Fotografieren auf Reisen:Vorsicht, Fotoverbot! Oder?

Manche Bilder von Sehenswürdigkeiten dürften gar nicht erst gemacht werden, geschweige denn gepostet. Und wie steht es wirklich um Eiffelturm-Fotos bei Nacht? Ein Überblick.

Von Katja Schnitzler

10 Bilder

Eiffelturm Paris Frankreich Fotografieren Foto Fotoverbot

Quelle: Gonzalo Fuentes/Reuters

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Welche Foto-Irrtümer könnten die Reisekasse belasten? Und unter welchen Bedingungen kommt man doch an schöne Bilder? Zehn Beispiele vom Taj Mahal bis Schloss Neuschwanstein.

Eiffelturm

Gehen die Lichter an, könnten Smartphones und Kameras eigentlich weggepackt werden. Denn während Fotos vom weltberühmten Stahlturm an sich jederzeit veröffentlicht werden dürfen, gilt für die nächtliche Illumination ein Verbot. Grund ist der künstlerische Wert des Lichtspektakels: Während die Rechte des Turmerbauers Gustave Eiffel 70 Jahre nach seinem Tod im Jahr 1993 erloschen sind, gilt diese Verwertungsfreiheit nicht in der Nacht. Denn Pierre Bideau hat die Lichtershow erst 1985 angeschaltet, währenddessen herrscht also Fotoveröffentlichungsverbot. Außer man nimmt den Fokus vom Eiffelturm und lässt ihn zum Detail einer nächtlichen Stadtansicht werden: Ist das kunstvolle Leuchten nurmehr Teil der Skyline, überwiegt die Panoramafreiheit.

Wer aber nur den angestrahlten Eiffelturm als Hauptmotiv zeigen will, müsste sich eigentlich die Erlaubnis der "Société d'Exploitation de la tour Eiffel" besorgen. Doch nun die gute Nachricht: Diese verzichtet darauf, heißt es aus der Abteilung für Bildrechte - "der Copyright-Hinweis ist bei privater Nutzung ausreichend". Mit "Copyright Tour Eiffel/Illuminations Pierre Bideau" ist ein Tourist also auf der sicheren Seite.

Generelle Regeln und Gesetze, was Urlauber fotografieren und posten dürfen, finden Sie hier.

Mehr über den Eiffelturm, die geliebte "Schande von Paris", erfahren Sie hier.

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Quelle: AP

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Taj Mahal

Der Taj Mahal, der wie ein Palast wirkt und doch ein Mausoleum ist, gehört zu den meistfotografierten Sehenswürdigkeiten nicht nur in Indien. Und für das Herzeigen des symmetrischen Äußeren, das sich im langen Wasserbecken spiegelt, gibt es auch keine Einschränkungen: Wer fotografiert, darf auch posten. Bis es ins Innere geht. Dann ist nicht nur Herumlärmen, das Hantieren mit Waffen oder Essbarem sowie das Berühren der Wände verboten - sondern auch Fotografieren. Drohnenaufnahmen dürfen rund um das Taj Mahal generell nicht geschossen werden. Noch einen kostenlosen, aber wohl geldwerten Rat gibt die Mausoleums-Verwaltung den Besuchern: Sie sollten für Erinnerungsbilder nur zugelassene Fotografen anheuern, die ihre Ausweise vorzeigen können.

Weshalb das weiße Bauwerk bedroht ist, lesen Sie hier.

Westminster Abbey statue William Wilberforce

Quelle: Dean and Chapter of Westminster

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Westminster Abbey

Ein "lustiges Krönungs-Selfie" in der Westminster Abbey und danach noch eines vor dem Grab von Queen Elizabeth I.? Vielleicht ist es ganz gut, dass man nur das Äußere der Londoner Kirche hemmungslos fotografieren darf, in der traditionell die Königinnen und Könige von England gekrönt und beigesetzt werden. Drinnen soll weiterhin Raum für Andacht bleiben, da würde Fotografieren nur stören und ist daher strengstens verboten. Doch weil die Kirchenoberen ein Einsehen haben mit Besuchern, die ein Erinnerungsbild mitnehmen wollen, bieten sie eine Galerie an; hier kann man kostenlos Fotos herunterladen. Sich selbst und seine Reisebegleiter muss man sich eben hineindenken. Vor Ort stehen Besucher dafür umso (geschichts-)bewusster vor Statuen etwa von William Shakespeare oder William Wilberforce (im Bild), dem Kämpfer gegen die Sklaverei in Großbritannien.

Fotografiert werden darf im Kloster, im Garten sowie im Kapitelsaal. Was es dort zu sehen gibt? Zum Beispiel die älteste Tür der Briten, die zusammengenieteten Holzplanken verrichten ihren Dienst angeblich seit den 1050er Jahren.

Wer übrigens in London am Trafalgar Square oder im Parliament Square Garden fotografieren und die Bilder dann kommerziell verwenden will, benötigt dafür ebenfalls eine Erlaubnis. "Knipsen" zum Privatvergnügen ist aber erlaubt.

Noch fotogener ist die Tower Bridge - aber was wissen Sie wirklich über das Wahrzeichen? Finden Sie es heraus im Reisequiz auf die Schnelle.

Bernsteinzimmer im Schloss von Königsberg 1942

Quelle: Scherl/SZ Photo

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"Bernsteinzimmer" im Katharinenpalast, Sankt Petersburg

Hier ist Fotografieren verboten, doch Ausnahmen bestätigen die Regel - und die Ausnahme kostet meist etwas und nicht zu wenig: Während der Weißen Nächte im Sommer werden abends im Palast Besucher empfangen, die es sich leisten können und zum Beispiel das Paket zur Kreuzfahrt dazu gebucht haben. Nur dann wird in der pompösen Nachbildung des Bernsteinzimmers das Schild mit dem durchgestrichenen Fotoapparat umgedreht. Ansonsten aber gilt, anschauen und staunen: ja. Fotografieren und Selfies: nein. Die Begründung lautet, dass das Blitzlicht mit der Zeit die Farbe des Bernsteinzimmers trüben könnte - und Fotografieren ohne Blitzlicht den Besucherstrom unangenehm stauen würde.

Im Bild: das Original im Jahr 1942

Tipps für eine Reise ohne Fettnäpfchen finden Sie hier im Russland-Knigge. Und wo junge Kreative das Stadtbild in Sankt Petersburg beleben und was sie sonst auf der Städtereise nicht verpassen dürfen, erfahren Sie hier.

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Quelle: dpa

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Sixtinische Kapelle, Vatikan

Die gute Nachricht: In den Vatikanischen Museen darf fotografiert werden, solange die Bilder etwa von Raffael, Tizian, da Vinci oder Caravaggio ohne Blitz, ohne Selfie-Stangen und nur für private Zwecke gemacht werden. Die schlechte Nachricht: Das gilt nicht für die prachtvolle, von Michelangelo bemalte "Cappella Sistina" - hier herrscht Fotoverbot und Handys dürfen nicht einmal gezückt werden. Wer übrigens künstlerisch begabt ist und eines der Exponate in den Museen des Vatikans (natürlich außer in der Sixtinischen Kapelle, durch die zu viele Besucher strömen) abzeichnen will, braucht dafür Bleistifte, denn nur diese sind erlaubt, und eine Genehmigung der Direktion.

Wo Urlauber aus Versehen in Rom schon mal 429,80 Euro für Spaghetti mit Fisch bezahlen, erfahren Sie hier.

The 'Worm moon', the last Supermoon sighting of 2019, rises over the Empire State Building in New York City

Quelle: REUTERS

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Empire State Building, New York

Hier sind Fotos nicht nur geduldet, sondern erwünscht, auch das Veröffentlichen in sozialen Medien, egal in welcher Farbe das Gebäude gerade erstrahlt - doch professionelle Kameras samt Zubehör und Stative dürfen nicht mit hinaufgenommen werden. Erlaubt ist übrigens, einen Heiratsantrag auf dem Empire State Building zu machen; besonders empfohlen wird der Zeitraum von Donnerstag bis Samstag, 22 bis ein Uhr: Dann spielt ein Saxophonist auf der Aussichtsplattform in der 86. Etage und erfüllt auch Wünsche nach dem Lieblingssong des hoffentlich baldigen Brautpaares.

Von wo aus Urlauber besonders schöne Ausblicke auf New York haben, verrät Korrespondentin Johanna Bruckner.

Sigiriya Sri Lanka Wolkenmädchen

Quelle: Imago

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Wolkenmädchen von Sigiriya, Sri Lanka

Beeindruckend erhebt sich der "Löwenfels" bis auf 200 Meter über den mächtigen Bäumen des Waldes, der Monolith wird in Sri Lanka als achtes Weltwunder angesehen - beziehungsweise die Festung, die darauf steht. Von unten ist zunächst kaum etwas von ihr zu sehen, erst nach dem Aufstieg über etwa 1200 Stufen. Diese führen durch die Reste eines riesigen steinernen Löwen, von dem nur noch die Tatzen mit mächtigen Krallen geblieben sind. Auf halbem Weg nach oben zum Unesco-Welterbe sind, geschützt von einem Felsvorsprung, anmutige Damen zu sehen, die "Wolkenmädchen": Alle haben sie klare, harmonische Gesichtszüge, schlankeste Taillen und üppige, meist unbedeckte Brüste - trotzdem mussten einige von ihnen offensichtlich eine Schönheitsoperation über sich ergehen lassen. Wohl bei der Restauration in den 1970er Jahren wurden die Nippel ein Stück nach oben versetzt. Wer die "Wolkenmädchen" fotografieren will, benötigt dafür eine Erlaubnis, erklärt Madubhani Perera von Sri Lanka Tourism Promotion; und auf Blitzlicht muss man verzichten, damit die Schönheiten nicht verblassen.

Was wissen Sie wirklich über den Inselstaat? Testen Sie sich auf die Schnelle im Reisequiz.

Main hall of Neuschwanstein Castle Bavaria PUBLICATIONxINxGERxSUIxAUTxHUNxONLY acp111016 ElenaxKorc; Große Halle im Schloss Neuschwanstein Bayern

Quelle: imago/All Canada Photos

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Schloss Neuschwanstein und andere bayerische Schlösser

Aus Hobbyfotografen-Sicht gibt es bei den bayerischen Schlössern eine Zwei-Klassen-Gesellschaft. Zwar dürfen alle herrschaftlichen Anwesen von außen aufgenommen werden - doch innendrin sieht es anders aus: Sobald der Zugang nur im Rahmen einer Führung möglich ist, müssen die Besucher Kamera und Handy wegstecken. Dann herrscht nicht nur aus konservatorischen, sondern vor allem aus organisatorischen Gründen ein absolutes Fotografierverbot, etwa in Linderhof, der Würzburger Residenz und - zur Betrübnis von Touristen aus aller Welt - auch in Neuschwanstein. Doch fotografierende Gäste würden das Schleusen der Gruppen durch die Räume zu sehr verlangsamen, so die Schlösserverwaltung.

Anders sieht es in den Museumsräumen aus, die auch ohne Führung zugänglich sind, etwa in der Münchner Residenz sowie den Schlössern Nymphenburg und Schleißheim: Hier dürfen Aufnahmen zumindest ohne Blitz und Stativ gemacht und auch auf Social Media veröffentlicht werden, solange damit kein Geld verdient wird - was Fotoportale ausschließt, die Lizenzen verkaufen. Gegen Werbung hat die Schlösserverwaltung nichts, sie ruft zu Wettbewerben und zum Markieren mit #schloesserbayern auf. Happig wird es erst für professionelle Fotografen, sie müssen sich nicht nur eine Genehmigung holen, sondern auch für die Nutzung der Motive zahlen. Immerhin tragen sie so indirekt zum Erhalt der Schlösser bei.

Im Bild: Thronsaal in Neuschwanstein. Welchen Namen gab Ludwig II. seinem Schloss eigentlich? Und wohin führte die hochmoderne Telefonleitung? Testen Sie Ihr Wissen auf die Schnelle in sieben Fragen.

Hamburg Blue Port Lichtinstallation taucht den Hamburger Hafen in blaues Licht Sandtorhafen Traditi; Hamburger Hafen Blue Port

Quelle: imago images / Stephan Wallocha

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Hamburger Hafen

Er ist öffentlich zugänglich, es gilt die Panoramafreiheit - warum sollte man ausgerechnet den Hamburger Hafen nicht fotografieren dürfen? Eigentlich ist das auch kein Problem. Dennoch erhielt eine Frau, die ein Bild der Speicherstadt bei Nacht auf Instagram postete, eine Rechnung über 28 Euro - sie hatte es zur "Blue-Port-Zeit" gemacht. Seit 2008 erstrahlt die Lichtinstallation von Michael Batz alle zwei Jahre, in diesem Spätsommer während der Cruise Days. Ja, das ist Kunst. Und nein, sie ist nicht von Dauer und damit urheberrechtlich geschützt - wie damals, als Christo den Reichstag in Berlin verpackte. Daher meldete sich die Verwertungsgesellschaft Bild-Kunst bei der Hobbyfotografin und verlangte Lizenzgebühren. Allerdings war auch das nicht im Sinne des Erfinders: Lichtkünstler Batz und Hamburg Tourismus fanden den Kompromiss, dass Blau-Licht-Fans ihre Bilder auch auf Social-Media-Plattformen hochladen dürfen, wenn sie daran nichts verdienen. Alle anderen müssen sich weiterhin eine Lizenz bei der VG Bild-Kunst besorgen.

Unser Autor Thomas Hahn war fünf Jahre lang Korrespondent der Süddeutschen Zeitung in Hamburg, jetzt berichtet er aus Japan und Südkorea. Und denkt oft zurück an Hamburgs ruppige Herrlichkeit - eine Hommage.

Bregenzer Festspiele - 'Rigoletto'

Quelle: dpa

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Seebühne, Bregenz

Schon seit 1950 steht im Bodensee vor Bregenz die größte Seebühne der Welt. Schauwert haben nicht nur die Inszenierung sowie die Natur ringsum, sondern auch das gigantische, inzwischen meist bewegliche Bühnenbild, das manchmal den Sängern den großen Auftritt streitig macht: Noch bis zum Spätsommer 2020 taucht ein riesiger Clown auf dem See auf, nur sein Kopf und die Hände sind zu sehen, er lässt einen Ballon aufsteigen. Besonders berühmt wurde das blaue Auge, das nicht nur auf die Sänger von Tosca starrte, sondern auch Bühne war für James Bond ("Ein Quantum Trost", hier ein Filmausschnitt). Selbst ohne Geheimagent wäre das Bühnenbild ein Foto wert - wenn nicht das Knipsen während der Vorstellung streng verboten wäre: Schließlich haben die Künstler ein Urheberrecht am Gezeigten und stören würde es noch dazu. Bei den Aufführungen sind Kameras verboten, Smartphones dürfen nur mitgenommen werden - wer doch fotografiert oder filmt, muss gehen.

Doch was, wenn die Bühne leer ist? Dann dürfen zwar Fotos gemacht werden, aber nur für das persönliche Vergnügen: Ohne Einwilligung der Festspiel-Verantwortlichen dürfen die Bilder aber nicht verbreitet werden, schon gar nicht kommerziell. Denn das Szenenbild ist kein bleibendes Bauwerk und fällt damit nicht unter die Panoramafreiheit. Aber ein Bild vor der Bühne würde sich in Sozialen Medien so gut machen? Das weiß man auch bei den Bregenzer Festspielen: "Wir gestatten eine Veröffentlichung, solange die Aufnahmen nicht kommerziellen Zwecken dienen und sie nicht fototechnisch verändert werden. Derzeit", so ein Sprecher der Festspiele. Allerdings behält man sich vor, die Erlaubnis wieder zurückzuziehen, falls es neue technische Entwicklungen oder Portale gebe, die nicht zur Seebühne passten - wer weiß schon, was kommt? Dann bliebe den Fans immer noch, sich Bilder von der Homepage als Andenken herunterzuladen. Oder einen Blick durch die Webcam zu werfen, besonders schön bei Sonnenuntergang.

Fast immer stehen die Sehenswürdigkeiten im Fokus - nur nicht bei Oliver Curtis. Vor der Mona Lisa, der Freiheitsstatue oder dem Taj Mahal dreht er sich einfach um. Seine Bilder zeigen, was andere ignorieren: das Gegenüber der meistfotografierten Orte der Welt.

Noch größer die Überraschung, wenn man mal das ganze Bild betrachtet und damit auch die Umgebung der Sehenswürdigkeit - schon wirken die Pyramiden von Gizeh oder die Niagarafälle gar nicht mehr wie einsame Juwele.

© SZ.de/ihe
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