Sicherheitstipps für Touristen:So sicher ist Brasilien zur WM

Polizei Rio de Janeiro Touristin Brasilien

Von der Polizei haben Touristen nichts zu befürchten. Trotzdem geht man den Beamten besser aus dem Weg.

(Foto: Getty Images)

Tödliche Krawalle in den Favelas, Streiks und Überfälle zeichnen vor der Fußball-WM ein gefährliches Bild von Brasilien. Wenn Touristen ein paar Empfehlungen beachten, haben sie dennoch nichts zu befürchten.

Von Peter Burghardt

Aus Brasilien kommen seit einiger Zeit wieder allerhand Horrornachrichten. Das hat damit zu tun, dass am 12. Juni in São Paulo die Fußball-WM beginnt und das Land bis zum Finale am 13. Juli in Rio de Janeiro unter besonderer Beobachtung steht.

Es liegt aber grundsätzlich vor allem daran, dass das Land ein Problem mit Waffen und Gewalt hat. 50 108 Menschen wurden im Jahr 2012 zwischen Amazonas und Atlantik umgebracht, laut einer UN-Studie sind das elf Prozent der weltweiten Morde in jenem Jahr. Die Mordrate von 25,2 pro 100 000 Einwohner ist zwar deutlich niedriger als in Honduras, Venezuela oder Guatemala, war aber höher als zum Beispiel in dem von Drogenkartellen geplagten Mexiko.

In Salvador da Bahia, wo die DFB-Elf am 16. Juni gegen Portugal spielt, gab es während eines Streiks der Militärpolizei kürzlich 39 Tote in 48 Stunden. Auch im Küstenort Santo André, in dem das deutsche WM-Quartier entsteht, mehren sich offenbar die Überfälle. In Rio de Janeiro sind einige der fast 1000 Favelas wieder umkämpft, obwohl manche von ihnen als offiziell befriedet galten. Selbst in Copacabana gab es Krawalle an Straßensperren. Ein bekannter Tänzer war zuvor in der angrenzenden Favela Pavão Pavãozinho von Polizisten niedergemetzelt worden.

"Überfälle und Gewaltverbrechen sind in Brasilien leider nirgends völlig auszuschließen", warnt das Auswärtige Amt. Wie sicher ist Brasilien für Besucher?

Die Städte

Grundsätzlich kann man sich in Brasilien trotz allem ziemlich normal bewegen. Brasilianer sind gewöhnlich freundliche Menschen. Daumen hoch, tudo bem, alles gut. Es lohnt sich aber, ein paar Empfehlungen zu beachten. Die meisten Schwerverbrechen ereignen sich in Armenvierteln, den Favelas. Und die allermeisten Opfer sind junge Männer mit dunkler Hautfarbe, das ist die schlimmste Folge eines nicht immer offensichtlichen Rassismus. Aber auch bessere Reviere sind Ziele von Kriminellen, darunter Treffpunkte von Touristen.

Generell ist der Süden sicherer als der Norden des Landes, die südlichen WM-Städte Porto Alegre und Curitiba stehen statistisch trotzdem nicht besonders vorteilhaft da. In São Paulo und bis zu den jüngsten Auseinandersetzungen in Rio de Janeiro ging die Zahl der Morde in den vergangenen Jahren erheblich zurück - im Norden und Nordosten stieg die Zahl der Verbrechen enorm, darunter in den beliebten Bundesstaaten Bahia, Pernambuco und Ceará. Die drei Vorrunden-Spielorte der deutschen Auswahl - Salvador, Recife und Fortaleza - gehören zu den 39 gefährlichsten Städten der Welt.

Auch in São Paulo und Rio de Janeiro sind die alten Stadtzentren nachts und an Wochenenden an einigen Ecken unbelebt und ungemütlich. Vom Gros der Favelas sollte man sich ohne Ortskundige fernhalten. Auffällige Kleidung und Schmuck sowie die Originale der Papiere sind im Zweifel daheim oder im Hotel am besten aufgehoben, Wertsachen im Safe. Geldautomaten sind für Touristen tagsüber einladender als nachts, alles Selbstverständlichkeiten. Zu viel Bargeld in der Tasche ist schlecht, sehr wenig Geld ebenfalls, auch bei Überfällen. Wen es tatsächlich erwischt, der sollte sich auf keinen Fall wehren und auch nicht um Kamera oder Handy streiten, denn die Täter haben oft eine Pistole dabei.

Tipps für Strände und Favelas

Bei den Großprotesten gegen Korruption und Verschwendung öffentlicher Mittel wiederum wüten nur wenige Demonstranten, aber Militärpolizisten rücken gerne mit Schlagstöcken, Tränengas und Gummigeschossen an, auch von infiltrierten Vandalengruppen ist die Rede.

Strände

Brasilianer lieben volle Strände, Einsamkeit ist etwas für Europäer. Vor allem an einschlägigen Abschnitten wie Copacabana sind in dem Gedränge immer mal rasend schnelle Diebesbanden unterwegs. Links antäuschen oder nach der Uhrzeit fragen, rechts zugreifen, es geht meistens sehr flott. Am besten, man nimmt nur das Nötigste zum Baden mit. Ausländer fallen schon dadurch leicht auf, dass sie gerne so exotische Dinge wie Handtuch und Buch dabei haben. Nachts sind manche Strände wie Copacabana vorne am Meer eher düster. Vor Recifes Revier Boa Viagem wiederum lauert die Gefahr im Wasser: Haie.

Taxis, Busse, U-Bahn

Für Taxis sollte man sich besonders an Flughäfen und Busbahnhöfen ein Ticket am Taxi-Schalter kaufen und eher kein davon abweichendes Angebot eines Unbekannten annehmen. In den Städten sind Taxis normalerweise sicher. Von den weißen Kleinbussen in Rio dagegen wurde nach einer Vergewaltigung abgeraten. Stadtbusse werden zwar gelegentlich überfallen, aber man muss da schon Pech haben. Überlandbusse sind alles in allem zuverlässig. Rios bestes Verkehrsmittel ist die Metro, und sie umgeht auch das größte Hindernis, die Staus.

Favelas

Die Mehrheit der Bewohner dieser oft verschachtelten Armenviertel sind friedliche Hausangestellte, Arbeiter, Busfahrer, Studenten. Für den Terror sorgt eine winzige Minderheit von Traficantes, hochgerüsteten und nicht selten vollgedröhnten Drogendealern. Diese Banden namens Comando Vermelho (Rotes Kommando) und Terceiro Comando (Drittes Kommando) in Rio oder Primer Comando da Cidade (Erstes Kommando der Stadt) in São Paulo bekriegen sich mit martialischen Polizisten und lassen sich von Neugierigen ungern begutachten. Kameras sind in ihrer Nähe gar nicht ratsam, außerdem hat ein Querschläger schon manchen Unbeteiligten erwischt.

Favelas sollten möglichst nur mit Begleitern besucht werden, die sich dort auskennen und Kontakte haben. Das gilt selbst für viele jener ungefähr 40 Favelas in Rio, in denen eine Friedenseinheit der Militärpolizei (UPP) stationiert ist. Ausnahmen sind die theoretisch ruhigen Gemeinden wie Santa Marta und Vidigal in Rio, wo Touristen inzwischen sogar übernachten können. Als Abenteuerspielplatz sollte aber keine Favela betrachtet werden.

Polizei

Brasiliens Polizei sorgt theoretisch für Sicherheit, aber sie wird auch gefürchtet. Vor allem die Militärpolizei ist tendenziell schießwütig und korrupt, zu ihrer Spezialeinheit Bope gehören uniformierte Todesschwadronen. Tausende Unschuldige starben, ohne vorher nach ihrem Namen gefragt worden zu sein. Touristen haben nichts zu befürchten, sofern sie nicht zwischen die Fronten geraten, aber man geht der Polizei am besten aus dem Weg.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: