Das Mansudae Art Studio hat seit der Gründung 1959 fast alle Personenkult-Aufträge der Diktatoren des Landes, wie das gleichnamige 20 Meter hohe Großmonument in Bronze von Kim Il-sung und Kim Jong-il, in die Landschaften gestellt. Nicht nur die Mansudae-Skulpturen in Pjöngjang sind die größten Bronzen der Welt, sondern auch das Studio ist gewaltig - mit 4000 Angestellten, davon 1000 an Kunstakademien ausgebildete Maler, Grafiker und Bildhauer, die seit 1990 auch in Asien, im arabischen Raum und in Afrika arbeiten, sagt Pier Luigi Cecioni, der Mansudae im Westen vertritt. Allein für das Agostinoh-Neto-Mausoleum hat Angola 55 Millionen Dollar überwiesen. Syriens damaliger Präsident Hafis al-Assad gab 1989 ein Diorama in Erinnerung an den Oktoberkrieg aus dem Jahr 1973 gegen Israel in Auftrag, ein Zwillingswerk, ebenfalls aus Nordkoreas Studio, steht in Kairo.
Doch das Profil der Aufträge scheint sich zu ändern. 2005 rekonstruierte das Studio in Frankfurt den Märchenbrunnen vor der Alten Oper, 2009 eröffnete eine Galerie im 798 Art District in Peking. Der Pulloverfabrikant Luciano Benetton veröffentlichte 2010 seinen Sammlungskatalog der Studiokunst, die auf der Affordable Art Fair in Mailand als Contemporary Art durchgeht. Auf der Website von Mansudae ("Today's Art from North Korea") kann man Kunst bestellen. Auch im Angkor-Panorama-Museum werden Gemälde und Skulpturen zwischen 200 und 1000 Dollar verkauft. Mansudae setzt Millionen um.
Der Eintritt kostet nicht mehr als 20 Dollar - so viel wie eine falsche Rolex auf dem Markt
In Angkor hat das Studio, das sonst nur auf Rechnung ausliefert, jetzt erstmals selbst investiert: 24 Millionen Dollar. Das klingt durchaus ehrgeizig. Am Tag des Besuchs war das Museum leer, und das Licht musste erst eingeschaltet werden, aber bald soll das neue Eintrittsgebäude der Apsara National Authority öffnen. Der Tagespass für das Panorama im Museum plus animiertem Film kostet so viel wie das echte Angkor, also sehr wenig: Nur 20 Dollar, so viel wie eine falsche Rolex im Central Market.
Es bleibt abzuwarten, ob die neue Betreibergesellschaft wieder nur die Gewinne aus dem Weltkulturerbe einsteckt, denn die riesige Anlage ist in Wirklichkeit ein extrem fragiles 3-D-Puzzle und kein Klettergerüst für Massentouristen. Die Strapazen, denen Angkor seit Jahrhunderten durch Plünderung und Zerstörung von Mensch und Natur im tropischen Klima ausgesetzt ist, lassen sich nicht rückgängig machen. Die Behörden müssten dringend in den Erhalt investieren, wie es das German Apsara Conservation Project der Fachhochschule Köln seit Jahren macht. Bedauerlich daher, dass Deutschland die Mittel dafür 2015 auf 100 000 Euro gekürzt hat.
Doch das Panorama-Museum trägt nun gar nichts dazu bei, es ist ein fragwürdiges Kulturtransfer-Investment, das vom boomenden Tourismus am Mekong profitieren will, während die eigene Königsstadt der Goryeo auf der koreanischen Halbinsel, die zur selben Zeit wie Angkor ein Imperium regierten, verfällt. Die Entscheidung, die Bauten der Goryeo-Dynastie in die Unesco-Weltkulturerbeliste aufzunehmen, wurde 2013 in Phnom Penh getroffen. Der Phantomschmerz einstiger Größe verbindet beide Länder. Er hatte Kambodscha unter Pol Pot ins Desaster geführt, als dieser an die alte Größe des Khmer-Reiches anknüpfen wollte. Doch dessen König Jayarvarman VII. war kein einsamer Tyrann wie Kim Jong-un, der seine Offiziere hinrichtet, wenn sie beim Karaoke falsch singen.