Segeln durch die Seychellen:Wo Strände wirklich einsam sind

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Vorteil mit Schiff: Beim Inselhopping auf den Seychellen lernen die Passagiere mehr als nur ein paar Strände kennen. (Foto: Seychelles Tourism Board/Raymond Sahuyet/dpa-tmn)

Die Seychellen sind ein Traumziel nicht nur von Frischverheirateten - aber auch ziemlich teuer. Günstiger als die meisten Hotels an Land ist ein Urlaub an Bord eines Segelschiffs.

Das Boot schaukelt kräftig. Der Wind bläst, die Wellen sind zwei Meter hoch, und der Katamaran klatscht immer wieder hart aufs Wasser. Gischt spritzt über das Schiff. Skipper George überlässt trotzdem einem Passagier das Steuer, der mit den ersten Anzeichen von Seekrankheit kämpft. Die Therapie hilft: Den Horizont fest im Blick verschwindet das flaue Gefühl in der Magengegend.

Eine Woche lang geht es durch die Inneren Seychellen, Inselhopping im Indischen Ozean. Schon kurz nach der Ankunft auf Eden Island werden die Segel gesetzt: Das Schiff lässt Luxusvillen und die Marina hinter sich und fährt um die Nordspitze von Mahé. Ziel ist die Bucht von Beau Vallon im Westen der Insel und ein Bad im 28 Grad warmen Wasser.

Am Abend bringt Skipper George die Passagiere mit dem Schlauchboot an den Strand. Familien mit Kindern, Teenager, ältere Einheimische und Urlauber spazieren durch den Sand und sehen zu, wie die Sonne über Silhouette Island untergeht.

Schon den ganzen Nachmittag hat Nelson in der kleinen Schiffsküche geschnippelt, gebraten und gekocht. Der 55-Jährige arbeitete viele Jahre in Restaurants und Hotels, aber am liebsten ist er Schiffskoch: "Ich bin auch mit Containerschiffen um die Welt gefahren - auf einem Schiff bin ich mein eigener Chef, das mag ich." Die fünf Passagiere sitzen mit der Crew am Tisch, essen marinierten Thunfisch, gebratene Garnelen in einer scharfen Tomatensoße, Mango-Chutney und Reis. Über ihnen prangt ein übervoller Sternenhimmel.

Am nächsten Tag wird Praslin angesteuert, die zweitgrößte Insel der Seychellen. Rund vier Stunden dauert die Überfahrt, wieder durch hohe Wellen. Wie aus dem Nichts prasselt ein Regenschauer herab, als hätte jemand eine warme Dusche aufgedreht. Nach fünf Minuten ist alles vorbei, die Passagiere durchnässt - egal, es hat 30 Grad, und die Sonne scheint wieder.

Unterwegs schnellen fliegende Fische gut 40 Meter weit knapp über der Wasseroberfläche. Fischschwärme kommen bis dicht an die Wasseroberfläche. In der Ferne sieht man die Umrisse von Praslin. Die Insel ist fast komplett von tropischem Urwald bedeckt. In dieser Nacht ankern das Segelboot in einer Bucht im Norden. Die Passagiere füttern in der Dämmerung Fische und plötzlich schwimmen - wie in einem Aquarium - Dutzende bunte Fische um das Boot herum.

North Island zwischen Luxus und Natur
:Gott spielen auf den Seychellen

Erst wurde North Island für die Kokos-Produktion aus dem natürlichen Gleichgewicht gebracht, dann ihrem Schicksal überlassen. Dass die Ratten- und Katzenplage vorbei ist und die Nordinsel der Seychellen wieder ein Paradies, verdankt sie dem Tourismus.

Das nächste Ziel: Curieuse Island, die Insel liegt etwa zwei Kilometer nördlich von Praslin. Einst war auf der nur zwei Quadratkilometer großen Insel eine Leprastation untergebracht. Heute gehört die Insel zum Marine National Park - sie darf nicht bebaut werden. Die Segeltouristen laufen durch dichten Dschungel, über Holzstege und Granitsteine und durch Mangrovenwälder. Aufgeschreckte Krabben huschen in ihre Erdlöcher.

"Heute geht es auf meine Lieblingsinsel", ruft George am nächsten Morgen. Auf La Digue gibt es kaum Autos, dafür Ochsenkarren, viele Fahrräder und traumhafte Strände. Mit dem Rad erkundet die Gruppe die Insel und besucht die Farm L'Union Estate, auf der man sich die Herstellung von Kokosnussöl und der Vanilleanbau ansehen kann.

Interessierte Fische treffen auf neugierige Schnorchler. (Foto: Seychelles Tourism Board/Raymond Sahuquet/dpa-tmn)

In den nächsten Tagen bleibt das Boot vor Coco Island, umgeben von farbenprächtigen Fischen, von Schildkröten und Delfinen. Der Skipper ankert in einsamen Buchten, die Passagiere schwimmen an den Strand, liegen ganz alleine im pulvrigen Sand unter Palmen und schauen auf den Ozean.

Zurück auf der Hauptinsel Mahé kommt den Seglern die eigentlich recht beschauliche und ruhige Insel fast schon überlaufen vor: zu viele Häuser, zu viele Schiffe, zu viele Menschen.

Informationen

Die Seychellen bestehen aus 115 Inseln und zählen gut 80.000 Einwohner. Die größte Insel, auf der sich auch der internationale Flughafen befindet, heißt Mahé. Dort liegt auch die Hauptstadt Victoria mit etwa 25.000 Einwohnern.

Segeln: Eine Kabine inklusive Verpflegung und Crew kostet ab 600 Euro pro Woche und Person, Jachten für bis zu sechs Personen ab 220 Euro pro Tag.

© SZ.de/dpa/Claudia Steiner - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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