schreit, schreit vor Glück: Er hat es mit einem letzten Armzug hoch auf den Rand der Schlucht geschafft. Der Barranco (Schlucht) del Mascún in der Sierra de Guara ist ein Eldorado für Kletterer, die sich hier an Felsüberhängen, Höhlen und schroffen Kalkwänden hinauf hangeln. Eine spektakuläre und kraftraubende Art, diese Landschaft zu erkunden. Aber es geht auch bequemer. Zahlreiche Wanderwege erschließen die Sierra de Guara mit ihren bis zu 200 Meter tiefen Schluchten, schäumenden Flüssen und bizzaren Felsformationen. Und wer sich etwas tiefer in das Schluchten-Labyrinth hineinwagt, trifft weder auf Kletterer noch andere Menschen, sondern auf Natur und Geschichte.

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Quelle: S. Frentiu

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Die Sierra de Guara türmt sich bis zu 2077 Meter auf. Wenige schmale Straßen führen durch das dünn besiedelte, karstige Kalkgebirge, das von sieben Flüssen durchschnitten wird. Die Sierra zerfurchen mehr als 70 Canyons, die Wind und Wasser in Jahrtausenden geschaffen haben. Der überwiegende Teil des Massivs gehört zum Naturpark Sierra y Cañones de Guara, größter geschützter Naturraum Aragóns. Der Park ist auch eines der bedeutendsten Vogelschutzgebiete Europas: Die Klippen und Grotten der Sierra sind das Revier von Raubvögeln wie Steinadler, Wanderfalke, Bart- und Gänsegeier. Der Park liegt in der nordostspanischen Provinz Huesca zwischen dem Ebro und den Pyrenäen, deren schneebedeckte Gipfel bei guter Sicht in der Ferne schimmern.

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Stützpunkt der Kletterer und zugleich Ausgangspunkt für eine Schluchtenwanderung (16 Kilometer lang) ist das Dörfchen Rodellar am Eingang zur Mascún-Schlucht. Die felsgrauen Steinhäuser und holprigen Gassen des Ortes machen einen sympathisch verschlafenen Eindruck. Hochbetrieb herrscht hier nur in der Kletter-Herberge Kalandraka, wo sich das ganze Jahr über die internationale Gilde der Seil- und Freeclimber trifft und von der großen Terrasse die Schlucht stets im Blick hat.

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Von Rodellar führt ein steiler Weg hinab in die Schlucht, durch die der Río Mascún rauscht. Auf den ersten Metern der Wanderung gibt es kostenlosen Anschauungsunterricht im Klettern: An und auf fast jedem Felsen hängen und hocken die jugendlichen Sportler. Ein Stimmengewirr aus englischen, amerikanischen, polnischen, tschechischen und spanischen Wortfetzen hallt zwischen den Felswänden.

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Nach etwa einem Kilometer Wanderung auf dem Grund der Schlucht wird es ruhiger, denn weiter dürfen die Kletterer nicht in das Schutzgebiet hinein. Hinter dem markanten Felsdurchbruch "El Delfín" verzweigt sich die Klamm: Links geht ein schmaler Weg hinauf zum Hügelgrab von Losa Mora, einer Legende nach die letzte Ruhestätte eines unglücklichen Liebespaares. Zwei verlassene Dörfer liegen am Rande des Wanderweges, der in einem weiten Bogen zurück in die Mascún-Schlucht führt: Nasarre und Otin wurden vor Jahrzehnten von den Bewohnern aufgegeben - zu entbehrungsreich war das Leben in dieser Abgeschiedenheit. Daran erinnern die Ruinen ihrer Häuser und einer kleinen Kirche sowie verwilderte Ziegen, Nachkommen ihrer Haustiere.

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Noch weiter zurück in der Zeit führen die Wanderwege in der Schlucht des Río Vero. Viele Löcher in den Felsen des Canyons bergen uralte Kunstwerke: Höhlenmalereien, die zum Teil aus der Altsteinzeit stammen und weit über 20.000 Jahre alt sind. Sie zählen seit 1998 zum Unesco-Weltkulturerbe, seit 2001 ist die Gegend um den Rio Vero als Kulturpark ausgewiesen. Höhlen wie Arpán und Mallata sind zugänglich und nur durch ein Gitter vor allzu neugierigen Besuchern geschützt. Die Felsmalereien sind gut zu erkennen: Sie zeigen je nach Epoche naturalistische oder schematische Abbildungen von Menschen und Tieren wie den blutroten Hirsch in der Höhle von Arpán. Er wurde vermutlich vor knapp 10.000 Jahren aufgemalt.

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Die Wanderwege stehen den Malereien an Schönheit in nichts nach. Der Weg zur Höhle von Arpán führt über eine mediterrane Hochebene über dem Río Vero. In der Luft liegt der würzige Duft von Wacholder, Rosmarin und Estragon. Pinien und Steineichen sorgen immer wieder für Schatten - ein sehr bequemer Weg, nur auf den letzten Metern zur Höhle wird er zum Klettersteig. Doch die Aussicht entschädigt: Weiter unten flussabwärts erhebt sich Alquézar, malerisch eingebettet zwischen Fluss und Felsen.

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Alquézar wurde im 9. Jahrhundert von Mauren als Festung gegründet. An der Stelle der arabischen Burg steht seit dem 11. Jahrhundert ein Kloster, seit dem 16. Jahrhundert die Kirche Santa María la Mayor.

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Quelle: Thomas Meins

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Unterhalb der Kirchenfestung geht es auf einem Pfad, über Brücken und Plankenwege, steil hinab in die Schlucht des Río Vero. Der Fluss hat hier tiefe Höhlen ausgewaschen, die wie gemacht sind für ein Picknick, ein erfrischendes Bad im (kalten) Wasser oder fürs Canyoning.

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Wer schwimmen kann, nicht wasserscheu und ein wenig wagemutig ist, lässt sich unter der Führung eines erfahrenen Guides in die Schlucht abseilen. Geschützt mit Helm und Neoprenanzug erkundet man Felsen, Grotten und Ufer, die trockenen Fußes unerreichbar sind.

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Quelle: S. Frentiu

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Wenige Kilometer südlich verlässt der Rio Vero die wilden Schluchten der Sierra de Guara und fließt durch den Weinort Barbastro und das Anbaugebiet Somontano. Die gezackten Felsen weichen grünen Hügeln, an denen seit Jahrtausenden Wein angebaut wird. Vor der Kulisse der Pyrenäen gedeihen hier einige der edelsten Tropfen unter spanischer Sonne. Es lohnt sich also, zwischen zwei Wanderungen in der Sierra, einen Tag Pause im Somontano einzulegen.

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Quelle: Turespaña

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Das Somontano ist ein kleines Weinanbaugebiet: 33 Bodegas bewirtschaften etwa 4600 Hektar Rebfläche, rund 80 Prozent entfallen auf rote Sorten wie Merlot, Pinot Noir und Tempranillo. Zwei Großbetriebe bearbeiten etwa ein Viertel der Anbaufläche im Somontano: Viñas del Vero und Enate (im Bild). Beide verfügen über riesige Kellereien und stehen ebenso wie die kleineren Bodegas in der Nachbarschaft Besuchern für eine Führung inklusive Degustation offen.

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Quelle: Thomas Meins

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Informationen

Die Sierra de Guara ist eine Gebirgskette der spanischen Vorpyrenäen, im östlichen Teil liegt der Parque Natural de la Sierra y Cañones de Guara.

Anreise: Von Deutschland aus führt der bequemste Weg in die Provinz Huesca per Flugzeug nach Barcelona. Von der katalanischen Hauptstadt geht's über die Autobahn A-2 nach Lleida und weiter über die A-22 nach Barbastro (225 km).

Weitere Informationen zur Sierra de Guara gibt es beim Aragón Tourismus, turismodearagon.com. Über den Kulturpark Río Vero informiert das Parkzentrum in Colungo, parqueculturalriovero.com. Alles über das Somontano, seine Bodegas und Weinrouten erfährt man beim Tourismusbüro des Somontano in Barbastro, rutadelvinosomontano.com.

Im Bild: der Ort Bierge

© Süddeutsche.de/kaeb
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