Shoppen in New York:Wir nehmen auch Euro

Angesichts der Dollarschwäche strömen europäische Touristen in die US-Metropole. Einige Ladenbesitzer in Manhattan bieten einen besonderen Service.

Wer sein "I love NY"-Shirt schon immer mal in Euro bezahlen wollte, der bekommt jetzt in einigen Geschäften New Yorks die Chance dazu. Angesichts der anhaltenden Dollarschwäche kommen immer mehr europäische Touristen in die US-Metropole. Einige Händler in Manhattan bieten deshalb viele ihrer Waren inzwischen kurzerhand auch in Euro an, obwohl der Dollar eigentlich das einzige gesetzliche Zahlungsmittel in den USA ist.

Shoppen in New York: In diesem Weinladen im East Village kann man mit Euro bezahlen.

In diesem Weinladen im East Village kann man mit Euro bezahlen.

(Foto: Foto: AFP)

"Ich will keine Kunden verlieren, deshalb nehme ich Euros", sagt Abdur Rahman, Manager eines kleinen Elektronikgeschäfts im Herzen von Manhattan. Was er an Euros oder anderer ausländischer Währungen bekommt, trägt Rahman zur Bank, um sie umzutauschen.

Ob die Händler mit den Euro-Preisen im Dollar-Land einfach nur Kunden werben wollen oder schlicht Profit schlagen wollen, müssen die Touristen aus Europa selbst ausprobieren.

New Yorks Bürgermeister sieht in der Vermarktungsidee einiger Händler keine Gefahr für seine Stadt. "Das ist für uns kein Problem, solange sich die Kunden nicht durch den Wechselkurs über den Tisch ziehen lassen und weiter die Mehrwertsteuer bezahlen", sagte der Sprecher von Michael Bloomberg kürzlich der Washington Post.

Bei der New Yorker Tourismusbehörde NYC & Company ist man über die Entwicklung jedenfalls nicht überrascht. "Mit den ganzen Touristen aus Europa ist es nicht verwunderlich, dass einige Geschäfte anfangen, den Euro zu akzeptieren", sagt Ernesto Freire, Kommunikationschef bei NYC & Company. Im vergangenen Jahr kamen 8,5 Millionen ausländische Touristen nach New York, darunter viele Besucher aus Deutschland, aber auch aus Kanada und Großbritannien.

Denn auch kanadische Dollar und britische Pfund haben gegenüber dem Dollar an Kaufkraft gewonnen. New Yorks Händler akzeptieren die ausländischen Währungen aus verschiedenen Gründen, aber auch nicht immer gerne. Einige Geschäfte nehmen die Euros zwar notgedrungen an, weisen ihre Kunden aber nicht ausdrücklich darauf hin. "Eigentlich haben wir lieber Dollar", sagt ein Elektrohändler am Times Square. "Schließlich verlieren wir beim Umtauschen Geld".

Andere Geschäftsinhaber setzen klare Regeln: In einem Geschäft für alkoholische Getränke klebt etwa eine kleine Tafel auf der Theke. "Heute, ein Euro = 1,26 Dollar" heißt es unter dem Hinweis "Euros werden akzeptiert". Bei einem Euro-Kurs von derzeit etwa 1,50 Dollar ein zweifelhaftes Angebot.

Der New Yorker Antiquitätenhändler William Leroy nimmt den Höhenflug des Euro mit Humor. "Euros only" ('Nur Euro') steht auf einem Schild in seinem Laden. Seit er das Schild im November vergangenen Jahres aufgestellt hat, hat Leroy rund 2000 Euro eingenommen. "Am letzten Wochenende waren die Hälfte meiner Kunden Europäer", freut sich Leroy.

Seine Euro will der Händler bei der nächsten Einkaufstour in Europa ausgeben. "Vor drei Jahren hätte ich das noch nicht gemacht", sagt Leroy. "Aber heute ist es fast unmöglich mit Dollars in Europa einzukaufen."

Ob der Euro als neuer Verkaufsschlager New York erobern wird, lässt sich heute noch nicht sagen. Denn bislang wird er nur von einigen wenigen Geschäften in Manhattan akzeptiert. "Es ist noch zu früh festzustellen, ob es sich dabei um einen Trend handelt", sagt auch Minerva Martinez, Sprecherin vom Verband Times Square Alliance, der für die Förderung des Gebiets rund um den bekannten Platz zuständig ist.

NYC & Company will sich unterdessen bei seinen Mitglieder umhören, um herauszufinden, wie weit die Verkaufspraxis schon verbreitet ist. Allerdings, so meint Bruce Brodoff vom Förderverband Downtown Alliance, zahlen viele Touristen sowieso mit Kreditkarte. Und da kommt die Wechselkurs-Überraschung ohnehin erst am Ende der Ferien.

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