Salzburger Land:Rutschfest auf die "Regen-Kanzel"

Über gutes Schuhwerk sollte schon verfügen, wer die höchsten Wasserfälle Österreichs in Krimml erklimmen will. Ansonsten ist die Route kinderleicht.

Auf dem schmalen Pfad wird abwechselnd Englisch, Arabisch, Polnisch, Italienisch, Russisch oder Deutsch gesprochen: Wer nach einem modernen Babylon sucht, muss im Sommer nur in die Alpen fahren und an den Krimmler Wasserfällen die Ohren spitzen.

Salzburger Land: Bis zum Oberen Fall in Krimml gelangen nicht alle Wanderer.

Bis zum Oberen Fall in Krimml gelangen nicht alle Wanderer.

(Foto: Foto: dpa)

Die Sprachverwirrung wird mit jeder der bergauf spazierenden Urlaubergruppe größer - es ist die reinste Völkerwanderung, die da Tag für Tag im Pinzgau stattfindet. Aus vieler Herren Länder reisen die mehr als 400 000 Besucher pro Jahr an, um im äußersten Westen des Salzburger Landes die höchsten Wasserfälle Österreich zu bestaunen.

Etwa 380 Meter stürzt die von 23 Gletschern gespeiste Krimmler Ache in drei Stufen in die Tiefe. Im Schnitt rauschen 57,2 Kubikmeter Wasser pro Sekunde ins Tal - ein beeindruckendes Schauspiel, das einen Mordskrach verursacht.

Doch nicht zu jeder Tageszeit führt der Gebirgsbach gleichmäßig Wasser. Im Sommer schwillt die Ache in den Abendstunden am stärksten an, nachdem die Nachmittagssonne oberhalb der Fälle den Schnee und das Eis kräftig zum Schmelzen gebracht hat.

Attraktion mit Tradition

Der Wasserfall als durchorganisierte Touristenattraktion - in Krimml ist das seit mehr als 125 Jahren so. Bereits 1879 wurde der erste Weg zu den Fällen eingerichtet, die heutige Strecke stammt aus dem Jahr 1901. Um einen Blick auf das stürzende Wasser werfen zu können, sind zunächst 1,50 Euro Eintrittsgebühr zu zahlen. Am Fuß der Fälle ist alles käuflich, was Touristen an solch einem Ort gebrauchen könnten: Kleinbildfilme, Eis, Ansichtskarten, ja sogar Wanderschuhe.

Gutes - aber nach Möglichkeit schon eingelaufenes - Schuhwerk ist auf dem Wasserfallpfad tatsächlich notwendig. Der Weg nach oben ist zwar nicht besonders steil und schmal. Wegen der stobenden Gischt kann er aber vor allem im unteren Drittel schnell rutschig werden - einer der Aussichtspunkte heißt passend dazu "Regen-Kanzel".

Aufstieg für die ganze Familie

Am leichtesten zugänglich ist die untere der drei Fallstufen. Vor allem Kinder klettern zu seinen Füßen gerne einen kleinen Felsenhang hoch und lassen sich vom fein zerstäubten Spritzwasser nass regnen. Einen schönen Blick auf den unteren Fall bieten aber auch die Abzweigungen von dem Pfad, der sich nur wenige Meter vom Gebirgsbach entfernt den Hang hinauf schlängelt.

Hier lässt sich auch die "Völkerwanderung" am besten beobachten. Die im nahen Zell am See in den Luxushotels logierenden Araber treten nicht selten als Großfamilie auf. Andere Menschen sind unterwegs mit Nordic-Walking-Stöcken in den Händen, großen Hunden an der Leine oder kleinen Kindern im Buggy. Bis zum oberen Fall, der sich 1460 Meter über dem Meer befindet, laufen aber längst nicht alle - für viele ist der 1306 Meter hoch gelegene Gasthof "Schönangerl" der Wendepunkt.

Mancher nutzt dann die Zeit nach der Rückkehr zum Parkplatz, um sich noch die "WasserWunderWelt" Krimml anzuschauen, einen kleinen Themenpark rund um das erfrischende Nass. Für sieben Euro Eintritt inklusive des Zutritts zu den Fällen erfahren Besucher hier zum Beispiel mit Hilfe physikalischer Experimente, wie das Wasser der Alpen genutzt wird und welche verschiedenen Formen von Wasser es gibt. Alles wird praxisnah erklärt - und Möglichkeiten zum Erholen nach der "Völkerwanderung" entlang der Ache gibt es hier ebenfalls.

Informationen: Tourismusverband Krimml, A-5743 Krimml (Tel. von Deutschland: 0043/6564/723 90, Fax: 0043/6564/72 39 14).

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