Schlechtwetter-Alternativen für Wanderer:In die Höhle statt auf den Gipfel

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Falls das Wetter bei der Wanderung nicht mitspielt, gibt es Alternativen: Viele Höhlen, Erzminen und Schaubergwerke in Wandergebieten sind auch im Herbst noch für Besucher geöffnet. Eine Auswahl.

Daniela Dau und Katja Schnitzler

Altar unter Tage: Nicht nur die Bergleute von Hallein hofften bei ihrer gefährlichen Arbeit auf himmlischen Beistand. (Foto: Faszination Salzwelten Hallein)

Auch bei Regen müssen Besucher in Wandergebieten nicht im Tal bleiben. Diese Höhlen und Minen sind lohnende Ziele - unabhängig vom Wetter.

Salzbergwerk über Hallein, Salzburger Land, Österreich

Die Bergleute hielten sich im Dürrnberg über Hallein nicht mit Treppensteigen auf. Sie rasten auf einer Art Holzschiene von Stollen zu Stollen. Das sollen die Besucher auch, doch diese Rutsche ist eine Herausforderung: Steil, sehr steil führt sie in die Tiefe. Leider ist im Dunkeln nicht zu erkennen, wo die Fahrt endet - und wie. Die Touristen müssen sich also im blinden Vertrauen auf die Bergmannsrutsche setzen, die Beine links und rechts hochziehen und sich abstoßen, "aber ja nicht bremsen", mahnt der Führer - und verschweigt die Treppe gleich daneben. Zum Glück müssen die Besucher nicht alleine rutschen, sondern stürzen sich zu zweit oder dritt hinab ins Ungewisse. Noch beruhigender ist der Gedanke, dass Bergleute dies schon Tausende Male getan haben.

Überhaupt bewegen sich die Besucher im Salzbergwerk über Hallein, etwa 15 Kilometer südlich von Salzburg, insgesamt recht ungewöhnlich fort, und auch über zu wenig Körperkontakt kann niemand klagen. Sobald sich alle weite Schutzkleidung gegen Staub und Dreck übergezogen haben, dürfen sie aufsteigen: Die Waggons der Grubenbahn ziert ein langer Bock in der Mitte, auf dem die Besucher rittlings dicht an dicht sitzen. So rasen sie hinein in den Dürrnberg, der einst schon die Kelten mit Salz für ihre Vorräte versorgte und später die Erzbischöfe reich machte - und damit die Pracht von Salzburg ermöglichte.

Auf dem Rundgang durch die engen Stollen erklären Spielfilmausschnitte diese Geschichte und ein Führer, wie das Salz aus dem Gestein gewaschen wurde. Mit einem riesigen Floß fährt die Gruppe über einen unterirdischen Salzsee, quert unter Tage die Grenze nach Bayern, kehrt zurück nach Österreich und erschrickt vor dem "Mann im Salz", der halb vom Gestein umschlossen aus der Wand ragt. "Der hier ist nur aus Holz geschnitzt, aber gut gemacht, nicht wahr?", fragt der Führer. Er hat recht, die hölzerne Fratze erschreckt wohl fast so sehr wie einst der echte "Mann im Salz": ein verunglückter keltischer Bergmann, der vom Salz konserviert und Ende des 16. Jahrhunderts entdeckt wurde.

Noch bis Juli 1989 wurde im Dürrnberg Salz gewonnen, dann war der Abbau nicht mehr rentabel. Allerdings dürfte sich das Schaubergwerk lohnen, die Preise sind nicht gerade niedrig. Der Rundgang zahlt sich trotzdem aus, nicht nur weil die Geschichte des Salzes anschaulich und unterhaltsam dargestellt wird. Auch wegen der zwei Bergmannsrutschen, die sich dann doch kein Besucher entgehen lässt. Also rauf auf die Holzschiene, hoch die Beine und hinab ins Dunkel. Es ist so schnell wie befürchtet und lustiger als gedacht.

Die Salzwelten Hallein sind auch im Herbst und Winter geöffnet, Führungen finden ganztägig statt (bis 4. November von 9 bis 17 Uhr, vom 5. November bis 30. März von 10 bis 15 Uhr, Winterpause vom 6. bis 28. Januar)

Wendelsteinhöhle, Wendelstein, Bayern

Wer die Wendelsteinhöhle besichtigen will, muss ausnahmsweise nicht in die Erde hinabsteigen, sondern fährt erst einmal gemütlich den Berg hinauf. Als höchstgelegene Schauhöhle Deutschlands (1711 Meter über dem Meeresspiegel) zieht sie sich durch das Gipfelmassiv des Wendelsteins im Mangfallgebirge. Der Besucher-Eingang liegt genau hinter dem Bergbahnhof der Zahnradbahn, von dort aus gelangt man ohne Führung über 82 Stufen ins Innere der Höhle. Im Zickzack führt der Weg durch die Gesteinskluft zum Dom oder an den tiefsten Punkt. In der "Kältefalle" liegt selbst im Hochsommer noch Schnee - insgesamt ein Erlebnis, dass man für nur zwei Euro Eintritt auf jeden Fall genießen sollte.

Die Wendelsteinhöhle ist je nach Schneelage und Grad der Vereisung von Mai/Juni bis November geöffnet, hier finden Sie einen Plan der Höhle.

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Julia Troesser

Auf dieser Seite entdecken Sie den Berg in Südtirol, im Allgäu, Pinzgau und im Schwarzwald.

Mit primitiven Werkzeugen und unter Lebensgefahr arbeiteten die Knappen früher im Bergbau im Schneeberg. (Foto: BergbauWelt Ridnaun Schneeberg)

Bergbauwelt Ridnaun am Schneeberg, Südtirol

Ein höher gelegenes Bergwerk gab es in Europa nicht: Im Gebirgszug zwischen Ridnaun und Passeier in Südtirol erstreckte sich eine Erzlagerstätte auf einer Höhe von 2000 bis 2650 Meter. Dass der Schneeberg gewaltige Vorkommen an Silber, Blei und Zink enthielt, war schon vor knapp 800 Jahren in der Region bekannt. Die erste schriftliche Erwähnung des "argentum bonum de sneberch", des guten Silbers vom Schneeberg, stammt aus dem Jahr 1237. Um 1500 schufteten bereits knapp tausend Bergleute unter extremen klimatischen und arbeitstechnischen Bedingungen im Berg. Im Lauf der Jahrhunderte wuchs das Labyrinth aus Stollen, Schächten und Strecken auf eine Länge von 130 bis 150 Kilometer an. Das, was die Bergleute zutage förderten, machte die nahegelegene Stadt Sterzing reich und zu einem Zentrum des Bergbaus in Tirol. Erst 1985 wurden die Bergwerke von Ridnaun geschlossen.

Wie schwer die Arbeit wirklich war, sehen Interessierte bei einem Besuch der Bergwelt Schneeberg: Die gesamte Produktionskette eines Bergwerks ist erhalten, vom Abbau über den mühsamen Transport bis zur Aufbereitung. Viele Anlagen sind noch Originale. Bei einigen Führungen dürfen Besucher selbst zu Schlägel und Eisen greifen und versuchen, Erz aus dem Berg zu schlagen. Einige Touristenführer sind mit den Traditionen des Bergbaus eng verbunden, sie stammen von Knappenfamilien ab.

Die Bergbauwelt nahe Sterzing ist in diesem Jahr noch bis 4. November jeweils von Dienstag bis Sonntag und an den Dezember-Wochenenden zu besichtigen. Hier finden Sie weitere Informationen und das Führungsprogramm der Bergwelt Ridnaun Schneeberg.

Erzgruben-Erlebniswelt am Grünten, Allgäu

1738 Meter hoch erhebt sich der Grünten am Alpenrand im Oberallgäu. Wegen seiner markanten Lage wird der Bergrücken auch "Wächter des Allgäus" genannt - ein Wächter, der nicht nur auf die Region aufpasst, sondern sie lange Zeit auch aus seinem Inneren speiste. Seit dem 14. Jahrhundert wurde im Grünten Eisenerz abgebaut und diesem Umstand hat der Berg wohl auch seinen Namen zu verdanken: Grünten bedeutete früher im Dialekt "Glatzkopf". Zum Schmelzen des Eisenerzes waren große Mengen Holz notwendig, so dass bald nicht nur der Berg kahl war, sondern auch in der Umgebung Holzmangel herrschte.

Die Erzgruben-Welt Grünten, ein Museumsdorf in der Nähe ehemaliger Stollen, zeigt das harte Leben der Knappen, die an sechs Tagen in der Woche im Berg arbeiteten. Zwei bis zweieinhalb Stunden dauert das Programm, das neben Wissenswertem über die Geologie des Grünten und die Eisenverarbeitung auch eine Tour durch zwei unterirdische Gruben und den Andreas-Tagebau enthält.

Interessierte müssen sich beeilen: In diesem Jahr ist die Erzgruben-Erlebniswelt nur noch bis zum 28. Oktober geöffnet.

Nationalparks in Deutschland
:Schätze vor der Haustür

Naturschönheiten gibt es viele in der großen, weiten Welt, doch einige der wunderbarsten Landschaften sind ganz nah - in deutschen Nationalparks.

Hier finden Sie ein Schaubergwerk in Österreich und ein Museumsbergwerk im Schwarzwald.

Schaubergwerk Leogang, Pinzgau, Österreich

Das Skigebiet Saalbach-Leogang ist vielen Wintersportler ein Begriff. Auch Wanderer und Radfahrer schwärmen von dem 400 Kilometer langen Wegenetz rund um Leogang. Dass die Berge rund um die Gemeinde im Pinzgau auch von einem Labyrinth durchzogen sind, wissen dagegen nicht so viele. Eine Möglichkeit, diese Welt im Gestein zu erkunden, ist das Schaubergwerk Leogang. Der Bergbau hat im Salzburger Land eine jahrtausendelange Tradition, Leogang wird 1425 erstmals urkundlich erwähnt. Silber, Quecksilber, Kobalt, Kupfer, Blei und Nickel wurden in dem weitverzweigten Stollennetz aus dem Fels gehauen, mühsam aus dem Berg transportiert und anschließend aus dem Gestein gelöst.

Bei Führungen durch das Schaubergwerk Leogang können Besucher den gefährlichen Arbeitsplatz der Knappen besichtigen und sich im Bergbaumuseum über die seltenen Mineralien der Gegend informieren - allerdings in diesem Jahr nur noch bis zum 28. Oktober.

Museumsbergwerk Schauinsland, nahe Freiburg, Baden-Württemberg

Der Hausberg von Freiburg im Breisgau heißt Schauinsland und macht seinem Namen Ehre. Besonders im Herbst, wenn der Nebel das Tal ziert, bieten sich vom 1284 Meter hohen Gipfel aus hervorragende Aussichten bis zu den Vogesen, zur Hornisgrinde, dem höchsten Berg des Nordschwarzwaldes und sogar bis zu den Alpen. Doch nicht nur wegen des Panoramas ist der Schauinsland ein beliebtes Ausflugsziel, auch in seinem Inneren birgt er Attraktionen. Über 700 Jahre lang wurde hier Silber, Blei und Zink abgebaut und zwar so ertragreich, dass im 14. Jahrhundert einige Grubenunternehmer die Glasfenster für das Freiburger Münster stiften konnten. Das im Schauinsland gewonnene Silber wurde im nahen Freiburg gehandelt oder dort gleich zu Münzen geprägt. Erst 1954 ging der Bergbau im Schauinsland zu Ende.

Heute lagert das Bundesverwaltungsamt im Barbarastollen, einem umgebauten Teil des ehemaligen Bergwerks, auf Filmrollen kopierte Unterlagen und Dokumente von Behörden, Unternehmen, Vereinen und Privatpersonen. Ein anderer Teil der alten Erzgrube ist als Museumsbergwerk für Besucher zugänglich. Auf Führungen durch die engen Stollen bekommen Besucher einen ebenso feuchtkalten wie intensiven Eindruck von der Arbeit unter Tage, erklimmen über Leitern verschiedene Ebenen der Grube und lernen etwas über den Wandel von Abbaumethoden und der Werkzeuge im Lauf der Jahrhunderte.

Das Museums-Bergwerk Schauinsland ist vom 1. Mai bis zum 1. November geöffnet, im Oktober und November allerdings nur am Mittwoch, Samstag, Sonntag und an Feiertagen. Die Temperatur im Bergwerk beträgt ganzjährig plus acht Grad Celsius.

Bizarre Felsen, spektakuläre Tropfsteine: In Deutschland sind Dutzende Höhlen für Besucher zugänglich: Weitere Schönheiten unter Tage finden Sie auf dieser interaktiven Grafik:

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