Schreckliche Hotels:Zimmer ohne Aussicht

Der Ausblick aus diesen Hotelzimmern macht Depressionen. Oder ist das Kunst? SZ.de-Leser haben einzigartige Aussichten festgehalten. Wir würdigen sie in ihrer ganzen Pracht.

Von Katja Schnitzler

19 Bilder

Hotel schlechte Aussichten Hotelblick hotelview, fürchterliche Hotelausblicke

Quelle: Nadine Seuß

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Bildtitel: Die Farbe Weiß

Wahrhaft meisterlich, wie der Künstler sein Thema "Weiß" in Szene setzt: Erst wird der Betrachter von der grau-weiß abgestuften Fassade des Hauses gegenüber gebannt, bis der lässig zurückgeschlagene Vorhang den Blick auf die mit dicker Farbe bestrichene Heizung lenkt. Auch der Fensterrahmen, ja gar die Scheibe bekommt durch das bewusst übertriebene Anstreichen einen neuen, reliefartigen Charakter.

Im Bild: Zimmerausblick in New York

Hotel Hotelblick Aussicht

Quelle: Torsten Dirk

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Bildtitel: Im Grünen

Auf den ersten Blick dominiert das Spiel mit Rechtecken das Motiv, drei kleine Hochformate unterteilen das große Querformat. Dazu ein kleiner, natürlich rechteckiger Abschluss in der Ecke - nur die zweite Reihe fällt aus selbiger und verzichtet darauf. Bei längerer Betrachtung offenbart sich die Dominanz der verblichenen Farbe Grün, welche an ihre Vergangenheit als Türkis gemahnt.

Im Bild: Aussicht auf Kuba zur Regenzeit

Hotel Hotelblick Aussicht

Quelle: Tanja Senftleben

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Bildtitel: Am Ende, das Licht

Zum Lichte drängt, am Lichte hängt doch alles: Dieses Gefühl vermittelt diese Hinterhof-Installation. Mauern, die Helligkeit verschlingen; Fensterscheiben, die das Licht brechen statt einzulassen; eine Röhre, die den Blick weg vom Licht in die Irre lenkt. Und dennoch zieht es den Betrachter beinahe hinaus aufs Wellblechdach, auch der Vorbau scheint dank der Regenrinne überwindbar, um sich darüber an der Mauer vorbeizudrücken, zum Lichte hin.

Im Bild: Ausblick aus einem Hotel der mittleren Preiskategorie auf Amsterdam, "atmosphärisch gehört noch dazu: 24-Stunden-Fritteusengestank und Lüftungsgeheule", schreibt Tanja Senftleben.

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Quelle: Peter Beiner

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Bildtitel: Trikolor

Der Zauber dieses Werkes ist bedingt durch die Wahl der Perspektive: Nur durch den erhöhten Standort des Betrachters entfaltet sich die volle Wirkung der Farben, dominiert von Ziegelrot und plakativem Blau, welche allein den Dächern vorbehalten wurden. Um diese Farbakzente zu unterstützen, ist die gesamte Umgebung auf ein kaum abgestuftes Braun-Grau reduziert.

Im Bild: Hotel nahe Seoul beim Incheon International Airport, Südkorea

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Quelle: Wolfgang Krüger

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Bildtitel: Nah und doch so fern

Die Interpretation von Nähe und Ferne war schon im Katalog aufgegriffen worden: "Direkt am Meer" steht der Betrachter und doch scheint dieses so fern. Stufe für Stufe wird der Blick ans Wasser herangeführt, doch nicht nur vergitterte Balkone blockieren die Weite, wie ein erdiger Riegel schiebt sich das Wohnhaus von rechts ins Bild - das moderne Meer, reines Stückwerk.

Im Bild: Ausblick von einem Hotel an der Playa de Palma. "Ein schrecklicher 2-Sterne-Schuppen, aber das mit dem seitlichen Meerblick war nicht gelogen", schreibt Wolfgang Krüger.

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Quelle: Anna Klauke

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Bildtitel: Schiff, gestrandet

Die Bewegung im Stillstand gefangen; Natur, durchschnitten von den Straßen der Moderne und davor ein Dach, das einem aufgelaufenen Containerschiff gleich auf dem Trockenen steht - eine düstere Vision der Jetztzeit.

Im Bild: Ausblick in Washington - "Hören Sie beim Betrachten des Bildes auch schon die Klimaanlagen und Autos rauschen?", fragt Anna Klauke.

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Quelle: Armin Theissen

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Bildtitel: Atemlos in die Nacht

Unter der Oberfläche des romantischen Sonnenuntergangs irritiert die atemraubende Wirklichkeit: Smog, der gekonnt als Weichzeichner über der Stadt instrumentalisiert wird.

Im Bild: Sonnenuntergang durch den Mumbai-Smog

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Quelle: Georges Hausemer

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Bildtitel: Aus einem anderen Winkel

Dieses Bild wird dominiert, ja zerrissen von der unbändigen Kraft der spitzen Winkel: Dreiecke stoßen in die Bildmitte, ziehen sich bedrohlich zu den Hügelketten, deren Gipfel noch sanft gerundet sind. Sogar das Tier beugt sich am unteren Rand dem Winkel-Diktat - einer Macht, der kein Dach standhält.

Im Bild: Hotelblick in Georgien im Frühjahr 2014

Hotel schlechte Aussichten Hotelblick hotelview; Fürchterliche Hotelausblicke

Quelle: Sabine Hawpe

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Bildtitel: Schwarz-Rot-Grün

Wie Stelen fügen sich die Platten im dominierenden Rot, unterbrochen von tiefsinnigem Schwarz. Auf den ersten Blick scheint dieses prägende Bildelement für sich zu stehen, unterstützt von den klaren, geometrischen Formen der Begrenzungsmauern. Erst beim zweiten Hinschauen offenbart sich der Kontrast zur Natur, die im blühenden Busch und der kugelförmigen Baumkrone - vorwitzig in Szene gesetzt - sowie den hingetupften Grashalmen die strenge Form der rotschwarzen Stelen konterkariert.

Im Bild: Ausblilck in Lagos, Portugal: "Im Hotel war man bemüht und freundlich und gab uns zwei Tage später ein Zimmer mit einer schöneren Aussicht", schreibt Sabine Hawpe.

Hotel schlechte Aussichten Hotelblick hotelview; Fürchterliche Hotelausblicke

Quelle: André Möller

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Bildtitel: Hinterhof, später

In diesem Hof ist der Betrachter weder drinnen noch wirklich draußen, scheint es doch keinen Ausgang zu geben zwischen den engen Hausreihen. Dennoch vermitteln die flatternden Wäschestücke eine leichte Zuversicht, die dem Gefühl des Eingesperrtseins entgegenwirkt. Elementar ist das grüne Handtuch fast im Zentrum als Zeichen der Hoffnung.

Im Bild: Zimmeraussicht von einem Hotel in der Nähe von Ibiza-Stadt in den Hinterhof, "unweit der Promis-Hotspots und Großdiskotheken ist Ibiza nicht wirklich schick", schreibt Andre Möller.

Hotel schlechte Aussichten Hotelblick hotelview; Fürchterliche Hotelausblicke

Quelle: Tsengelsaikhan Nyamdorj

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Bildtitel: Im Netz

Mit den engen Maschen steht das Netz vor dem Fenster als Sinnbild für das selbstgewählte Gitter, das daran hindert, die eigene Komfortzone (symbolisiert vom leichten Stoff der Vorhänge) zu verlassen. Was hemmt ist die Vorstellung, dass es jenseits des Fensters nicht weitergeht, eine Mauer das Fortkommen stoppt. Einige Kunstkenner interpretieren jedoch das leicht geöffnete Fenster als Versprechen, dass eine Befreiung des Selbst nicht vergeblich wäre.

Im Bild: Hotel in Tokio

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Quelle: Brigitte Koppenhöfer

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Bildtitel: Lichtstreif ohne Horizont

Was stets im Dunkel blieb, ward nun gesehen: Der brachiale Einsatz der gleißenden Helligkeit verleiht den praktischen, aber unansehnlichen Gebrauchskästen einen Glanz, der wie jedwede Schönheit nicht von Dauer ist.

Im Bild: Blick aus einem Hotelzimmer in Diyarbakır, Türkei

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Quelle: Katharina Zorn

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Bildtitel: Reduktion des Wesentlichen

Dieses Werk erhält seine Spannung aus der scheinbaren Abwesenheit des zentralen Bildmotivs, des Meeres. Die unbeschnittene Vegetation irritiert den Blick, das Auf und Ab der fernen Berge scheint sich über der Mauer zu erheben, die das Bild flächig im goldenen Schnitt teilt. Darüber, das Meer.

Im Bild: Hotelbalkon in Mastichari auf Kos

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Quelle: Karlheinz Drechsel

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Bildtitel: Herbst, später

Dieses Bild gewinnt seinen Reiz durch die extreme Reduktion der Hauswandfarbe, welche sich bescheiden zurückhält und der Regenrinne und den grünen Balkonverschlägen zu einem großen Auftritt verhilft - zwei Elemente, die wiederum den Eindruck des Verwaschenen unterstützen.

Im Bild: Blick aus dem Hotelzimmer in Lissabon

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Quelle: Erwin Epple

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Bildtitel: Kindheitstraum

Der Künstler greift hier das geliebte Spiel aus seiner Kindheit auf, Klotz um Klotz stapelt er übereinander, fügt aneinander, lässt die Bausteine emporwachsen - so fokussiert auf sein Werk, dass die Außenwelt wie von Wänden links und rechts abgeschirmt bleibt.

Im Bild: "Das ist der Ausblick aus meinem Hotelzimmer in Hongkong. Das Zimmer ist im 12. Stock und sehr klein, aber billig", schreibt Erwin Epple.

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Quelle: Yvonne Treis

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Bildtitel: Schweinchens Steinhaus

Eine Allegorie auf unser illusorisches Gefühl von Sicherheit, hier symbolisiert vom Schutz der Steinmauern, errichtet von dem schlauesten der drei kleinen Schweinchen aus dem Märchen. Zwar widersteht das Steinhaus dem bösen, lungenstarken Wolf. Doch die empfindsame Künstlerseele weiß: Irgendwo gibt es immer ein Schlupfloch im steinernen Wall. Und der Wolf hat es soeben entdeckt.

Im Bild: "Auf unserer Reise entlang des Canal du Midi haben wir in einem Hotel in Carcassonne übernachtet. Das Hotelpersonal war sehr nett, das Zimmer sauber und preiswert, nur der Ausblick aus dem einzigen Fenster war gewöhnungsbedürftig", berichtet Yvonne Treis.

Hotel schlechte Aussichten Hotelblick hotelview

Quelle: Maximilian Schmidt

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Bildtitel: Nähe

Im gekonnten Spiel mit Licht und Schatten hat der Künstler ein Sinnbild für das gefestigte Über-Ich und das verborgene, beängstigende Unterbewusstsein geschaffen.

Im Bild: "Ausblick aus unserem Zimmer in einer Pension in Spalt (Bayern), wo wir nach einer Hochzeit übernachteten", schreibt Maximilian Schmidt. Man beachte den passenden Ortsnamen.

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Quelle: Ralf Haug

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Bildtitel: Schritt ins Ungewisse

Ein Motiv, das in seiner Schlichtheit eine nur scheinbare Sicherheit vermittelt. Denn das Geländer geleitet ins Bodenlose - ein perfides Spiel mit unseren Ängsten. Chapeau!

Im Bild: Aussicht in Grenoble, Frankreich: "Nicht nur beim Haus im Bild standen viele Schuhe auf den Fenstersimsen. Scheint ein Brauch in Frankreich zu sein", meint Ralf Haug.

Hotel schlechte Aussichten Hotelblick hotelview

Quelle: Ruth Anna Sammel

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Bildtitel: Ohne Titel

Manche Aussicht ist eine Zumutung, nicht nur für Künstlerseelen. Die Rettung liegt in der Leichtigkeit der sich auflösenden Bambuspflanzen.

Im Bild: Guesthouse in Islamabad

© SZ.de/sks/lala
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