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Sauber!:Deutschlands Badeseen im Test

Schwarze Schafe gibt es auch unter deutschen Badegewässern. Die sind aber zum Glück in der Unterzahl.

Wer sich an einem warmen Sommertag am Badesee erfrischen will, braucht den "richtigen Durchblick". Mindestens einen Meter tief sollte im Wasser klare Sicht herrschen, erläutert Juan Lopez-Pila, Fachgebietsleiter Virologie beim Umweltbundesamt in Berlin.

"Dann droht von den Algen her keine Gefahr", so der Experte. Sei das Wasser dagegen durchweg trübe oder schwimme gar ein grüner Algenfilm auf der Oberfläche, rät er von einem Bad dringend ab: "Vor allem manche Blaualgen sind Produzenten von gefährlichen Giften."

Größtenteils gute Messwerte

Zwar müssen sich Badelustige an europäischen Binnengewässern kaum Sorgen machen: nach dem EU-Badegewässerbericht 2001 weisen 93,6 Prozent der Badeseen und Flussbadestellen in Deutschland eine gute oder akzeptable Wasserqualität auf, bei Stränden liegt der Wert noch höher.

Dennoch können Ausnahmen den Badespaß verderben, berichtet die von der Stiftung Warentest in der neuesten Ausgabe ihrer Zeitschrift "test". Mehr als 350 Badestellen in Deutschland wurden unter die Lupe genommen. Das Fazit: Zwar werde die Qualität der Gewässer langsam besser, besonders Badeseen in und um Berlin, Darmstadt und in Teilen Sachsens seien in den vergangenen Jahren aber immer wieder wegen zu hoher Belastung mit Algen und Bakterien aufgefallen.

An manchen Stellen wird es unappetitlich

Ausschläge, Durchfall und Erbrechen können die Blaualgen verursachen, wenn sie die Haut berühren oder gar mit dem Wasser verschluckt werden, so die Experten. Ein weiteres Anzeichen für die Qualität von Gewässern sind Bakterien, besonders die so genannten fäkalcoliformen Arten. "Sie übertragen selbst keine Krankheiten, sind aber immer mit Fäkalien verbunden", so Lopez-Pila. Bedenklich seien vor allem menschliche Ausscheidungen.

Die Witterung spielt für die Qualität der Binnengewässer ebenfalls eine Rolle: "Eine Algenblüte ist bei heißem Wetter eher zu erwarten als bei kühler Witterung", so Lopez-Pila. Bakterien hingegen stürben eher ab, wenn es zu heiß werde. Besondere Vorsicht sei bei einem Bad nach einem heftigen Regenguss geboten: "Dann werden Schadstoffe hineingeschwemmt." Generell seien die Gewässer nach einem Wolkenbruch stärker belastet.

Um die Wasserqualität zu ermitteln, hat die EU laut Lopez-Pila darüber hinaus Grenzwerte etwa für die Teerbelastung an Stränden und Mineralöl-Rückstände im Wasser festgelegt. Diese Verunreinigungen seien für den Laien in der Regel ebenso wenig zu erkennen wie die bakterielle Belastung eines Gewässers. "Die Umweltministerien der Länder geben aber mittlerweile oft Auskunft auf ihren Internetseiten", so der Experte. Zusätzlich informieren auch die örtlichen Gesundheitsämter.

Quellen: sueddeutsche.de/dpa/Stiftung Warentest

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