Weil Erdöl ja gerade so günstig ist wie nie, lohnt der Blick in ein Land, das zu den größten Erdölförderern der Welt gehört: Saudi-Arabien. Der Staat wird ja auch von einem Sympathieträger regiert, der mit Andersdenkenden und kritischen Journalisten nicht zimperlich umspringt und das Mobiltelefon von befreundeten Milliardären wie Jeff Bezos mit Spionagesoftware infizieren lässt. Weil man ja nicht weiß, ob das Öl irgendwann noch gebraucht wird von den doofen Demokratien da drüben, ist der Prinz dabei, das Land zu diversifizieren, will heißen: Attraktionen zu schaffen, die Touristen anziehen, mit denen man auch gutes Geld verdienen kann.
Insofern darf es nicht verblüffen, dass der allmächtige Prinz nun die Erschaffung des ersten Skigebiets in seinem Land angekündigt hat. Schon von 2026 an, so heißt es in einer Aussendung, sollen "Amateure und professionelle Skifahrer" viele Pisten in verschiedenen Schwierigkeitsgraden hinuntersausen können. Nur 50 Kilometer vom "blauen Wasser des Roten Meeres" entfernt, mit Blick auf "gelbe Sanddünen" und inmitten der bis zu 2600 Meter hohen Berge solle diese "first-of-its-kind experience" den Menschen "abenteuerliche Momente" bescheren.
Alles klar?
Denn jetzt kommt es noch besser. Das "Trojena" genannte Projekt, Teil eines 500-Milliarden-Dollar-Investments, soll jährlich bis zu 700 000 Gäste empfangen, in "Ultra-Luxus-Familien- und Wellness-Resorts" und GLEICHZEITIG! "auf den Prinzipien des Ökotourismus fußen" sowie "Teil der globalen Anstrengung sein, die Natur zu schützen".
Kolumne "Ende der Reise":Total grünes Fliegen
Warum verkauft eine US-amerikanische Fluglinie jetzt Wein in Aludosen und hält das auch noch für nachhaltig? Versuch einer Rekonstruktion.
Natürlich! Wer möchte daran zweifeln, dass ein allmächtiger arabischer Fürst und Landeslenker auch die Quadratur des Kreises zustande bringt?
Das zeigt uns mal wieder, dass wir in Europa, in den Alpen, zu klein denken. Was spräche dagegen, statt blöder Skipisten bis auf 3200 Meter eine Art Wüstenlandschaft zu erschaffen, noch dazu, wo die Klimaerwärmung uns dafür hilfreich zur Hand geht? Man könnte Kamel-Touren durchs Ötztal anbieten und Palmen pflanzen vor dem Hintergrund letzter Gletscherreste. Das wäre mal eine "unique experience", die nicht nur die zahlungskräftigen Scheichs anlocken würde. Und das Ganze wäre selbstredend ein Beitrag zum globalen Klima- und Naturschutz, weil man keinen Kunstschnee mehr erzeugen und keine Pisten präparieren müsste. Yalla, yalla! Und: Inschallah!