Ruhrgebiet:Landschaftspark Duisburg - Toll, dass es hier mal so hässlich war

Aus einem Ungetüm der Schwerindustrie ist eines der lohnendsten Ausflugsziele des Ruhrgebiets geworden.

Von Irene Helmes

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Landschaftspark Duisburg

Quelle: ; Thomas Berns

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Wie es hier einmal gedröhnt, gequalmt und gerochen haben muss - wer die Roheisenproduktion nie selbst erlebt hat, kann der Fantasie freien Lauf lassen. Der Landschaftspark Duisburg-Nord ist ein begehbares Denkmal, eine kolossale Erinnerung an die Industrieära des Ruhrgebiets. Besonders für Besucher aus anderen Landesteilen ein vielleicht ungewöhnliches, aber umso aufschlussreicheres Ziel.

Aus grau mach schick: Vor fast 20 Jahren, im Dezember 1996, wurde die Lichtinszenierung des britischen Künstlers Jonathan Park präsentiert. Bei Dämmerung beginnen die zentralen Anlagen in Neonfarben zu leuchten. 15 der insgesamt 180 Hektar Parkfläche werden so nachts besonders eindrucksvoll. Freitag bis Sonntag sowie an Feiertagen gibt es das volle Programm, in den anderen Nächten läuft die Farbenshow auf Sparflamme.

Abgesehen davon gibt es kein zu spät oder zu früh für Abstecher in den Park: Der Eintritt ist frei und das rund um die Uhr.

Landschaftspark Duisburg

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Wenn sie doch ein paar Euro übrig haben, können Besucher mit Fackeln oder Stirnlampen ausgerüstet bei Führungen denjenigen durch das Gelände folgen, die das Hüttenwerk noch in Aktion kannten und davon zu erzählen wissen. 1500 Menschen arbeiteten in den erfolgreichsten Zeiten dort. Am Ende, als Folge der Strukturkrise, nur noch etwa ein Viertel davon.

1985 wurde die Produktion stillgelegt und es verging ein Jahrzehnt, bis der Landschaftspark für Publikum öffnete. Seit dem Jahr 2000 ist er denkmalgeschützt. Die Erinnerung an die einstige Plackerei wird auch durch Projektionen zeitgenössischer Filmaufnahmen in einigen Hallen wachgehalten. Schwarz-weiß flackern Bilder an den Wänden und das Getöse der Maschinen dringt aus Lautsprechern.

Landschaftspark Duisburg

Quelle: Thomas Berns

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Wo einst allein im Hochofen 5 täglich unter mächtigem Lärm bis zu 1000 Tonnen Roheisen produziert wurden, ist ansonsten Ruhe eingekehrt. Hunderte Pflanzen- und Dutzende Vogelarten sind inzwischen heimisch. So bietet sich das Gelände auch für Frühlingsspaziergänge an.

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Sofern man bei diesen nicht nur Lust auf pure Natur, sondern auch auf "Landschaft" der etwas anderen Art hat.

Landschaftspark Duisburg

Quelle: Thomas Berns

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Neben den Relikten des Hüttenwerks schlängeln sich Wege für Spaziergänger und Radfahrer, an manchen Stellen eine fast surreale Mischung.

In gewisser Weise hat die Geschichte im Landschaftspark einen Kreis vollzogen, denn bevor die Industrie das Gelände eroberte, prägten hier Bauernhöfe, Obstbäume und Äcker das Bild.

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Quelle: Thomas Berns

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Als es darum ging, was mit den unbrauchbar gewordenen Produktionsanlagen des Thyssen-Hochofenwerks geschehen sollte, ließen sich die Verantwortlichen alles mögliche einfallen, nicht zuletzt für Sportbegeisterte.

21 Millionen Liter Wasser: Was früher als Gasspeicher diente, ist heute das größte Indoor-Tauchbecken Europas.

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In einer ehemaligen Gießhalle spannt sich ein Hochseilparcours, ...

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... der auch zwischen die Hochöfen 1 und 2 führt. Drei Stunden lang können sich Besucher so über den Park hangeln - mit einem teils weiten Ausblick.

Zusätzlich gibt es einen Klettergarten, auch Fahrräder können vor Ort gemietet werden. Besonders in den warmen Monaten finden Kulturveranstaltungen statt, etwa Open-Air-Kinoabende und Konzerte.

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Der Hochofen 5 hat eine Plattform auf 70 Metern Höhe, die besonders bei Beleuchtung eine Aussicht wie auf eine Filmkulisse bietet. Im Restaurant "Hauptschalthaus" wiederum sitzen die Gäste stilecht in einem von Rohren und Leitungen gesäumten Gewölbe mit Panoramafenster.

Wie sich das Gelände im vergangenen Jahrhundert verändert hat, ist hier in einer virtuellen Zeitleiste zu sehen. Dass die Verwandlung gelungen ist, spricht sich auch international herum: Die britische Zeitung Guardian hat den Landschaftspark 2015 zu einer der zehn schönsten urbanen Grünanlagen der Welt erklärt - in illustrer Gesellschaft wie der High Line von Manhattan oder dem Renaissance-Garten Boboli von Florenz.

Eine Auswahl von weiteren Parks und Gärten, die in Deutschland einen Besuch wert sind, findet sich hier.

© SZ.de/mkoh/holz
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