Städtereise in Russland:Feiern, skaten, essen im Kreativ-Cluster "Sevkabel Port"

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Noch neuer und noch schwerer zu finden ist das Kreativ-Cluster "Sevkabel Port", welches erst im September 2018 seine Tore öffnete. Es liegt ein paar Kilometer vom Stadtzentrum entfernt auf der Wassiljewski-Insel direkt am Finnischen Meerbusen. Benannt ist der neue öffentliche Raum nach dem russischen Kabelhersteller Sevkabel. Dieser produzierte hier schon zu Sowjetzeiten Leitungen, Taue und Trosse in einer Fabrik des ehemaligen deutschen Elektrotechnikunternehmens Siemens & Halske.

Als die Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg Leningrad einkesselte, wurde hier das mehr als hundert Kilometer lange "Lebenskabel" hergestellt, das die Stadt unter Wasser durch den Ladogasee mit der überlebenswichtigen Elektrizität aus einem Kraftwerk der Kleinstadt Wolchow versorgte.

Panorama

Im Leuchtturm auf dem Gelände von "Sevkabel Port": Blick über den Finnischen Meerbusen.

(Foto: Ewdokia Gorbowskaja)

Inzwischen sind die ehemaligen Fabrikhallen umfunktioniert worden. Schon von 2017 an wurden sie sporadisch als Veranstaltungsräume genutzt, nun sind sie seit einem halben Jahr für jeden täglich von zehn bis 23 Uhr bei freiem Eintritt zugänglich. Wobei auch hier alles ein bisschen provisorisch wirkt, es wird immer noch kräftig umgebaut.

Wo früher Sevkabels Forschungs- und Entwicklungsabteilung war, befinden sich nun Wohnungen und Büros sowie verschiedene Bars und Restaurants wie der "Axiom Pub", der Hamburger-Brater "Meat Up" und die Falafel-Station "Easy Hummus".

In den ehemaligen Kesselraum zog der "KPD Club". Er wird von dem Petersburger Club-Betreiber und Festival-Organisator Tekstil Music Team geführt, der den Club vielseitig bespielt: Techno-Partys finden ebenso statt wie Konzerte von Indie-Musikern und Film-Vorführungen.

Nebenan hat die Bar und Brauerei "Piwmasteria 17m" eröffnet, die nicht nur Craft-Bier ausschenkt, sondern Gästen auch die Möglichkeit bietet, ihren eigenen Sud im Braukessel anzurühren.

Fantastischer Blick über den Finnischen Meerbusen

Ziemlich wild geht es in der Halle zu, in der sich Teenager auf Skateboard-Rampen austoben. An Wochenenden wird auch auf dem Basketball-Platz gespielt. Besucher können das ganze Gelände erkunden, das im Sommer für Konzerte, Streetart- und Tanz-Festivals sowie alle möglichen Workshops genutzt wird.

Das Schönste an der Anlage ist aber vermutlich der fantastische Blick von einem Leuchtturm aus: über den Finnischen Meerbusen nach Westen oder auf Sankt Petersburg im Osten.

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