Schlafen für Hartgesottene:Über Nacht ins Eishaus

Minusgrade, eisiger Wind, dichter Schneefall: Ideale Bedingungen für einen Iglu-Trip ins Berner Oberland. Dabei ist die Kälte nicht das größte Problem.

"Es ist draußen nicht zu kalt, und im Iglu sind so um die vier Grad plus", sagt Heidi Schwaiger vom Veranstalter Basecamp, der auf dem Männlichen oberhalb von Grindelwald in der Schweiz Iglus aufgestellt hat.

Zur Standardausrüstung gehören ein Holzbrett, das optimistisch als "Lattenrost" bezeichnet wird, ein Polarschlafsack mit Fleece-Inlay und ein paar Felle und Decken.

Doch die Kälte ist nicht das größte Problem in der Herberge, die nicht in Sternen zu kategorisieren ist. "Wo sind die nächsten Toiletten?", fragt ein Wintercamper. Richtig weit ist es zu den stillen Örtchen nicht - und dennoch so gut wie unerreichbar. "Der Berggasthof ist rund fünf Minuten entfernt - aber ohne Guide geht in der Nacht bitte niemand dorthin", sagt Heidi. Besonders im Schneesturm und im Dunkeln ist der Weg kaum zu finden.

Also hilft nur, die Getränke beim Abendessen zu rationieren und das Beste zu hoffen. Fondue oder Raclette stimmen die Teilnehmer auf das kühle Event ein - Winterspeck anlegen in letzter Minute. Um 21.15 Uhr ist dann der Abmarsch in Richtung Iglu - nach dem letzten Toilettengang, mit geputzten Zähnen und einem mulmigen Gefühl.

Nachtbekleidung nicht zu dick

Ob der Schlafsack auch warm hält, ist eine weitere große Sorge - zumindest bei jenen, die ihre Behelfsdecken nicht zusammenknöpfen und die Wärme wegkuscheln können. Thermounterwäsche oder ein normaler Schlafanzug - am Ende ist die Wahl der Nachtbekleidung egal. Nur zu dick darf sie nicht sein, denn dann nutzt der Schlafsack nichts mehr. Wichtig sind Mütze und Socken, sonst ist an Schlaf nicht zu denken.

Mannschaftsiglus gibt es in dem Camp auf dem Männlichen genauso wie Zwei-Mann-Schneehütten. Sechs Personen fasst das größte Iglu, in dessen Mitte ein Erwachsener aufrecht stehen kann.

Über Nacht ins Eishaus

Schwerer wird das in den Zwei- oder Drei-Mann-Unterkünften: Direkt hinter dem Eingang beginnt eine Art Schneepodest, auf dem die Betten hergerichtet sind. Die Entfernung zur Decke beträgt nicht mehr als einen guten halben Meter - aufrecht sitzen ist hier schon eine Herausforderung.

Durch den Schneesturm sind die Iglus von außen nicht so leicht zu erkennen - die Schneeblöcke, die mit einer Motorsäge aus dem Schnee geschnitten werden, haben inzwischen keine Zwischenräume mehr. "Am besten halten die Iglus, wenn es beim Bauen ein bisschen wärmer ist und die Teile dann über Nacht festfrieren", erklärt Heidi.

Schnee auf den Schlafsäcken

Die großen Iglus werden um Ballone herum gebaut, die kleinen Eisstein auf Eisstein im Rund. Die Eingänge sind niedrig und verwinkelt - damit es im Inneren nicht zieht. Besonders idyllisch sei es auf dem Männlichen - so heißt es -, wenn die Nacht klar ist, die Sterne zahlreich und der Sonnenaufgang spektakulär. Bei Schneesturm, feuchter Kälte und Wolken verhangenen Gipfeln hält sich der Spaß in Grenzen. Denn die Füße sind trotzdem eiskalt, wenn der Wind nur genug bläst und über Nacht den Schnee auf die Schlafsäcke gepustet hat.

Der Preis für die Iglu-Übernachtung richtet sich nach der Größe der Gruppe. Bei 20 Teilnehmern werden 155 Schweizer Franken (knapp 100 Euro) pro Person fällig.

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