Touristen-Visa für Saudi-Arabien:Züchtig reisen

Saudi-Arabien Wüste Ula Elefantenfels

Schön fotogen: der Elefantenfels in der Wüste Ula.

(Foto: AFP)
  • Bislang war Saudi-Arabien ein Ziel für muslimische Pilger, nun öffnet es sich auch dem (Luxus-)Tourismus.
  • So soll die Wirtschaft des Landes breiter aufgestellt werden - und das Image verbessert.
  • Doch auch mit Visum können Besucher nicht sorglos reisen, sondern müssen sich an sittenstrenge Regeln halten.

Von Paul-Anton Krüger

Saudi-Arabien öffnet sich für Touristen. Bürger aus 49 Staaten, darunter Deutschland, können seit dem Wochenende online Visa für einen Besuch des Königreichs beantragen, wie die Regierung in Riad mitteilte. Zugleich erließ das Innenministerium des konservativen Landes Vorschriften für das Verhalten in der Öffentlichkeit, die sicherstellen sollen, dass die islamischen Wert- und Moralvorstellungen nicht verletzt werden. So ist das Tragen zurückhaltender Kleidung vorgeschrieben, wobei Frauen die Schultern und Knie bedecken sollen, nicht aber die einem weiten Umhang gleichende Abaya tragen müssen.

Alkohol bleibt verboten, ebenso das offene Zeigen von Zuneigung zwischen den Geschlechtern. Unklar blieb, ob sich unverheiratete Paare ein Hotelzimmer teilen können. Wer sich nicht daran hält, dem droht eine Geldstrafe.

Saudi-Arabien gehört mit 16 Millionen Besuchern schon heute zu den wichtigsten Besucherzielen in der arabischen Welt. Die meisten aber kommen bislang als Pilger zu den heiligen Stätten des Islam in Mekka und Medina. Für den Hadsch, die große Wallfahrt, die jeder Muslim einmal im Leben unternehmen soll, sind weiterhin eigene Visa erforderlich.

Die neuen Touristenvisa berechtigen während des Zeitraums von einem Jahr zu Aufenthalten von insgesamt 90 Tagen. Sie sollen 440 Rial kosten, etwa 105 Euro. Die Einführung von Touristenvisa war bereits mehrmals angekündigt, aber immer wieder verschoben worden.

Eine halbe Million neue Hotelzimmer

Die Öffnung des Landes und der Ausbau der Tourismus-Industrie sind Teil der von Kronprinz Mohammed bin Salman verfolgten Strategie, die saudische Wirtschaft breiter aufzustellen. Bis zum Jahr 2030 soll, so der Plan, das Geschäft mit Urlaubern zehn Prozent zur Wirtschaftsleistung beitragen. Bis dahin sollen mehr als 60 Milliarden Dollar investiert und eine halbe Million neuer Hotelzimmer gebaut werden, wie Ahmed al-Khateeb sagt, der Vorsitzende der staatlichen Saudischen Kommission für Tourismus und nationales Erbe.

Auf einem Archipel im Roten Meer soll eine Reihe von Luxusresorts errichtet werden. Das Land bewirbt zunehmend aber auch historische Stätten, wie Mada'in Salih, monumentale Nabatäer-Gräber im Nordwesten des Landes, die 2008 von der Unesco als Weltkulturerbe anerkannt wurden. Ebenfalls zum Weltkulturerbe zählt al-Turaif. Die erste Hauptstadt der Dynastie der Sauds liegt nordwestlich von Riad und wurde im 15. Jahrhundert gegründet.

Saudi-Arabien steht für Krieg und Mord, nicht für Strandurlaub

Die Altstadt von Dschidda mit etlichen historischen Bauwerken zeugt von der Tradition als Handelsplatz mit Verbindungen nach Asien. Auch sie wurde als Weltkulturerbe registriert, ebenso wie Felsenmalereien in der Region Ha'il und al-Ahsa, eine der größten Oasen der Welt, die seit der Jungsteinzeit von Menschen bewohnt wird. Vorislamische Kulturdenkmäler wurden in dem Königreich aus religiös-ideologischen Gründen lange nicht öffentlich herausgestellt.

Vom Tourismus erhofft sich Saudi-Arabiens Führung auch, das internationale Ansehen des Landes wieder aufzubessern, das durch den Krieg in Jemen und den Mord an dem saudischen Kolumnisten Jamal Khashoggi schwer beschädigt ist. Khashoggi war am 2. Oktober vergangenen Jahres im Generalkonsulat seines Landes in Istanbul von einem 15-köpfigen Team getötet worden, das seine Leiche anschließend zerstückelte. Der Kronprinz hat nach Einschätzung der CIA mutmaßlich den Mord angeordnet. Das Kommando leitete einer seiner engsten Berater, mit dem der Kronprinz laufend in Kontakt gestanden habe.

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