Sexuelle Gewalt:Touristinnen meiden Indien

Proteste in Indien

Proteste nach Gewalt gegen Frauen: Die brutalen Vergewaltigungen haben weitreichende Auswirkungen über die Grenzen Indiens hinaus.

(Foto: dpa)

Angst vor möglichen Übergriffen: Die indische Tourismusindustrie verzeichnet nach den brutalen Vergewaltigungen von Frauen einen deutlichen Einbruch. Es sind aber nicht nur Frauen, die vor Reisen in das Land zurückschrecken.

Nach mehreren brutalen Vergewaltigungen in Indien ist die Zahl der ausländischen Touristinnen im Land deutlich zurückgegangen. In den ersten drei Monaten des Jahres seien etwa 35 Prozent weniger Frauen nach Indien gekommen, berichteten die Vereinigten Kammern von Handel und Industrie (Assocham) des Landes am Montag. "Die sexuellen Übergriffe wurden als der Hauptgrund identifiziert", sagte ein Sprecher. "Der starke Rückgang ist auf Sicherheitsbedenken zurückzuführen."

Doch nicht nur viele Frauen meiden den Angaben zufolge einen großen Bogen das Land: Insgesamt seien im ersten Quartal 25 Prozent weniger Touristen gekommen, erklärte die Industrie- und Handelskammer - ein herber Rückschlag für die eigentlich boomende indische Touristmusindustrie. Denn ingesamt meldete die Regierung 2012 einen Zuwachs von knapp sechs Prozent im Vergleich zum Vorjahr. 6,5 Millionen Touristen besuchten den Subkontinent.

Die Vergewaltigungen "haben Sorgen um die Sicherheit weiblicher Reisender aufkommen lassen", sagte der Generalsekretär der Handelskammer D.S. Rawat. Seine Organisation beruft sich auf eine Umfrage unter 1200 Touristikanbietern im Land. Von ihnen mussten 72 Prozent im ersten Quartal Stornierungen hinnehmen, vor allem von Frauen aus Kanada, den USA und Australien. Der Studie zufolge wichen die Touristen oft auf andere asiatische Länder wie Malaysia und Thailand aus.

Deutlicher Anstieg der Vergewaltigungen

Im Dezember hatte die brutale Gruppenvergewaltigung einer jungen indischen Studentin in einem Bus in Neu Delhi weltweit für Entsetzen gesorgt. Sie wurde vor den Augen ihres Freundes mit einer Eisenstange gequält und schließlich aus dem fahrenden Bus geworfen. Tage später starb sie an ihren schweren Verletzungen. Die Tat hatte eine heftige Debatte in Indien über Misshandlungen von Frauen ausgelöst.

Vor zwei Wochen wurde eine Schweizer Touristin von sechs Männern vergewaltigt, ihr von den Tätern gefesselter Ehemann musste die Vergewaltigung mitansehen. Weitere Übergriffe auf Touristinnen wurden der Polizei gemeldet. Am Sonntag berichteten Zeitungen von der Gruppenvergewaltigung eines indischen Studenten in Neu Delhi. Die städtische Polizei meldet seit dem Jahresbeginn einen Anstieg der Vergewaltigungen um fast 150 Prozent.

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