Auch wenn man nicht gegen ein Regime arbeiten muss, gibt es bei Restaurierungsarbeiten immer wieder böse Überraschungen. Welche warteten im Dom auf Sie?
Die blieben zum Glück aus, denn die wesentlichen Unterlagen waren erhalten, so dass wir für den Wiederaufbau eine gute Grundlage hatten. Schwieriger war der Mangel an Material in der DDR. Da bin ich heute noch allen dankbar, die Tipps hatten, wer zum Beispiel Leuchterteile nachgießen konnte. So gab es immer einen Weg. Man musste aber erst die Kirchenleitung überzeugen.
Wie brachten Sie diese auf Ihre Seite?
Zum Beispiel bei der Restaurierung der Mosaiken in der Kuppel, von denen nur ein Original den Krieg überstanden hatte: Statt die Mosaiken wiederherzustellen, wollten einige in der Gemeinde auf moderne Künstler setzen. Also besuchten wir gemeinsam den Leiter der Denkmalpflege Dresden, Hans Nadler, der mehr Abstand zum Zentralkomitee hatte. Er zeigte uns die Arbeiten in der Semperoper und beschrieb, wie sie bis nach Wien gereist waren, um dort ein Dekorteil für die Oper zu kopieren. Da wir in Berlin ja sogar noch über den Schatz eines Originalmosaiks verfügten, sollte die Gemeinde die Kuppel doch wieder wie früher herrichten, regte Nadler an - mit Erfolg.
Sie haben 2005 die Arbeiten abgegeben und sind im Ruhestand. Was ist heute ihr Lieblingsplatz im Berliner Dom?
Da kann ich nicht nur einen einzigen Ort nennen. Aber wenn mir Besucher und Schülergruppen entgegenkommen, freue ich mich, dass ich für sie eine ganze Menge retten konnte. Dinge, die damals niemand interessiert haben, aber die die Menschen heute sehen wollen. In den Kuppelraum in der Predigtkirche kommen nicht nur an Konzerten, sondern auch jeden Sonntag mehr als 600 Besucher. Und das im ungläubigen Berlin!
Was wünschen Sie Ihrem Dom?
Dass die von der DDR abgerissene Denkmalskirche wieder aufgebaut wird und die Prunksarkophage der Hohenzollern wie früher würdig präsentiert werden. Das Fehlen der Denkmalskirche an der Nordseite ist ein Makel. Doch beim Thema Hohenzollern winken alle ab, während in Italien mit dem Erbe der Medici viel sorgsamer umgegangen wird. Im Rückblick hätten wir viel mehr um den Erhalt der Denkmalskirche kämpfen müssen.