Kolumne: Hin und weg:Nieder mit den Palmen

Kolumne: Hin und weg: Die chinesische Hanfpalme mag zwar nett aussehen, hat aber auch ihre Schattenseiten.

Die chinesische Hanfpalme mag zwar nett aussehen, hat aber auch ihre Schattenseiten.

(Foto: pure.passion.photography/imago images/Westend61)

In der Schweiz will man den Postkartengewächsen mit der Motorsäge Einhalt gebieten.

Glosse von Hans Gasser

Auch wenn die Wintermuffel und Sonnenanbeter das nicht gerne hören: Es ist zu warm. Speziell der noch andauernde Winter ist zu mild. In Österreich beispielsweise belegt er Platz 6 der mildesten Winter in der 256-jährigen Messgeschichte. Dort und auch in der Schweiz fiel so wenig Schnee wie kaum einmal seit Beginn der Aufzeichnungen. Die Gletscher schmelzen, die Wiesen sprießen.

Und nicht nur die. Durch die warmen Temperaturen in der kalten Jahreszeit gedeihen auch die Palmen, genauer gesagt: die chinesische Hanfpalme. Besonders wohl fühlt sich dieses einst als Zierpflanze eingeführte asiatische Gewächs ironischerweise in der Schweiz, im Tessin. Dort findet sie, wie die eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) mitteilt, immer bessere Bedingungen, um sich auch außerhalb der Pflanzkübel, sprich: am Wald- und Ortsrand zu vermehren.

Jetzt werden manche sagen: Endlich mal eine positive Auswirkung des Klimawandels! Zudem ist die Hanfpalme in Städten wie Ascona oder Verbania nicht mehr aus dem Ortsbild wegzudenken, kaum ein Postkartenmotiv ohne die weit gefächerten Blätter, weshalb sie auch den Beinamen Tessiner Palme trägt.

Allein, laut WSL hat die invasive Art auch ihre Schattenseiten: Ihre Wurzeln verstärkten den Boden kaum, sodass sie als Schutzwald gegen Erdrutsche und Lawinen nicht in Frage komme. Zwar wachse die Pflanze derzeit nur auf bis zu 900 Meter Seehöhe, doch mit dem Klimawandel werde sie weiter hinaufklettern. Also statt Lärchen und Zirben bald Hanfpalmen in Zermatt? Das wäre mal ein schönes Postkartenmotiv mit Zweitverwertung bei Instagram.

Aber soweit will man es beim renommierten Forschungsinstitut WSL nicht kommen lassen, auch weil die vielen abgestorbenen Palmblätter die Waldbrandgefahr erhöhten. Also hat man eine "zielgerichtete Methode der Bekämpfung" entwickelt, um die Auswüchse einzudämmen. Mit einem bodennahen Motorsägen-Schnitt würden adulte Palmen zuverlässig ausgeknockt. Junge Palmen treiben allerdings wieder aus, weshalb das Palmenherz mit einem großen Bohrer zerstört werden sollte. Jetzt muss man die Brachialmethode nur noch jenen 60 Prozent der Schweizer Bevölkerung schmackhaft machen, die in einer WSL-Umfrage angegeben haben, dass sie die Hanfpalme mit durchaus positiven Gefühlen verbinden.

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