Süddeutsche Zeitung

Sicherheitspanne in Indien:Kein Bordpass? Kein Problem!

Ein Mann steigt am Flughafen Mumbai in das falsche Flugzeug, ohne vom Personal oder der Crew aufgehalten zu werden. Er passiert drei Sicherheitsschranken - und das ohne Boarding Pass.

Von Katja Schnitzler

Ohne Bordpass kommt niemand in ein Flugzeug, so lautet ein Sicherheitsgebot am Flughafen - zumindest in der Theorie. Doch in Indien passierte ein Mann unbemerkt drei Sicherheitsschranken ohne Boarding Pass. Selbst im Flugzeug wurde der überzählige Passagier nicht enttarnt: Als ein anderer seinen Platz beanspruchte, durfte er sich einfach einen freien Sitz aussuchen, abermals ohne seinen Bordpass vorzeigen zu müssen. Das einzige Glück in diesem Sicherheits-Desaster: Der Passagier hatte nichts Übles im Sinn, sondern sich schlicht im Flugzeug vertan.

Laut der Times of India war der 37-Jährige zunächst nach einem Auslandsflug am Airport Mumbai gelandet und hatte noch korrekt mit seinem Bordpass die Kontrollen passiert. Doch in der Transitzone lief dann einiges aus dem Ruder. Der Mann, der berauscht gewirkt haben soll, hörte einen Aufruf für den Flug nach Rajkot, ließ sein Handgepäck samt Boarding Pass zurück und eilte zum Gate. Dabei wollte er nicht nach Rajkot in Westindien, sondern nach Nagpur im Zentrum des Landes.

Der Mann rutschte einfach durch

Die erste Sicherheitshürde wäre der Passagierabgleich gewesen: Die Zahl der Kunden, die für einen Flug eingecheckt haben, wird anhand der Sitzplatznummern auf dem Bordpass mit der Anzahl der Leute verglichen, die tatsächlich einsteigen. Dennoch rutschte der Mann durch.

Die nächste Sicherheitshürde: das Prüfen des Boardingpasses, der zu diesem Zeitpunkt einen Stempel des Sicherheitspersonals aufweisen muss. Doch der Pass des Mannes ruhte ja noch in seinem Handgepäck im Transitbereich - was wieder kein Problem darstellte.

Auf vielen Inlandsflügen ist man nicht so dienstbeflissen

Zu guter Letzt hätte ihn noch die Crew von Jet Airways direkt am Einstieg abfangen können, wo abermals der Bordpass präsentiert werden sollte. Doch offenbar war die Mannschaft anderweitig beschäftigt und versäumte es noch dazu, vor dem Start die Personenzahl an Bord zu prüfen. "Dieses Köpfezählen wird auf internationalen Flügen strikt eingehalten, aber auf vielen Inlandsflügen ist man da nicht so dienstbeflissen", wurde laut Times of India von offizieller Seite eingeräumt.

Erst als das Flugzeug landete und der blinde Passagier merkte, dass er sein Ziel eindeutig nicht erreicht hatte und sich daraufhin der Airline offenbarte, flog die Sicherheits-Pannenserie auf.

Sein eigentlicher Flug nach Nagpur hatte da längst ohne ihn abgehoben - und auch ohne sein Gepäck, das wieder ausgeladen worden war, nachdem der Passagier nicht zum Boarding erschien. Das war die einzige Sicherheitsvorschrift, die in diesem Fall tatsächlich erfüllt wurde.

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