Sicherheit auf Flughäfen:Eine israelische Lösung

Bislang sollen auf deutschen Flughäfen alle Menschen gleich behandelt werden. Eigentlich. Nun stellt ein deutscher Flughafenchef das in Frage - und will Passagiere nach Herkunft, Religion und Alter unterschiedlich kontrollieren.

Wenn es um den Kampf gegen Terror geht, wird in Deutschland gerne nach Israel geschielt. Die Menschen dort sind wie in kaum einem anderen Land von Terror bedroht und die Sicherheitsbehörden verfügen über westliche Standards. Nun hat Christoph Blume, Chef des Düsseldorfer Flughafens, den Reiz einer israelischen Lösung entdeckt.

Schärfere Kontrollen am Frankfurter Flughafen

Nach den jüngsten Terrorwarnungen wurden an deutschen Flughäfen mehr Polizisten auf Streife geschickt.

(Foto: dpa)

Blume, dessen Wort als designierter Präsident des Deutschen Flughafenverbandes Gewicht hat, schlägt in der Rheinischen Post das Prinzip des "Profiling" vor. Das hört sich erst einmal modern und wenig gefährlich an. Doch der Vorschlag birgt enorme Sprengkraft. Beim "Profiling" werden Passagiere nach Kriterien wie Alter, Geschlecht und Herkunft in Risikogruppen unterteilt und unterschiedlich scharf kontrolliert. Der Grundsatz der Gleichbehandlung aller Passagiere bei den Sicherheitskontrollen wäre damit außer Kraft gesetzt.

Auf israelischen Flughäfen ist das bereits Realität. Die Kriterien, mit denen die Sicherheitsbehörden dort arbeiten, sind zwar nicht transparent, Erfahrungswerte zeigen aber, dass hier ethnische Herkunft, Religion und Alter eine Rolle spielen.

"Auf diese Weise können die Kontrollsysteme zum Wohle aller Beteiligten effektiver eingesetzt werden", erklärt Blume den Reiz seines Vorschlags. Er sieht im Profiling die Chance, das Ausufern der Sicherheitskontrollen an den deutschen Flughäfen zu verhindern: "Jeder neue Vorfall führt zu weiteren Kontrollen und Sicherheitsmaßnahmen. So entsteht eine Sicherheitsspirale der technischen Aufrüstung, die irgendwann ihre technischen und operativen Grenzen erreicht", so Blume.

Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) warnt hingegen vor einer Verengung auf bestimmte Gruppen von Reisenden. Dies könnte sich als gefährlicher Irrtum erweisen. "Potenzielle Attentäter nur aus bestimmten Herkunftsländern mit bestimmten äußerlichen Merkmalen zu vermuten, könnte sich spätestens dann als gefährlicher Irrtum erweisen, wenn eine Person einen Anschlag verübt, die nicht in das Raster gepasst hat", sagt der GdP-Bundesvorsitzende Bernhard Witthaut und ergänzt: "Terroristen schlafen nicht." Aus solchen Vorschlägen spreche nach seinem Eindruck zu sehr der Wunsch nach Zeitersparnis. "Aber lieber eine halbe Stunde in der Warteschlange als ein Leben lang tot."

Die innenpolitische Sprecherin der Linksfraktion, Ulla Jelpke, sieht jedoch rechtliche Probleme. "Eine unterschiedliche Kontrolle von Flugpassagieren nach Risikogruppen, das sogenannte Profiling, verstößt gegen das Diskriminierungsverbot des Grundgesetzes. Zudem leistet es rassistischen und moslemfeindlichen Vorurteilen Vorschub", warnte sie. Sie griff auch Blume selbst an. "Wer solche Vorschläge macht, ist als zukünftiger Präsident des Flughafenverbandes schlicht ungeeignet."

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