Süddeutsche Zeitung

Seebad Brighton:London an der See

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Brighton ist berühmt für sein Nachtleben auf dem Pier und den kilometerlangen Kieselstrand. Doch auch in der Stadt tobt das Leben in Designerläden, Bars und Cafés.

Als der Prinz von Wales Ende des 18. Jahrhunderts nach Brighton kam, war es nicht mehr als ein kleines Fischerdorf. Doch nachdem der spätere König Georg IV. dort eine Residenz bauen ließ, wurde der kleine Küstenort über Nacht berühmt.

Viele Wohlhabende wurden neugierig und verbrachten ihre Badeurlaube hier, Brighton blühte auf und wuchs zum größten Seebad Englands. Doch ein elitärer Schicki-Micki-Ort ist die Stadt rund 90 Kilometer südlich von London keineswegs geworden: In der Universitätsstadt gibt es Hunderte Cafés und Restaurants, viele Künstlerateliers und Einkaufsmöglichkeiten sowie ein quirliges Nachtleben.

Eines der bekanntesten Wahrzeichen ist der Royal Pavilion. Prinz Georg ließ die Räume seiner Residenz zunächst im üppigen chinesischen Stil ausschmücken, bevor er das Gebäude in den von indischer Architektur beeinflussten Pavillon umbauen ließ. Noch heute bildet der helle Prunkbau mit seinen verspielten, runden Türmchen und dem umliegenden Park eine kleine Ruheoase inmitten der Stadt.

Ebenso fest gehört der mehr als 100 Jahre alte Brighton Pier zum Stadtbild. Im viktorianischen Stil erbaut, ragt der weiße Pier weit in den Ärmelkanal hinein. Bei schönem Wetter genießen Bewohner und Besucher der Stadt in Liegestühlen und auf Bänken die Sonne, während Möwen krächzend kreisen und die Wellen an den Strand laufen.

Am Abend füllen sich die Spielhallen auf dem Pier mit Spaß- und Glückssuchenden. Die Zocker füttern die blinkenden Automaten mit Pence-Stücken und jubeln selbst bei noch so kleinen Gewinnen. Wer an stickige Spielhöllen denkt, liegt aber falsch: In Brighton hat das Glücksspiel in historischer Atmosphäre einen besonderen Charme.

Zwischen dem Royal Pavilion und dem Pier schlägt das Herz Brightons: die "Lanes", eine urige Fußgängerzone, die schon im Mittelalter entstanden ist. In den schmalen, verwinkelten Gassen drängen sich unzählige Boutiquen, Antiquitäten- und Schmuckläden, Bistros und Pubs. Ein wunderbarer Ort, um sich zu verirren.

In den vergangenen Jahren hat sich nördlich der Lanes ein weiteres Einkaufsviertel etabliert: die North Laine. Hier haben sich vor allem junge Künstler niedergelassen und die Straßen und Gebäude in ein buntes Sammelsurium verwandelt. Öko-Bäcker wechseln sich ab mit Musikläden, Studentenkneipen und Geschäften mit exzentrischer Mode. Ein kleines Stück weiter im Osten liegt Kemp Town. Auch hier vibriert das Leben in vielen Cafés, Modegeschäften und Nachtclubs. Vor allem aber hat sich Kemp Town als Szenetreffpunkt Homosexueller etabliert.

Die große kulturelle Vielfalt hat Brighton den Beinamen "London an der See" eingebracht. Tatsächlich erinnert vieles an die Metropole, wobei Brighton natürlich einiges kleiner ist. Das Restaurantangebot aber ist reicher als in vielen Millionenstädten: Es soll mehr als 400 Restaurants geben - das kann in England nur London übertreffen.

Gerade im Sommer zeigt sich Brightons besonderer Reiz allerdings an der Wasserfront. Der breite Strand aus groben Kieseln erstreckt sich über mehrere Kilometer. Auf der Promenade rennen schon früh morgens die Jogger, Hunde genießen ihren Auslauf und Spaziergänger die Aussicht.

Oft bleiben die Flaneure staunend vor Brightons zweitem Pier stehen, dem West Pier. Er brannte vor einigen Jahren ab, seitdem ragt sein skelettartiges Gerüst wie ein modernes Kunstwerk aus dem Meer. Ob es König Georg wohl gefallen hätte?

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Aliki Nassoufis, dpa
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